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Exil

Exil

Titel: Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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Schritt.
    »Weil du fantastisch bist. Du bist unglaublich hübsch, nicht einfach nur schön, sondern … du hast eine Menge Power. Das mag ich.«
    »Ich bin nicht sicher, ob mir das reicht«, sage ich. »Geliebte zu sein.« Ich schaue ihn an, als mein Fuß auf seinen steifen Schwanz trifft. Das Essen kommt. Ich ziehe meinen Fuß zurück. Victor stöhnt auf. Ich beginne zu essen. Kaue mit leicht geöffnetem Mund.
    Es passiert nach der Rückkehr aus dem Restaurant. Victor hat sein Hemd geöffnet, sitzt am Couchtisch. Zieht einen Umschlag aus der Hemdtasche, öffnet ihn und klopft mit einem Finger darauf, das Pulver rieselt auf die Tischplatte. Ich setze mich in einen Sessel, trinke einen Schluck Cola. Ich habe mein Kleid ausgezogen und mir ein kanga umgebunden – bin nackt unter dem Stoff. Victor reicht mir seine angezündete Zigarette über den Tisch, zieht einen Geldschein aus der Tasche und rollt ihn zusammen.
    »Um uns einzustimmen«, sagt er lächelnd.
    »Klar«, antworte ich, rauche.
    »Willst du etwas?«
    »Ja, natürlich.«
    »Ich wusste nicht, dass du so was nimmst.«
    »Ich nehme mehr, als du glaubst.«
    »Komm her«, fordert er mich auf. Ich setze mich neben ihn aufs Sofa. Er gibt mir den Schein. Ich ziehe eine Linie. Lasse mich gegen die Rückenlehne fallen, wo sein Arm liegt. Seine Hand greift nach meinem Nacken, massiert ihn.
    »Das ist gut«, sage ich. Reiche ihm den Schein.
    »Das Beste«, sagt er und beugt sich über den Tisch. Dann setzt er sich auf dem Sofa zurück, wendet sich mir zu, legt eine Hand auf meinen Schenkel, küsst mich, nimmt mich – einfach so.
    Sansibar
    Ich erwache in meinem Zimmer. Victor muss mich im Laufe der Nacht hinübergetragen haben, damit das Mädchen nicht sieht, dass ich in seinem Bett liege. Sie würde es Juma sagen. Der es wiederum Vater erzählen würde. Ich stehe auf. Niemand im Haus, aber auf dem Esstisch liegt ein Zettel, eckige, sorgfältige Buchstaben: »Bin gegen Mittag zurück«, steht dort. Ich frühstücke ein wenig, gehe ins Bad.
    »Wir fahren nach Sansibar«, erklärt er, als er zur Tür hereinkommt.
    »Nach Sansibar? Was wollen wir dort?«
    »Keine Fragen. Wir müssen los, zwei Übernachtungen, pack eine Tasche.«
    »Ich glaube, ich muss Alison anrufen.«
    Victor geht in den Flur.
    »Du erzählst ihr nicht, dass du mit mir nach Sansibar fährst, es würde ihr nicht gefallen.«
    »Nein«, erwidere ich lächelnd. Ich erreiche Alisons Koch. Erzähle ihm, dass ich zwei Tage nach Morogoro fahre und Jarno besuche.
    »Können wir aufbrechen?«, fragt Victor.
    »Wann geht das Flugzeug?«
    »Wir fahren mit dem Schiff.«
    Ich schmeiße ein paar Sachen in eine Tasche. Mit einer dhow vom Hafen nach Sansibar, schön. Ich setze mich hinten aufs Motorrad, doch Victor steuert in die falsche Richtung.
    »Womit fahren wir?«, schreie ich.
    »Mit einem Speedboot!«, schreit er zurück. »Vom Yachtklub aus!«
    Zwanzig Minuten später sitzen wir in einem großen Schlauchboot mit zwei kräftigen schwarzen Außenbordern; das Militär verwendet diesen Typ Motor. Wir donnern über die Wasseroberfläche. Es sind etwa fünfzig Kilometer vom Hafen in Dar bis Sansibar.
    »Willst du das Boot verkaufen?«, überschreie ich das Pfeifen des Windes.
    »Ja, ich muss es heute abliefern. Wir fliegen zurück.«
    »Wolltet ihr es auf den Seychellen einsetzen?«
    »Exakt.«
    »Ärgerlich, dass es aufgeflogen ist.«
    »Wir hätten es durchziehen sollen, obwohl die Politiker kalte Füße bekommen haben«, erwidert er. »Wir hätten uns dort einrichten können.«
    »Aber wenn die tansanischen Kräfte wussten, dass ihr kommen würdet …«
    »Auf die Idee sind die erst gekommen, als dein Vater mit einer Linienmaschine dorthin geflogen ist. Vorher hätten acht bis zehn Leute mit zwanzig einheimischen Unterstützern gereicht, die gesamte Inselgruppe einzunehmen – Strom, Wasser, Radio, Zeitung, Telegraf, Hafen und Flughafen mit dem ersten Schlag, ganz einfach.«
    »War es gutes Geld?«
    »Ja. Und wir hätten hinterher dort wohnen können.«
    »Und hättet in Tansania alles verloren«, gebe ich zu bedenken.
    »Das passiert ohnehin.«
    »Was meinst du?«
    »Sie haben euer Hotel nationalisiert und andere Dinge auch. Möglicherweise wird dein Vater des Landes verwiesen.«
    »Und was ist mit dir?«
    »Mich kennen sie nicht. Aber ich überlege, mich in Sambia niederzulassen, nahe der Grenze zu Zaire.«
    Wir fahren zwischen kleine Inseln in der Menai Bay und landen am Strand einer Bucht nördlich von

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