Exit to Eden
vergewissern, daß sie verschlossen war, und das machte die Begierde in mir unkontrollierbar, so daß sie sich in einem Wirrwarr schmerzvoller und köstlicher Träume entlud.
Anschließend war ich ein bißchen traurig, aber ich hatte nur diesen einen Fehler gemacht - so zu kommen wie ein katholischer Junge in einem feuchten Traum.
Ich habe viel über Martin nachgedacht, und darüber, wie alles anfing, das »heimliche Leben«, wie er es nannte, und ich für mich selber auch.
»Das Haus« war so oft erwähnt worden, bis ich schließlich jemanden dazu brachte, damit rauszurücken. Und es war so schwer gewesen, dort anzurufen, und dann wieder so leicht, an einem Sommerabend um neun Uhr vor dem riesigen viktorianischen Gebäude zu landen. Der Verkehr strömte bergauf an mir vorbei, als ich abbog und den kleinen Fußweg unter den großen, gerade gewachsenen Eukalyptusbäumen zu dem schmiedeeisernen Tor entlangging. (»Kommen Sie zu der Tür im Tiefparterre.«)
Nicht mehr diese alltäglichen Huren in schwarzen Korsagen und Pfennigabsätzen (»Warst du ungezogen? Hast du die Peitsche verdient?«) oder die gefährlichen kleinen, milchgesichtigen Strichjungen mit den Harte-Männer-Stimmen. Das hier würde eine Sadomaso-Luxustour der Spitzenklasse werden.
Und vorab das gepflegte Gespräch.
Kleine Lampen in dem weitläufigen, dunkel getäfelten Saal, nicht heller als Kerzen, die die Gemälde und Tapisserien an den Wänden beleuchteten. Orientalische Paravents, dunkelrote und goldene Paisley-Vorhänge. Dunkel lackierte Fenstertüren mit Spiegeln statt Glasscheiben an der gegenüberliegenden Wand, und ein großer, bequemer lederner Armsessel, die schattige Gestalt eines Mannes, den Fuß auf der Ottomane, hinter dem Schreibtisch.
Martin, bald mein Liebhaber, mein Mentor, mein Therapeut, mein großzügiger Partner im innersten Heiligtum. Groß, schwarzhaarig, jugendliche Stimme, an den Schläfen ergraut, ganz der Universitätsprofessor mit braunem V-Ausschnitt-Pullover und offenem Hemdkragen, kleine, intelligente, durchdringende Augen. Augen, die ständig etwas Wunderbares zu entdecken schienen. Das Glänzen einer altmodischen goldenen Uhr auf dem schwarzen Haar seines Handgelenks.
»Stört Sie Pfeifenrauch?«
»Im Gegenteil.«
»Balkan Sobranie«-Tabak, sehr angenehm.«
Ich war nervös, saß still auf dem Sessel, meine Augen wanderten über die Wände, die alten Landschaftsbilder unter dem gesprungenen Lack, die kleinen emaillierten Figurinen auf dem Mahagonischrank. Eine andere Welt. Ein dicker Strauß purpurner Blumen in einem Zinnkrug vor der Marmoruhr. Der Teppich von dieser weichen, samtenen, pflaumenfarbenen Qualität, - die man heute nur noch auf den Marmortreppen ganz alter Hotels findet. Geräusche von oben im Haus. Knarrende Dielen, dumpfer Klang von Musik.
»So, Elliott, ich möchte, daß Sie mir jetzt etwas erzählen«, sagte er mit natürlicher Autorität, als sei das alles nie wiederholt worden, hätte sich nie zuvor ereignet. »Ich möchte, daß Sie sich entspannen und mir berichten, an welcher Art von Phantasien Sie sich im Laufe der Jahre erfreut haben. Sie brauchen nicht anschaulich zu werden. Das sind wir selbst. Wir sind darin Meister.«
Er lehnte sich zurück, seine Augen wanderten über die Zimmerdecke, ein Hauch von Grau in den Augenbrauen, der Pfeifenrauch stieg als dicke Wolke empor und löste sich auf.
»Und falls es Ihnen schwerfällt, über Ihre Phantasien zu sprechen, so können Sie sie auch aufschreiben, wenn Sie das vorziehen. Ich kann Sie ein Weilchen allein lassen, mit Papier und Bleistift, oder auch der Schreibmaschine, wenn Ihnen das lieber ist...«
»Aber ich dachte, daß Sie die Dinge hier in Gang halten, daß es sich sozusagen um eine eigenständige Inszenierung handelt, eine Welt für sich ...«
»Das ist es auch, Elliott, keine Sorge. Wir nehmen die Sache in die Hand. Ganz und gar. Sobald Sie durch die Tür dort treten. Wir haben tausend Ideen, tausend bewährte Methoden, die Dinge zu tun. Aber es ist wichtig, daß wir erst reden, über Sie, über Ihre Vorstellungen. Ein guter Einstieg. Möchten Sie eine Zigarette, Elliott?«
Es war niederschmetternd, festzustellen, daß ich den Anfang machen, die Sache in Gang bringen mußte. Ich war darauf eingestellt gewesen, mich zu unterwerfen, als ich an die Tür kam.
»Ja, ich bin schuldig. Bestraft mich.« Wie zermürbend, mich sagen zu hören: »Ich möchte jetzt durch jene Tür gehen.«
»Bald«, hatte er mit einem kleinen
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