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Exil

Exil

Titel: Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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und geht zur Anrichte, um seinen Drink aufzufüllen. Ich gehe zu ihm, denn wir müssen reden. Ich will wissen, was passiert, wenn ich nach England geschickt werde. Wann ist es soweit? Bleibt er hier? Über … alles Mögliche müssen wir sprechen. Ich stelle mich neben ihn.
    »Vater?«
    »Ja, mein Schatz?«
    »Wirst du hier in Tansania bleiben … also länger, oder …?«
    Zwei Flaschen fallen um, als er ausholt – der Arm kommt auf mich zu, ich zucke zurück, versuche auszuweichen. Die Faust trifft. Hart. Mitten ins Gesicht.
    »Stefano hat dich also geschwängert?« Blutgeschmack im Mund. Der Schock übertönt den Schmerz vollständig. In seinen Händen sind so viele Nerven durchtrennt, dass er nicht merkt, wie hart er zuschlägt. Ich schaue ihm in die Augen und sage: »Schlag mich doch noch mal, wenn’s dir so viel Spaß macht.«
    Er verzieht das Gesicht. »Ich bin dein Vater. Du hättest es mir erzählen sollen. Du verstehst nichts, Samantha. Du bist ein dummes Gör.«
    »Ich verstehe mehr als du.«
    Er schüttelt den Kopf. Am Couchtisch herrscht tödliche Stille, ich schaue hinüber. Vater hat einen eigenartigen Gesichtsausdruck, als er anfängt zu reden: »Ich versuche, dir zu helfen. Wir sind eine Familie, wir können einander helfen.«
    Ich weiß nicht genau, ob er betrunken ist, was kommt als Nächstes? Alisons Stimme klingt kalt vom Sofa herüber: »Hilft es, sie zu schlagen?«
    »Ich würde nicht mal auf dich spucken, wenn dein Gesicht in Flammen stünde«, sage ich zu Vater. Die Tränen springen mir in die Augen, vollkommen unerwartet. Ich drehe mich abrupt um, ziehe die Moskitonetztür beiseite und gehe hinaus in den Garten; ich laufe ums Haus herum, während ich Alison im Wohnzimmer schreien höre: »Was tust du denn da, du beschissener Idiot! Du hast nicht in mein Haus zu kommen und dich derartig aufzuführen! Jetzt gehst du raus und entschuldigst dich! Aber sofort!«
    Ich renne hastig weiter – eine Entschuldigung von ihm? Nein danke. Stefano? Nein, er hat mich nicht geschwängert, das war Baltazar. Aber ist das jetzt nicht vollkommen egal? Es ist lange her.
    Als ich drei Stunden später zurückkomme, betrachte ich meine geschwollene Wange im Flurspiegel. Alison umarmt mich.
    »Wo ist er?«
    »Das Mistvieh ist auf dem Sofa umgekippt.« Wir gehen ins Wohnzimmer. Er schnarcht. Ich hole mir in der Küche eine Cola. Alison hat sich eine Zigarette angesteckt, obwohl sie seit Monaten nicht mehr geraucht hat.
    »Er ist nicht mehr das, was er mal war«, sagt sie.
    »War er es denn jemals?«
    »Wir haben ein großes Problem«, fährt Alison fort und sieht mich ernst an. Ich sage nichts. »Sie werden deine Aufenthaltsgenehmigung nicht verlängern, wenn sie ausläuft.«
    »Aber …« Ich weiß nicht, was ich sagen soll.
    »Vater hat Waffen für ein Trainingslager des ANC in Tansania besorgt, aber jetzt ist der letzte Deal so gut wie abgeschlossen, und die Behörden wissen, dass er irgendetwas auf den Seychellen geplant hat. Er muss also bald verschwinden, und du bekommst keine Aufenthaltsverlängerung, weil du noch minderjährig bist.«
    »Aber ich bin doch achtzehn.«
    »Ja, aber du hast keinen Job.«
    »Den hast du doch auch nicht.«
    »Aber ich bin verheiratet.«
    »Soll ich etwa heiraten oder was?«
    Von der Tür her höre ich Vaters Stimme: »Wenn dich überhaupt jemand haben will.«
    »Tsk«, erwidere ich und drehe mich um.
    »Verschwinde!«, sagt Alison zu Vater.
    »Entschuldige, Samantha«, sagt er, geht hinaus und fährt.
    Zweiunddreißig Karat
    In der Bar des Kilimanjaro Hotels kommt Aziz zu uns. Setzt sich neben Jack.
    »Hast du was?«, will Jack wissen.
    »Massenhaft«, antwortet Aziz. Jack fummelt an Aziz’ Goldarmband herum.
    »Gefällt’s dir?«, fragt Aziz.
    »Ja. Wie viel Karat hat es?«
    »Zweiunddreißig.«
    »Es gibt höchstens vierundzwanzig karätiges Gold«, sage ich.
    »In Indien haben wir zweiunddreißig«, behauptet er.
    »Du bist doch noch nie in Indien gewesen.«
    »Aber ich stamme aus Indien«, sagt Aziz.
    »Nein, du stammst aus Afrika.«
    »Ich stamme von indischen Handelsreisenden ab. Ich bin Hindu. Ich bin aus Indien.«
    »Du bist ein Neger mit schlechter Haut«, widerspreche ich.
    »Und was bist du?«
    »Zu hübsch für dich.«
    »Willst du was haben?«, fragt er Jack.
    »Hör auf, hier etwas zu kaufen«, sage ich.
    »Warum nicht?«
    »Das ist mit allem möglichen Scheiß verschnitten, unter anderem mit Kunstdünger. Das ist gut für Pflanzen, aber nicht für dich.«
    »Das

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