Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Exit to Eden

Exit to Eden

Titel: Exit to Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
Vom Netzwerk:
Magazine, mit kleinen Federzeichnungen illustriert. Dergleichen hatte ich seit Jahren nicht in Händen gehalten. Es war vergnüglich, Holmes wiederzubegegnen; ich erinnerte mich an gerade so viel, daß es interessant war, und nicht genug, um mir den Spaß zu verderben. Was man ein gutes, sauberes Vergnügen nennt. Nach einer Weile legte ich das Buch hin und konsultierte erneut das Bücherregal, in der Hoffnung, vielleicht etwas von Sir Richard Burton oder Stanleys Buch über das von Livingstone zu entdecken. Fehlanzeige. Und Burton hatte ich vor Tagen in meinen Koffer gepackt und vergessen. Zum ersten Mal fühlte ich mich als Gefangener. Prüfte die Tür, um festzustellen, ß sie abgeschlossen war. Was, zum Teufel, soll's? Schlaf ein ßchen.
    Zwischendurch fiel es mir manchmal schwer, die Spielregeln einzuhalten.
    Ich duschte oft, legte mich in die Badewanne, machte Liegestütze, las sämtliche James M. Cains noch mal, Die Rechnung ohne den Wirt, Doppelte Abfindung und Serenade in Mexiko , und schaute mir sämtliche Videofilme an.
    Ein Film ging mir echt unter die Haut. Er war nagelneu, noch in der braunen Versandtüte, und ich machte ihn als letzten auf. Es war eine kleine Geschichte über die Zigeuner in New York mit dem Titel Angelo, My love. Ich wünschte, es gäbe ein paar Fortsetzungen davon, alle über die gleichen Zigeuner und den gleichen kleinen Jungen Angelo.
    Aber ich fand es verwunderlich, dass es einen solcnen Film in dieser Sammlung von klassischen Bogart-Krimis und diesem Flashdance-Flitterkram gab. Ich holte die Verpackung wieder aus dem Papierkorb. Die Kassette war per Eilpost ausgerechnet aus einem Videoladen in Dallas erst zwei Tage vor unserer Abfahrt abgeschickt worden. Seltsam. So als habe jemand ihn gesehen, gemocht und spontan für die Kabinen der Jacht bestellt.
    Ich fragte mich, ob irgendwer an Bord ihn auch anschaute. Kein Geräusch drang je in die Kabine.
    Ich schlief viel. Genauer gesagt, ich glaube, ich habe die meiste Zeit geschlafen. Ich überlegte sogar, ob irgendwelche Drogen in dem Essen waren, das durch die Tür geschoben wurde. Aber ich glaube, nicht, denn ich fühlte mich bestens, wenn ich aufwachte.
    Hin und wieder wachte ich mitten in der Nacht auf und begriff, was ich getan hatte.
    Ich war auf dem Weg zum Club, diesem merkwürdigen Ort für zwei Jahre, und wie sehr ich auch betteln und flehen würde, vor Ablauf der zwei Jahre würde ich nicht von dort wegkommen. Aber das war das wenigste. Es ging um das, was dort geschehen würde. Und ich erinnerte mich an meinen Meister, meinen Trainer, meinen geheimen Sexualmentor, Martin Halifax, der wieder und wieder, bis zum Schluß, wiederholt hatte, zwei Jahre seien zu lang.
    »Geh für sechs Monate, Elliott, meinetwegen für ein Jahr. Du kannst dir einfach nicht vorstellen, was der Club ist. Du bist noch nie länger als ein paar Wochen irgendwo eingesperrt gewesen. Und das war nichts dagegen, Elliott. Der Club ist riesig. Und es geht um zwei Jahre.«
    Ich mochte nicht mehr mit ihm streiten. Ich hatte tausendmal gesagt, daß ich mich dort verlieren wolle, keinen Bock mehr auf Zweiwochentrips und exotische Wochenenden hätte. Ich wolle darin untergehen, so tief hineintauchen, bis ich kein Zeitgefühl mehr hätte oder an einen Tag glaubte, an dem die Zeit abgelaufen sei.
    »Komm schon, Martin, du hast sämtliche Unterlagen hingeschickt«, hatte ich gesagt. »Sie haben mich untersucht und akzeptiert. Wenn ich nicht tauglich wäre, hätten sie mich nicht genommen, nicht wahr?«
    »Du bist tauglich«, hatte er nachdenklich erwidert. »Du kannst mit dem, was dort geschieht, umgehen. Aber ist es wirklich das, was du willst?«
    »Ich will keine halben Sachen, Martin, ich will alles oder nichts. Das habe ich die ganze Zeit gesagt.«
    Ich hatte alle Regeln und Vorschriften auswendig gelernt. Ich würde hunderttausend Dollar für meine Dienste erhalten. Und zwei Jahre lang wäre ich ihr Eigentum, mit dem sie machen konnten, was sie wollten.
    Ich überlegte, wieviel sie von ihren »Gästen« verlangten, jenen, die uns benutzen würden, wenn sie uns schon soviel bezahlten.
    Und nun befand ich mich an Bord der Jacht, und es gab keinen Weg mehr zurück. Ich konnte das Meer hören, auch wenn ich es nicht zu sehen oder wirklich zu riechen vermochte. Ich drehte mich um und schlief wieder ein.
    Ich konnte es kaum mehr erwarten, endlich anzukommen. Ich wollte jetzt sofort dort sein. Ich stand in der Nacht auf und prüfte wieder die Tür, um mich zu

Weitere Kostenlose Bücher