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Exil

Exil

Titel: Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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habe keine Lust, bis zum Africana zu fahren, wo wir niemanden kennen, außerdem versuchen alle, in den Marine’s Club zu kommen, weil er als hip gilt und es billiges Heineken gibt.
    Marionetten
    Wir gehen durch das Tor auf die beiden Fleischköppe zu, die den heiligen Eingang des Marine’s Club bewachen.
    »Sam!«, ruft Salomon. In der Nähe der Mauer tritt er aus der Dunkelheit. »Gut, dass ich dich gefunden habe.« Er nickt Jack zu.
    »Ich dachte, wir wollten uns drinnen treffen?«, sage ich, kann mich aber eigentlich gar nicht daran erinnern, dass Salomon kommen wollte.
    Salomon leckt an einem seiner Finger und reibt sich dann über die Haut. »Schuhwichse sitzt fest«, sagt er. »Die lassen mich nicht rein, es sei denn, ich bringe ein hübsches Mädchen mit.«
    »Das liegt daran, dass du immer so ein Theater abziehst«, wirft Jack ein.
    »Ich ziehe ein Theater ab? Das ist eine Botschaft, und ich versuche nur, mit den Soldaten über Politik zu reden.«
    »Du beleidigst sie«, sage ich lachend.
    »Nein. Ich erkläre ihnen etwas, damit sie begreifen, dass sie Lakaien der Arroganz der Macht sind. Ohne dieses Wissen sind sie bloße Marionetten, schlimmer als Hunde, denn Hunde haben zumindest eine begrenzte Intelligenz. Diese Marines müssen denken lernen.«
    Die beiden Fleischköppe schauen sich nach uns um.
    »Sie sind nicht hier, um zu denken«, wirft Jack ein. »Sie sind hier, um Leute umzulegen, die die Botschaft bedrohen.«
    »Genau das meine ich ja«, sagt Salomon. »Die Konstruktion ist grundfalsch.«
    Jack misst Salomon mit einem abschätzigen Blick.
    »Du brauchst nur Bescheid zu sagen, wenn du mal Hilfe brauchst, um hereinzukommen.«
    »Vielleicht ist mir diese Hilfe aber zu teuer.«
    »Das weißt du erst, wenn du es ausprobiert hast«, sage ich. Wir gehen zum Eingang, und in Jacks Gesellschaft werden wir sofort durchgewunken.
    Negerträume
    Ich entdecke Shakila, die mit ein paar einheimischen Freundinnen und Aziz zusammensteht, der die Fleischköppe mit Pulver versorgt. Seit dem Tag am Strand habe ich Shakila nicht mehr gesehen; ich habe auch keine Lust, weil sie sicher weiß, dass … aber es wäre unhöflich, sie zu ignorieren. Ich stelle ihr Jack vor, dann geht Jack mit Salomon an die Bar, um ein paar Heineken zu kaufen.
    »Ich wusste nicht, dass du hierher kommst«, sage ich.
    »Es ist erst das dritte Mal. Und es wird sicherlich nicht noch einmal vorkommen«, erwidert Shakila zornig. »Das verspreche ich dir.«
    »Wieso, sie zeigen ziemlich gute Filme.«
    »Die halten mich hier für so eine naive Negerin, die an den Traum glaubt. Aber ich bin nicht so«, erklärt Shakila wütend.
    »Den Traum?«
    Shakila zeigt mit einer Handbewegung auf drei einheimische Mädchen, die sich mit ein paar von den Fleischköppen unterhalten.
    »Den Traum, dass sie mich heiraten und in die USA mitnehmen. Natürlich werden sie es nicht tun, es sind Weiße.«
    Sie hat Recht, die Marines halten die einheimischen Mädchen zum Narren, die ihnen nachlaufen, weil sie heiraten und Amerikanerinnen werden wollen. Die Typen nutzen das aus. Sie wissen, wie es läuft. Sie sind gezwungenermaßen in Tansania, und alles, was sie tun können, ist, ein bisschen Spaß zu haben und zuzusehen, so schnell wie möglich wieder wegzukommen.
    »Tja, ist nicht sonderlich smart, seine Zukunftspläne auf die Versprechen eines Manns zu bauen«, sage ich. »Entweder wird er zu wenig oder das Falsche tun.« Jack kommt zurück und verteilt die Bierdosen.
    »Ganz genau«, gibt mir Shakila Recht.
    »Was ist mit deinen Plänen?«
    »Noch ist nichts entschieden«, antwortet sie. Dann beginnt der Film, und wir setzen uns. Sie zeigen Shaft auf der großen Leinwand im Garten. Heftig. Salomon schüttet das Heineken in sich und zündet sich einen Joint an, den er mit mir und Jack teilt; niemand sagt etwas, obwohl der Geruch eindeutig ist. Nach der Vorstellung setzen wir uns an einen Tisch im Garten: Salomon, Jack, Shakila und ich.
    Die Vereinigten Staaten von Amerika
    »Amerika raus aus Afghanistan«, sagt Salomon und zerquetscht die Bierdose auf dem Tisch. »Amerika raus aus dem Iran.« Er lacht und greift nach meinem Bier, trinkt es aus und zerquetscht auch diese Dose.
    Einer der Marines lehnt sich mit den Händen auf der Tischplatte über den Tisch und sieht Salomon an: »Dieser Tisch gehört der Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika. Wir fordern Sie auf, sich anständig zu benehmen.« Salomon wiederholt den Befehl mit übertrieben amerikanischem

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