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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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schenkte.
    So viel zu dem Versuch, mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Betsby wollte einen öffentlichen Treffpunkt. Ich wollte ohnehin hierher, und deshalb schien es auf der Hand zu liegen, das Treffen hier zu vereinbaren. Aber mal ehrlich, wer hätte damit gerechnet, dass er wirklich hier aufkreuzt?
    An diesem Fall, an der Vergiftung von Senator Strong, schien nichts typisch zu sein. Ein Täter, der nicht zögerte, seine Tat zuzugeben? Ein Erpres ser, der seinem Opfer nicht erklärte, welches Geheimnis er hütete oder womit er den Senator zu seinem Ausraster in aller Öffentlichkeit veranlasst hatte?
    Vielleicht ein einzelner Irrer, den es völlig kaltließ, dass er sich mächtige Feinde machte.
    Ein Wahrer Gläubiger? Aber danach sieht er eigentlich nicht aus. Und unsere Ermittler haben nichts gefunden, das zu einem einsamen Verrückten passen würde. Ein Arzt, der in Einrichtungen für kostenlose Gesundheitsversorgung arbeitete. Vielleicht ein moderner Albert Schweitzer? Sicher, aufgrund einer solchen Einstellung könnte er Senator Strong verabscheuen. Und er hätte die Mittel und das Know-how, um ein psychotropes Gift zusammenzubrauen.
    Aber die ganze Sache passt irgendwie nicht zusammen. Betsby muss mehr sein, als es den Anschein hat. Die Spitze eines Pfeils. Oder eines Speers. Teil eines größeren Plans. Wollte er mich deshalb hier treffen, im Herzen des Technofreak-Lands?
    Vorn stand eine Frau auf, um die nächste Frage zu stellen. Für jemanden aus ihrer Generation war sie auffallend untersetzt und kräftig gebaut – vielleicht war sie allergisch gegen Bioskulpturen oder hatte philosophische Vorbehalte. Licht kam aus mehreren Richtungen und erhellte ihr rundes Gesicht. Die smarten akustischen Wände verstärkten ihre Worte, ohne Echo und ohne die Notwendigkeit eines Mikrofons.
    »Mr. Brookeman, ich würde gern das Thema wechseln, wenn Sie gestatten. Denn mir scheint, dass uns die Zukunft entgegendrängt, während Sie hier noch einen langsameren Fortschritt predigen.«
    »Nun, es gibt immer Krisen«, erwiderte Hamish. »Ein nie endender Strom aus menschlichen Fehlern. Welcher besorgt Sie?«
    »Mir geht es um etwas, das vielleicht gar nichts mit menschlichen Fehlern zu tun hat, Sir. Bestimmt kennen Sie das Gerücht, das seit einer Woche überall auf der Welt die Runde macht – Astronauten der Raumstation sollen im All etwas gefunden haben. Etwas sehr Ungewöhnliches, das vielleicht außerirdischen Ursprungs ist.«
    Hamish blinzelte. Die Sache sprach sich ziemlich schnell herum. Sein letztes Update – am vergangenen Abend, bevor er ins Bett gegangen war – hatte von erheblichen Bemühungen der Regierung berichtet, die Gerüchte im Zaum zu halten oder sie zumindest zu diskreditieren. Der Prophet hatte sogar einige Ressourcen der Bewegung ins Spiel gebracht, um die öffentliche Aufmerksamkeit von dieser Angelegenheit abzulenken.
    Vielleicht hätte ich doch besser eine Brille tragen sollen, dachte Hamish und bedauerte, nicht die Möglichkeit zu haben, den neuesten Bericht abzurufen, während er über die Antwort nachdachte. Multitasking hatte eben gewisse Vorteile …
    »Nun …« Er verbarg sein Unbehagen hinter einem leisen Lachen. »Definitionsgemäß ist alles, das man außerhalb der Erde findet, ›außerirdischen Ursprungs‹ …«
    Aber nein. Solche Ausflüchte hatten keinen Sinn. Er nickte stattdessen.
    »Ja, ich habe das eine oder andere gehört und einige verschwommene Bilder gesehen. Wer hat das nicht? Bisher erscheint mir das alles ziemlich weit hergeholt. Wie der amphibische Gezeiten-Bigfoot vor einigen Jahren. Oder denken Sie nur an die Quantengeschöpfe , die manche Leute zu sehen glaubten, als sie ihre Augen an die von Fabrique Zaire geschaffenen Holoschirme drückten. Bis sich herausstellte, dass sich die Leute ihre eigene Kornea zerkratzten!«
    Das brachte ihm einige leise Lacher ein, aber nicht viele.
    »Was also ist das neueste heiße Hirngespinst, das die Runde um die Welt macht?« Hamish legte nun deutlichen Spott in seine Stimme. »Meine Güte, ist es nicht aufregend? Ein außerirdisches Artefakt, garantiert superduperecht! Taucht plötzlich im mittleren Orbit auf, genau dort, wo es ein Müll sammelnder Astronaut mit seinem Lasso einfangen kann. Na so ein Zufall!«
    Etwas weniger sarkastisch fuhr er fort: »Es gibt keine Erklärung dafür, wie ein solches Objekt hierher kommen konnte. Ein leuchtender Brocken, wie ein Opal oder ein Kristall, nicht viel größer als Ihr Kopf –

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