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Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Titel: Exil im Kosmos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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geschmeidige Bestie ein weit größeres Tier an und tötete es. Andere kleine Tiere huschten von allen Seiten heran, fielen über den Kadaver her und rissen Fetzen blutigen Fleisches heraus. Rawlins hörte die knackenden und reißenden Geräusche.
    Keine Sonde erschien, um ihn zu befreien.
    Er kam sich vor wie eine angebundene Ziege in nächtlicher Steppe, ein lebendiger Köder.
    Die kleinen Raubtiere hatten ihre Arbeit getan. Sie kamen über den Platz getrabt, direkt auf seinen Käfig zu – kleine, wieselartige Tiere mit großen, spitz zulaufenden Köpfen und paddelförmigen Pfoten, aus denen gelbe, gebogene Krallen ragten. Ihre roten Augen beobachteten ihn aufmerksam, beinahe nachdenklich. Schwärzliches Blut klebte dick an ihren Schnauzen.
    Sie näherten sich. Eine lange, schmale Schnauze schob sich zwischen die Gitterstäbe. Rawlins stieß mit dem Fuß nach ihr. Die Schnauze zog sich zurück. Weiter links erschien eine andere. Dann waren es drei Schnauzen.
    Und dann begannen die Tiere von beiden Seiten in den Käfig zu schlüpfen.

Kapitel 31
     
    Boardman hatte sich in Zone F ein behagliches kleines Nest eingerichtet. Sein Alter, fand er, rechtfertigte Bequemlichkeit. Überdies war er nie ein Freund spartanischer Lebensweise gewesen, und als Ausgleich für diese anstrengenden und riskanten Reisen pflegte er mit sich zu führen, was er an Annehmlichkeiten brauchte. Sonden hatten alle notwendigen Dinge hereingebracht. Unter der milchig weißen Kuppel eines aufblasbaren Zelts hatte er ein Privatquartier mit Teppichen, Vorhängen, elektrischer Heizung und einer Hausbar eingerichtet. Er schlief in einem zusammenklappbaren Feldbett mit weicher Matratze und dicker Steppdecke. Alkoholika und andere Gaumenfreuden waren immer in Reichweite. Er wusste, dass die anderen Männer im Lager, die unter weitaus primitiveren Bedingungen leben mussten, ihm seinen Luxus nicht neideten. Sie erwarteten, dass ein hohes Tier wie Boardman gut lebte.
    Einer der Freiwilligen, ein Mann namens Greenfield, kam herein und tippte an seinen Mützenschirm. »Wir haben eine weitere Sonde verloren, Sir«, sagte er. »Damit bleiben in den inneren Zonen noch drei übrig.«
    Boardman zündete sich eine Zigarre an und paffte mit finsterer Miene. Nach einer Weile sagte er: »Was meinen Sie wird Müller die auch erwischen?«
    »Ich befürchte es. Er kennt die Zugangswege besser als wir. Er überwacht sie alle.«
    »Und Sie haben keine Sonden auf Wegen hineingeschickt die wir nicht auskundschaftet haben?«
    »Zwei, Sir. Beide sind verlorengegangen.«
    »Hmm. Dann sollten wir viele auf einmal losschicken und hoffen, dass wenigstens eine von ihnen an Müller vorbeikommt. Rawlins hat es satt, im Käfig zu sitzen. Ändern Sie das Programm ab, ja? Ich würde sagen, wir sollten zwanzig Sonden gleichzeitig auf den Weg bringen.«
    »Wir haben nur noch drei«, sagte Greenfield.
    Boardman biss krampfhaft in seine Zigarre. »Drei hier im Lager, oder drei insgesamt?«
    »Drei im Lager. Drei weitere draußen. Sie befinden sich zur Zeit unterwegs zu uns.«
    »Wer ist dafür verantwortlich? Rufen Sie Hosteen! Die Ingenieure draußen sollen sofort an die Arbeit gehen! Ich will, dass bis morgen früh zehn neue Sonden zur Verfügung stehen! Nein, was sage ich, zwanzig! Eine unglaubliche Fahrlässigkeit, Greenfield!«
    »Ja, Sir.«
    »Gehen Sie!«
    »Ja, Sir.«
    Boardman paffte wütend. Er zog die Hausbar heran, schenkte sich einen Cognac ein, dann trank er noch einen. Die Situation wurde allmählich unerträglich. Er wusste, dass er in Gefahr war, seine Erfolgsaussichten zu verlieren. Was, wenn er mit leeren Händen zurückkehrte? Es wäre das Schlimmste, was ihm passieren könnte. Die Misslichkeit seiner Lage war nicht länger zu leugnen. All diese mühseligen, behutsamen Schritte, die unvorhergesehenen Komplikationen. Sah es einen Tag aus, als sei das Ziel in greifbare Nähe gerückt, brachte der nächste Tag einen Rückschlag. Rawlins im Käfig. Rawlins und seine moralischen Bedenken. Müller und seine neurotische Weltanschauung. Dieses nervenzermürbende Labyrinth mit seinen Fallen und den kleinen Bestien, die einem nach den Fersen schnappten. Und im Hintergrund die wartenden Fremden vom anderen Ende der Galaxis, für die selbst ein Charles Boardman nicht mehr war als eine fühllose Kartoffel. Ein alles überschattendes Verhängnis. Boardman drückte gereizt seine Zigarre aus, dann ärgerte er sich darüber, weil er sie noch nicht halb geraucht hatte. Verdrießlich

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