Exil
wissen.
»Da können Sie ganz beruhigt sein, er weiß schon, wie man zuschlägt.«
Wir werden am Mount Meru Hotel abgesetzt, gehen in die Stadt und kaufen etwas zu essen, bevor wir zum Haus der Familie Strand in einem Viertel für Wohlhabende südöstlich des Zentrums laufen. Es ist bereits dunkel.
»Wo schlafen wir?«, frage ich Panos.
»Ich glaube, ich falle bei den Strands ein«, gibt er zur Antwort. Dazu habe ich keine Lust – eine ganze Nacht geile Kerle abwehren.
»Was ist mit den Leimschnüfflern?«
»Die haben wahrscheinlich ein Zimmer im Arusha Hotel.«
Saba-Saba
Wir sind da. Svein und Rune sitzen im Garten, zusammen mit Emerson und Gideon Strand. Sie haben bereits ein paar Bier getrunken, Emerson dreht gerade einen Joint.
»Kommen denn keine Weiber?«, erkundigt sich Svein.
»Sam ist doch hier«, erwidert Emerson.
»Halt bloß die Klappe«, sage ich. Panos hat das erste Bier getrunken und bereits ein weiteres in der Hand. Ihm sind Mädchen egal, Hauptsache, er ist besoffen.
»Gehen wir ins Saba-Saba?«, will Rune wissen.
»Mir egal«, antwortet Panos.
»Na, klar«, erklärt Svein. Wir trinken noch ein bisschen und gehen los. Saba-Saba steht auf Swahili für 77. Es ist ein großes Konferenzhotel, das 1979 zum Treffen der Gruppe der 77 Nationen gebaut wurde. Das Mount Meru Hotel liegt direkt daneben. Aber im 77 gibt’s große Diskoabende, die größten in Arusha. Wir kommen herein, und kaum drei Sekunden später unterhält sich Svein mit ein paar Huren. Rune würde es gern bei mir versuchen, aber glücklicherweise traut er sich nicht. Emerson weiß, dass er keine Chance hat, allerdings vergisst er es, wenn er besoffen ist. Der dreizehnjährige Gideon begrabscht mich unter dem Tisch, bis ich ihm Prügel androhe. Panos kenne ich seit vielen Jahren. Ich hätte das Gefühl, als würde ich einem Bruder einen Zungenkuss geben. Außerdem ist er schwer verliebt in Diana, der Idiot; sie zieht ihn am Nasenring durch die Manege und amüsiert sich darüber mit Truddi, in die er sich vorher verliebt hatte. Ich gehe an die Bar und quetsche mich an Panos’ Seite.
»Kannst du Rune um den Schlüssel zu ihrem Zimmer bitten? Sag, du willst da schlafen.«
»Wieso?«
»Ich hab keine Lust mehr auf diesen Laden.«
»Und wieso fragst du ihn nicht selbst?«
»Dann kommt er doch nur mit.«
Panos grinst. Er besorgt mir den Schlüssel und erzählt mir, dass Svein auch einen hat, ich kann also beruhigt schlafen … Ich nehme ein Taxi, es hat keinen Sinn, allein in der Nacht herumzulaufen. Ich laufe direkt an der Rezeption vorbei – ich bin weiß, natürlich habe ich ein Zimmer. Schließe mich ein. Überlege, ob ich mich in eines der Betten legen soll, aber sie haben das Zimmer bezahlt, also nehme ich mir eine Decke und lege mich ans Fenster auf den Boden.
Tritte
»Nein, ihr müsst draußen warten«, höre ich Svein.
Wo bin ich?
»Scheiße, bin ich müde«, sagt Panos. »Ich will bloß schlafen.«
Arusha Hotel.
»Ich brauch nur zehn Minuten. Dann darfst du auch mal.«
Auf dem Boden? Mit einer Decke über mir.
»Du bist doch krank«, sagt Panos.
Was geht hier vor?
»Fang jetzt endlich an, Svein«, sagt Rune. Die Tür wird geschlossen. Ich bleibe still liegen.
»Karibu«, sagt Svein.
»Lete shilingi«, fordert eine Frauenstimme – gib mir das Geld. Wer ist das? Das Geräusch von Geldscheinen, die gezählt werden. »Sawa«, sagt sie, okay. Das Geräusch von … Kleidung. Die ausgezogen wird. Fuck. Ein wenig Licht dringt von einer Straßenlaterne durch die Gardinen. Ich drehe den Kopf, so dass ich unters Bett sehen kann. Vier Beine. Dann höre ich heftiges Federknirschen vom Bett an der Tür, zwei der Beine sind verschwunden.
»Njoo bwana«, sagt die Frauenstimme – komm, Mann. Um Himmels willen, er hat sich eine fette Mama in der Diskothek gekauft und mitgebracht. Sveins Beine verschwinden.
»Nzuri sana«, sagt er – sehr gut. Dieser Trottel. Was mache ich jetzt? Meine Augen haben sich an die Dunkelheit gewöhnt. Die Matratzenfedern knirschen, niemand hört, wenn ich mich bewege. Ich stütze mich auf einen Ellenbogen, hebe den Kopf und schaue auf das Bett, wo … Svein hat ihre enorme Brust im Mund, er stöhnt winselnd und stößt zu. Er verschwindet beinahe zwischen ihren gewaltigen Schenkeln.
»Wewe, fanya kazi!«, fordert sie ihn auf – los, mach deine Arbeit. Ja, er tut, was er kann. Ich unterdrücke ein Kichern, senke den Kopf in dem Moment, als Svein aufstöhnt. Das hat nicht lange gedauert.
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