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Exil

Exil

Titel: Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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bin auf dem Weg nach Kampala. Willst du mit?« Ich zögere eine Sekunde.
    »Nein«, sage ich dann. »Ich habe bald Lernferien, danach kann ich endlich die Schule beenden.«
    »Und wo verbringst du deine Lernferien?«
    »Vielleicht in der Mountain Lodge oder zu Hause in Tanga. Aber ich glaube, eher in der Mountain Lodge.«
    »Okay, Süße, ich versuche, dich auf dem Rückweg anzurufen. Dann können wir uns sehen.«
    »Äh, weißt du, was mit meinem Vater passiert?«
    »Entspann dich. Da passiert gar nichts. Die Leute in der Regierung brauchen ihn«, meint Victor.
    »Wozu?«
    »Er arbeitet in den Trainingscamps des ANC in Tansania – mit Billigung der Regierung.«
    »Aber sie würden ihn doch rausschmeißen, wenn sie sicher wären, dass er irgendetwas auf den Seychellen plant, oder?«
    »Nein. Jetzt wissen sie doch, was sie von ihm zu halten haben. Ich bin in einem Monat zurück und versuch, dich zu erreichen.«
    »Ja, okay.«
    Baltazar
    Eines der indischen Mädchen erscheint zum Tennis in den richtigen weißen Klamotten: langärmliges Shirt, lange Hose und weiße Tennisschuhe. Es ist diese kleine Göre, Naseen, die eigentlich gar nicht mehr zum Tennis kam. Jetzt will sie tatsächlich spielen lernen. Die anderen Inderinnen tragen noch immer Sari und hochhackige Sandalen. Parminder, ihre Anführerin, schimpft mit Naseen. Aber Naseen ist es egal. Sie kommt auf den Platz und versucht, den Ball zu treffen.
    »Das hab ich gleich gesagt«, rufe ich ihr zu.
    »Was?«
    »Du bist eine Tennisspielerin.« Ich schlage einen so harten Ball, dass sie sich einen Fingernagel abbricht, aber sie spielt weiter. Klasse. Aus den Augenwinkeln sehe ich Baltazar auftauchen.
    »Sieht gut aus, Samantha«, sagt er auf der anderen Seite des Zauns. Er hat die Hände in den Maschendraht geflochten. Naseen sieht überrascht und verstohlen zu ihm hinüber.
    »Ich weiß, dass ich gut aussehe«, erwidere ich und wippe von einem Fuß auf den anderen, während ich auf Naseens Aufschlag warte. Baltazar setzt sich ins Gras und guckt sich das Spiel an.
    »Klasse«, kommentiert er, als ich mit einem scharfen Passierschlag erwidere.
    »Was machst du eigentlich hier, Baltazar«, frage ich, ohne ihn anzusehen.
    »Ich will dich spielen sehen.«
    »Nein. Was willst du wirklich?«
    »Ich möchte … mit dir reden.«
    »Dann rede.«
    »Wenn du fertig bist«, sagt er. Ich zucke die Achseln und spiele weiter.
    Nach Spielende gehe ich zu ihm.
    »Was ist?«
    Baltazar antwortet mit einer Handbewegung in Richtung Felder. »Wollen wir eine Zigarette rauchen gehen?«
    »Nein. Was willst du?«
    »Na ja, ich …«, beginnt er und gerät ins Stocken.
    »Ich will nicht mit dir zusammen sein«, komme ich ihm zuvor. »Niemals.«
    Dann drehe ich ihm den Rücken zu und wackele davon, damit er sieht, was ihm entgeht. Trottel.
    Minenfelder
    Hausaufgaben, Hausaufgaben, Hausaufgaben. Panos hat keine Zeit, ein bisschen abzuhängen; er ist mit Diana zusammen, und sie hält mich für eine Psychopathin. Ich habe dermaßen viel Schulstoff nachzuholen … und dazu kommen noch all die schriftlichen Aufgaben, die ich nicht abgeliefert habe, außerdem die Arbeiten, die mir zur Korrektur zurückgegeben werden. Sie müssen angenommen werden, bevor ich mein Examen machen kann, und viel Zeit ist nicht mehr bis zu den Lernferien.
    Jeder Tag ist ein Minenfeld voller Probleme. Heute kann ich mich lediglich auf die Englischstunde freuen, denn Cooper ist ziemlich cool. Doch dann erscheint Owen als Vertretung – Cooper musste als Zeuge vor Gericht, wegen des Versuchs, seine Jeans zu stehlen. Es ist drei Monate her, aber so lange hat der Dieb im KCMC um sein Leben gekämpft. Jetzt kann er vor einem Richter erscheinen.
    Ich rufe Alison an, die wieder in Tanga ist, und erkundige mich, ob Vater entlassen wurde. Ja, er ist draußen, keine Probleme. »Offenbar schuldete ihm ein bwana mkubwa in der Regierung einen Gefallen, denn er darf im Land bleiben.«
    »Vielleicht hat er sich freigekauft?«
    »So viel Geld hat er zurzeit nicht.«
    »Bleibst du in Tanga? Dann würde ich in den Lernferien gern kommen. Aber wenn nicht … Vaters Nutte halte ich nicht aus.«
    »Mal sehen«, erwidert Alison. Ich muss abwarten. Ich pauke die Hausaufgaben, aber … wenn doch alles darauf hinausläuft, dass ich in England lande? Ich habe keine Ahnung, was ich machen soll.
    Am nächsten Tag ist Cooper wieder da.
    »Haben sie den Hosendieb ins Gefängnis gesteckt?«, fragt ihn Panos.
    »Ja«, seufzt Cooper. »Es war ziemlich

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