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Exil

Exil

Titel: Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Ejersbo
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Dose, gemischt mit frisch gepressten Apfelsinen. Gut. Greife nach einer Scheibe Toast, aber der hat zu lange gestanden, ist in der feuchten Luft weich geworden.
    »Und ein paar Scheiben frischen Toast!«, rufe ich ihm nach. Warum muss man alles sagen? Er kommt mit einem Teller. Rührei, Bacon, gebratene Tomaten. Frischer Toast. Ich stochere darin herum, bekomme etwas hinunter. Höre Alisons Wagen in der Einfahrt. Die Tür klappt.
    »Mutter hat angerufen«, erzählt sie. Ich schaue sie an. Sie erwidert den Blick. »Nein. Ich habe ihr nichts gesagt. Ich habe ihr lediglich erzählt, dass du krank warst und es dir jetzt wieder besser geht.«
    »Danke.«
    »Was hätte ich denn sonst sagen sollen?«
    »Und was hat mir gefehlt?« Falls Mutter fragen sollte.
    »Malaria und Würmer.« Als wir klein waren, hatten wir in Tanga beide Würmer von den Hunden.
    »Gib mir die Hundemedizin«, sage ich, und Alison lacht. Vater war nicht zu Hause, und eine Wurmkur für Hunde war das Einzige, was Mutter besorgen konnte. Zwei Tage kotzten und schissen wir bleiche Würme aus.
    Rockwool
    Christian hat mir geschrieben, der Brief wurde von der Schule in Moshi weitergeleitet. Er schreibt, dass er … mich liebt. »Ich will dich überall küssen und liebkosen«. Hm. Total aus der Spur. Er vermisst mich, er vermisst Tansania. In den Ferien will er kommen. Vielleicht sollte er besser zu Hause bleiben. Was will er hier? Er schreibt, er hätte eine Arbeit, er isoliert Häuser gegen die Kälte; irgendwas mit Matten, die Rockwool heißen. Sie hätten dieselbe Konsistenz wie zähe Watte; produziert würden sie, indem man Granit erhitzt, bis es flüssig wird, und dann in einer Maschine aufbläst, bis eine Masse entsteht, die wie Zuckerwatte aussieht. Die Masse wird dann zu Matten gepresst, die man auf den Dachboden legt, damit im Winter die Wärme nicht entweicht. Die dünnen Steinhärchen dringen in die Haut und jucken. Er schreibt, dass man sie nur unter der Dusche loswird, aber man muss ständig zwischen heißem und kaltem Wasser wechseln, damit die Haut sich öffnet und zusammenzieht. Er arbeitet schwarz, das heißt, er bezahlt keine Steuern. Er kennt so gut wie niemanden. Dänemark sei sehr ordentlich, reinlich und langweilig. Sein Essen muss er sich selbst kochen und auch selbst einkaufen, waschen und putzen. Er hat kein Geld. Wenn er irgendwo hin will, muss er wie ein armer Neger mit dem Fahrrad fahren. Kein Geld für ein Taxi, es reicht gerade für Zigaretten. All so’n Scheiß. Und Vater will, dass ich nach England gehe. Das ist doch alles nicht wahr.
    Gleichgewicht
    Man kann so viel rauchen, dass die eigenen Exkremente anfangen, nach Nikotin zu stinken. Es ist lediglich eine Frage der Ausdauer. Ich trinke heimlich aus den Flaschen im Barschrank. Dry Martini besteht aus einem halben Wasserglas Tanqueray Gin gemischt mit der Vorstellung, dass irgendwo im Land eine Flasche Vermouth existiert. Keine Olive – ich brauche kein Gemüse in meinem Drink. Der Vormittag, ich laufe im Garten herum. Nein, ich muss … raus. Suche mir eine Mütze, verberge die Augen hinter einer Sonnenbrille. Gehe im Wohngebiet spazieren, habe aber die ganze Zeit Angst, einem Bekannten zu begegnen. Seit einiger Zeit sind sie mit ihren Examina fertig, und ich habe mich lange rar gemacht. Einige von den Schülern, die in Dar wohnen, verbringen ihre Ferien sicher hier. Oder hat die Schule schon wieder angefangen? Es ist beinahe Mittagszeit, eigentlich viel zu heiß, um sich draußen zu bewegen. Ich gehe bis zum Kiosk an der Abzweigung zum Drive-in-Kino, finde einen Typen mit Dreadlocks und kaufe ein paar Joints. Gehe den ganzen Weg bis zum Wasser, menschenleer um diese Tageszeit. Setze mich und rauche. Das Meer atmet. Ich atme, die Wellen helfen mir ein wenig; wir atmen zusammen.
    Liege im heißen Sand auf dem Rücken. Der Duft von Tang, toten Krebsen, Salzwasser. Die Palmen, die auch eine Art von Gras sind, ohhh … ich bin stoned, trockne aus. Wanke zum Oysterbay Hotel, durch das leere Restaurant zur Bar. Bestelle zwei Cola und eine Schachtel Sportsman. Trinke das erste Glas hastig aus. Rülpse leise. Warte. Worauf?
    »Du bist hart zu deinen Männern«, sagt die Stimme. Was? Ich blicke auf. Aziz steht vor dem Tisch.
    »Aziz?«
    »Ja, ich bin’s, du bekiffter Roboter«, sagt er und setzt sich. »Stefano hat ja ganz schön was abbekommen.«
    »Er wurde verprügelt, das war weniger, als er verdient hat.«
    »Ja, aber mit bleibenden Schäden.«
    »Wieso?«
    »Hast du nichts

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