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Exil

Exil

Titel: Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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Mann ein bisschen Geld und muss ihm diesen Gefallen tun.«
    »Ist schon in Ordnung. Hast du mit Mutter geredet?« Ich hoffe noch immer, dass sie hierher kommt, um sich ihr Enkelkind anzusehen, dann könnten wir wenigstens zusammen zurückfliegen.
    »Sie kann nicht kommen«, erwidert er.
    »Ist okay«, sage ich. Victor kommt mit seinen Taschen.
    »Gut.« Vater klatscht in die Hände und schaut sich um. »Dann will ich mal weiter.«
    Ich zeige Victor das leere Schlafzimmer und erkläre ihm, dass er Juma Geld zum Einkaufen geben kann, wenn er etwas braucht. Und dass Jumas Tochter um acht das Frühstück auf den Tisch stellt; wenn er früher aufstehen will, muss er ihr Bescheid sagen.
    »Hast du ein Bier?«, fragt er. Wir setzen uns auf die Veranda. Trinken Bier. Seine Bewegungen sind präzise, er sieht mich ruhig an, mit etwas zusammengekniffenen Augen.
    »Was ist?«, frage ich und kichere.
    »Ist es okay für dich, wenn ich hier wohne?«
    »Ja, Hauptsache, du erwartest nicht, dass ich das Hausmütterchen spiele, denn das mache ich bestimmt nicht.«
    »Es würde dir auch nicht stehen«, erwidert Victor. »Du hast vermutlich andere Qualitäten.«
    Kurz darauf sucht er sich ein Taxi, um sein Motorrad zu holen.
    Ich laufe den weiten Weg bis zum Meer und schwimme. Gehe zurück. Lasse die Dusche das schmierige Gefühl von Salz und Schweiß abspülen. Wasche mir die Haare. Höre das Motorrad kommen. Schlinge mir ein Handtuch um den Kopf und ein anderes um den Körper. Gehe durchs Wohnzimmer in Richtung Küche, ohne zur Seite zu sehen, wo er auf dem Sofa sitzt.
    »Hey!«
    »Ach, hallo. Hast du das Motorrad für mich geholt?«
    Er lacht: »Das ist nicht für dich. Aber du kannst es dir leihen, wenn du gut bist.«
    »Wie gut denn?«, entgegne ich, während ich in die Küche gehe. Als ich zurückkomme, sitzt er nicht mehr im Wohnzimmer. Ich gehe auf den Flur zu meinem Zimmer, als er in Boxershorts und einem Handtuch über der Schulter aus dem anderen Zimmer tritt. In dem engen Gang gehen wir aufeinander zu. Sein Geruch, seine zähen Muskeln unter der gebräunten Haut, das blonde, gekräuselte Haar auf seiner Brust, das sich über den Bauch bis zum Geschlechtsteil fortsetzt.
    »Ich muss unter die Dusche. Wollen wir dann im Yachtklub essen?«
    »Können wir nicht ins Oysterbay Hotel fahren?«
    »Nein, ich muss dort mit jemandem reden, der ein Boot kaufen will«, sagt er und drückt sich an mir vorbei.
    »Wenn du bezahlst«, sage ich und bekomme einen elektrischen Stoß, als seine Hand auf meinen Arsch klatscht.
    »Abgemacht!«, sagt er und geht ins Badezimmer.
    »Hey!«, rufe ich ihm nach.
    Liebhaberin
    Einen Tag später gehen wir in ein indisches Restaurant. Victor rückt mir den Stuhl zurecht.
    »Ich bin sofort zurück, Samantha«, sagt er und geht an die Bar, wo er mit Aziz’ Vater redet, der am Hafen Waren durch den Zoll schmuggelt. Ich trage ein eng sitzendes Kleid, das mir gerade über die Knie reicht. Keinen Slip. Ich bin nervös, weil Alison auch in dieses Lokal geht. Aber sie ist gerade niedergekommen, die Chance ist nicht sehr groß. Victor kommt zurück an den Tisch. Wir trinken Bier, während wir aufs Essen warten. Er fragt nach meinen Plänen.
    »England ist nichts für mich«, antworte ich. »Ich will hier irgendwas machen, ich verstehe die Leute, weiß, wie alles funktioniert. In England … meine Mutter arbeitet als Nachtportier in einem Hotel und wohnt in einer kleinen Wohnung. Ich bin zu sehr Afrikaner, um dort leben zu können. Oder: Natürlich könnte ich dort leben, aber ich habe keine Lust dazu!«
    »Du hast Recht. Dort kann man nicht wirklich frei leben. Du siehst das völlig richtig.«
    Ich kann die Frage genauso gut direkt stellen: »Und was ist mit Mary?«
    Victor seufzt. »Ich weiß es nicht. Sie findet es ziemlich gut hier, aber nur, wenn alles für sie erledigt wird. Sie kommt nicht allein zurecht. Sie wird nervös.«
    »Aber kommt sie hierher, wenn sie ihr Kind bekommen hat?«
    »Ich bin nicht sicher. Sie will, dass ich nach Hause komme.«
    »Und, willst du?«
    »Nein. Ich will hier bleiben.«
    »Das will ich auch.«
    »Du verstehst das, Mary nicht. Du weißt, wie man sich hier benehmen muss. Du bist das richtige Mädchen für Afrika.«
    Ich streife meine hochhackigen Schuhe unter dem Tisch ab und fange an, meinen Fuß sein Bein hochzuschieben.
    »Und was heißt das?«
    »Ich will dich haben«, sagt Victor.
    »Willst du mich als deine Geliebte?«
    »Ja.«
    »Warum?« Mein Fuß auf dem Weg zu seinem

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