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Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Exil im Kosmos: Roman (German Edition)

Titel: Exil im Kosmos: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Vorschlag ernst zu nehmen. »Haben Sie einen Schlüssel, mit dem Sie mich wieder herauslassen können?«
    »Ich habe ein paar Waffen. Wir können die Gitterstäbe mit einem Laser durchschneiden und Sie befreien, sollte es nötig werden.«
    »Das wäre destruktiv. Sie sagten, es solle nichts in diesem Labyrinth zerstört werden.«
    »Manchmal muss man etwas zerstören, um daraus zu lernen. Vorwärts, Ned. Gehen Sie in den Käfig.«
    Müllers Stimme wurde hart. Er stand erwartungsvoll und etwas vorgebeugt, die Arme leicht gekrümmt an seinen Seiten. Als ob er drauf und dran wäre, mich eigenhändig in den Käfig zu werfen, dachte Rawlins.
    Boardmans Stimme murmelte in sein Ohr: »Tun Sie, wie er sagt, Ned. Gehen Sie in den Käfig. Zeigen Sie ihm, dass Sie ihm vertrauen.«
    Ich vertraue ihm, dachte Rawlins, aber ich traue diesem Käfig nicht.
    Er hatte unbehagliche Visionen, wie der Boden aus dem Käfig fiel, sobald die Gitter geschlossen wären; wie er selbst in einen unterirdischen Säurebottich stürzte, oder in eine Abfallgrube für gefangene Feinde. Welche Sicherheit habe ich, dass es nicht so ist?
    »Tun Sie es, Ned«, murmelte Boardman.
    Es war eine verrückte Geste. Rawlins trat über die Reihe der kleinen Öffnungen und nahm mit dem Rücken zur Seitenwand Aufstellung. Im nächsten Augenblick hoben sich die Gitterstäbe aus dem Boden, bis sie nahtlos oben anschlossen. Der Boden schien stabil zu sein. Keine Todesstrahlen stachen nach ihm. Seine ärgsten Befürchtungen erfüllten sich nicht; aber er war ein Gefangener.
    »Faszinierend«, sagte Müller. »Das ist eine intelligente Reaktion. Als ich es mit Tieren versuchte, geschah nichts, weder bei toten noch bei lebendigen. Wie erklären Sie sich das, Ned?«
    »Ich freue mich, dass ich Ihnen behilflich sein konnte; nun wäre ich glücklich, wenn Sie mich herausließen.«
    »Ich kann die Bewegungen der Gitterstäbe nicht steuern.«
    »Sie sagten, Sie würden sie mit einem Laser durchschneiden.«
    »Aber warum so schnell? Warten wir noch ein wenig, nicht? Vielleicht öffnet der Käfig sich nach kurzer Zeit wieder von selbst. Sie sind dort drinnen völlig sicher. Ich werde Ihnen Essen bringen, wenn Sie hungrig sind. Werden Ihre Kollegen Sie vermissen, wenn Sie bei Anbruch der Dunkelheit nicht zurück sind?«
    »Ich werde ihnen eine Botschaft senden«, sagte Rawlins bedrückt. »Aber ich hoffe, dass ich bis dahin draußen sein werde.«
    »Ruhig bleiben«, riet Boardmans Stimme. »Wenn nötig, können wir Sie aus dem Käfig herausholen. Es ist wichtig, in jeder Weise auf Müller einzugehen, bis Sie ein echtes Vertrauensverhältnis zu ihm erreicht haben. Wenn Sie mich gehört haben, berühren Sie Ihr Kinn mit der rechten Hand.«
    Rawlins tat es.
    Müller sagte: »Das war eine mutige Tat von Ihnen, Ned. Oder eine dumme. Ich bin manchmal nicht ganz sicher, ob es da einen Unterschied gibt. Jedenfalls bin ich Ihnen dankbar. Ich musste herausbringen, was es mit diesen Käfigen auf sich hat.«
    »Freut mich, dass ich Ihnen nützlich sein konnte«, antwortete Rawlins. »Sie sehen, so monströs und bestialisch sind die Menschen gar nicht.«
    »Sie sind es nicht bewusst. Aber es ist in ihnen. Hier, lassen Sie sich erinnern.« Er trat an den Käfig und legte seine Hände an die glatten Stangen, die weiß wie Knochen waren. Rawlins fühlte die intensivierte Ausstrahlung. »Das ist es, was wir unter dem Schädel haben. Ich selbst fühle es nicht so, natürlich; ich leite es aus den Reaktionen anderer ab. Es muss sehr übel sein.«
    »Ich glaube, ich könnte mich daran gewöhnen«, sagte Rawlins. Er setzte sich mit gekreuzten Beinen auf den Käfigboden, dann fragte er: »Haben Sie nie einen Versuch gemacht, sich davon befreien zu lassen, als Sie von Beta Hydri Vier zur Erde zurückkehrten?«
    »Ich sprach mit Neurochirurgen und anderen Spezialisten. Sie hatten keine Ahnung, welche Veränderungen in Nervensystem und Gehirnströmen eingetreten waren, darum wussten sie nicht, wie sie mich wiederherstellen sollten. Hübsch, nicht?«
    »Wie lange blieben Sie?«
    »Einige Monate. Lange genug, um zu entdecken, dass es keinen Menschen gab, der nach ein paar Minuten in meiner Nähe nicht grün im Gesicht wurde. Ich erging mich in Selbstmitleid und in Selbstverachtung, was zwei Seiten derselben Sache sind. Ich wollte mich umbringen, wissen Sie.«
    Rawlins sagte: »Das kann ich mir nicht vorstellen. Manche Leute sind einfach nicht zum Selbstmord fähig. Sie gehören zu diesem Typ.«
    »Ja, das

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