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Existenz

Existenz

Titel: Existenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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hatte. Jetzt war es dafür zu spät. Er nickte der attraktiven Frau zu. »Ja, Miss Tor?«
    Die smarten akustischen Wände des Hörsaals reagierten, indem sie ihre Priorität auf die Reporterin richteten. Sie war plötzlich in Licht getaucht, und ihre Stimme wurde verstärkt.
    »Da Sie derzeit nicht verlinkt sind, Mr. Brookeman … Lassen Sie mich Ihnen erklären, was vor sich geht, bevor ich Sie nach Ihrer Meinung frage. Offenbar hat gerade jemand ein Terabyte Daten veröffentlicht, die aus dem NASA Marti Space Center gestohlen wurden. Die Bilder zeigen Bemühungen, mit dem Objekt zu kommunizieren und seine Antworten zu übersetzen.«
    Eine besondere Betonung ließ keinen Zweifel daran, was sie mit dem »Objekt« meinte.
    »Tatsächlich?« Hamish hob die Stimme, denn das Murmeln der Menge war lauter geworden. Zu laut selbst für die Dämpfer. »Nun, gerade Ihnen sollte ich nicht sagen müssen, wie wenig Vertrauen solche Leaks verdienen. Fast alles kann gefälscht und viral verbreitet werden, selbst über eine offizielle Site. Über unbestätigte Bilder würde ich an Ihrer Stelle nicht so in Aufregung geraten.«
    Inzwischen war die Mehrheit des Publikums in volle Immersion gegangen. Es ärgerte Hamish, dass nur noch wenige Leute in seine Richtung sahen. Von jenen, die im Hier und Jetzt verharrten, zeigten die meisten mehr Interesse an der Reporterin als an ihm. Abgesehen von Roger Betsby. Der bärtige Vergifter hielt den Blick auf Hamish gerichtet.
    Tor Powlow schüttelte den Kopf.
    »Dann haben Sie vermutlich noch nicht den Rest gehört, Mr. Brookeman. Die NASA und das Amt für Weitblick haben bereits ein Nondementi herausgegeben. Kein weiteres Herunterspielen, keine Ablenkungen mehr. Und auch keine direkte Verleugnung des Leaks. Nur das Versprechen, die verantwortlichen Personen zu finden und sie für vorzeitige Veröffentlichung zu bestrafen.«
    Die Worte bewirkten leises Lachen und verächtliches Grinsen. Derartige »Strafen« beeindruckten niemanden. Zumindest niemanden, der Gildenschutz genoss und berechtigtes öffentliches Interesse vorweisen konnte.
    Hamish blinzelte und wünschte sich plötzlich an einen anderen Ort. Ihm fehlte der Kontakt mit seinen Leuten, vor allem mit dem Propheten.
    Während ich hier gestanden und vor Extropianern über ihre dummen Fantasien geschwafelt habe, ist die Situation in der realen Welt außer Kontrolle geraten.
    Tor Powlow fuhr in einem freundlichen Ton fort: »Den ganzen Morgen über hat MediaCorp eine starke Zunahme des verschlüsselten diplomatischen Datenverkehrs beobachtet, zwischen verschiedenen nationalen Allianzen, Kartellen und WCNs. Offenbar hat man ihnen vorab über etwas Wichtiges Bescheid gegeben. Eine Welle aus verwirrenden und ablenkenden Meldungen hat uns zunächst daran gehindert herauszufinden, worum es dabei ging.«
    Das dürfte das Werk des Propheten sein. Zumindest hat es für einige Stunden funktioniert.
    »Aber jetzt …« Tor Powlow zögerte einen Moment, um noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, und fuhr dann anmutig fort: »… scheint das Weiße Haus eine Pressekonferenz für fünfzehn Uhr Ostküstenzeit zu planen. In einer knappen Stunde. Die Analysten und Prognostiker von MediaCorp nehmen mit einer Wahrscheinlichkeit von zweiundneunzig Prozent an, dass es eine öffentliche Bestätigung des Havanna-Leaks geben wird, gefolgt von einer allgemeinen Bekanntgabe.«
    Mit einer für jemanden aus ihrer Generation dramatischen Geste hob Tor Powlow die Hand und klappte die Linsen ihrer Vir-Brille nach oben, um Hamish hier und jetzt ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken. Die kleine Gel-Linse setzte die Übertragung für ihr Web-Publikum rund um die Welt fort.
    »Deshalb meine Frage an Sie, Mr. Brookeman. Sie haben gerade eine Stunde damit verbracht, diesen Möchtegern-Gottmachern die Leviten zu lesen«, sagte Tor Powlow in einem Ton, der ihre eigene Skepsis deutlich machte. »Immer wieder haben Sie Ihre Zuhörer auf die Gefahren einer gefährlich gestörten Zukunft hingewiesen.
    Und plötzlich ist sie da, die Zukunft! Und diese Störung – der Unruhestifter, um einen von Ihnen geprägten Begriff zu verwenden – dürfte es in sich haben. Vielleicht so sehr wie in Ihren Geschichten.
    Doch diesmal scheint die menschliche Dummheit nichts damit zu tun zu haben. Und diese Katze lässt sich nicht wie in Ihren Büchern und Filmen in den Sack zurückstopfen.
    Was ich von Ihnen wissen möchte, Mr. Brookeman: Wie sollen wir Ihrer Meinung nach bei dieser Sache

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