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Exit to Eden

Exit to Eden

Titel: Exit to Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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über die Schulter gerutscht, ihr Haar war zerwühlt und leblos, als hinge sein ganzer Glanz von ihrem Seelenzustand ab. Sie war barfuß, und sie sah gebrochen und traurig aus in ihrem hübschen schwarzen Kleid. Ihr Gesicht war vom Weinen gerötet, und die Wimperntusche war verschmiert, aber sie weinte jetzt nicht mehr.
    »Ich möchte, daß du mit ihnen zurückfliegst, Elliott«, sagte sie. »Sie haben in allem, was sie sagen, recht, und im Augenblick ist es wichtig, daß du zurückgehst.«
    Ich schaute sie lange an, dann drehte ich mich um und warf einen Blick auf die beiden Männer. Ich hatte das Gefühl, mir stecke ein Felsbrocken im Hals.
    »Geht raus«, sagte ich.
    Sie zögerten einen Moment, dann winkte Scott Richard zu, ihm zu folgen, und sie gingen in den Garten hinaus.
    Wütend zog ich die Vorhänge zu, und als ich mich umdrehte, stand Lisa noch immer in der Tür.
    Ich schaute sie quer durchs Zimmer hindurch an, mit dem Rücken zur Tür, als könnten sie nicht wieder hereinkommen, solange ich da stand.
    Einen Moment lang war ich zu aufgewühlt, um etwas zu sagen - vielleicht aus Wut, Schmerz oder Verwirrung. Dann fragte ich: »Du willst also, daß ich zurückgehe?«
    Sie sah jetzt erstaunlich ruhig aus, so, als würde meine Wut sie beruhigen. Aber sie biß sich ganz kurz auf die Unterlippe, als würde sie doch gleich wieder anfangen zu weinen.
    »Sag was, Lisa!« sagte ich. »Du willst also, daß ich zurückgehe!« Meine Stimme klang unheimlich laut.
    Sie rührte sich nicht, aber sie schien irgendwie kleiner zu werden und sich festzuklammern, ohne sich zu bewegen. Dann blinzelte sie, als ob die Lautstärke meiner Stimme sie schmerzte.
    Ich bemühte mich um mehr Ruhe. »Ist es das, was du sagst?« Ich konnte nicht anders als brüllen. »Du willst, daß ich zurückgehe?«
    »Ja«, sagte sie, und ihr Mund zuckte. »Ich glaube, es ist absolut unumgänglich, daß du zurückgehst.« Sie schaute auf, und ihr Blick war jetzt fest. »Ich habe den Vertrag mit dir gebrochen, Elliott«, sagte sie, und ihre Stimme wurde leiser, als würde sie verschluckt. »Ich habe etwas für dich sehr Wichtiges versaut. Ich möchte, daß du zum Club zurückgehst und Richard und Scott die Chance gibst, den Schaden wiedergutzumachen, den ich angerichtet habe.«
    »Ich kann's nicht fassen!« flüsterte ich. »>Wichtiges<, zum Teufel!« Ich ging auf sie zu, aber ich wagte nicht, sie zu beruhren. »Das ist nicht das, was du willst, was du fühlst! Tu mir das nicht an, Lisa! Tu's nicht!« Ich brüllte schon wieder.
    »Es ist genau das, was ich will und was ich fühle«, sagte sie. Ihre Lippen zitterten. Sie stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
    »Fang nicht wieder an zu weinen«, sagte ich. »Bitte nicht! Weine nicht, Lisa!« Aber es waren keine Worte, es waren herausgesprudelte Geräusche. Ich ging vor und zurück und wußte, daß ich gleich überschnappen würde. Etwas zertrümmern würde. Ich blieb vor ihr stehen. Ich beugte mich vor, so daß ich ihr direkt in die Augen schaute, und senkte die Stimme. Was ich ihr zu sagen hatte, war nicht für die Ohren von jemandem bestimmt, der an der Tür lauschte.
    »Lisa, wie oft habe ich dir gesagt, was ich für dich empfinde?Ich liebe dich, Lisa, verstehst du das? Ich habe das in meinem ganzen Leben noch niemals zu einer Frau oder einem Mann gesagt. Sieh mich an und sag etwas! Und erzähl mir nicht, daß du willst, daß ich in den verdammten Club zurückgehe! Ich scheiß' auf den verdammten Club!«
    Ich schaute jemanden an, der erstarrt war. Eine trostlose, schwarzäugige, barfüßige Frau, die mich anstarrte, die feuchten Augen mit Wimperntusche verschmiert, der Mund mit geöffneten Lippen eingefroren.
    »Was bedeutet das hier für dich, Lisa?« Ich knirschte so stark mit den Zähnen, daß es schmerzte. Ich hörte, wie meine Stimme sich überschlug. Ich hörte mich flehen. »Lisa, sei ehrlich mit mir. Sei ehrlich! Wenn du mir sagen kannst, daß du ausgeflippt bist, einfach ausgeflippt, und ich nur eine Rolle dabei zu spielen hatte, wenn du mir sagen kannst, daß ich nichts anderes als ein Fluchtweg war, dann sag es mir jetzt laut und deutlich!«
    Ich konnte nicht mehr. Ich konnte nicht mehr sprechen, und mich überkam wieder dieses grauenhafte Gefühl, daß sie mir weh tun würde, und die fürchterliche Erkenntnis, daß es jetzt geschah.
    »Teufel noch mal!« Ich fluchte, stammelte. Ich ging im Kreis umher, dann stürzte ich mich auf sie und packte sie, als sie in die dunkle Küche

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