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Exit to Eden

Exit to Eden

Titel: Exit to Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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nackter Schenkel, rosiger Organe in üppigen Haarbüscheln. Und zum ersten Mal sah ich verglaste Beobachtungslogen, sowohl hoch oben als auch auf unserer Ebene, und dahinter lauter aufmerksame Gesichter von Männern und Frauen.
    Was für ein Publikum. Und das Peitschen war noch nicht vorbei. Ein weiterer Schauer von Hieben von des Trainers Riemen, und wieder der Kampf, nicht zu zucken und keinen Ton von sich zu geben.
    Ich kämpfte um innere Ruhe, um Stille, kämpfte mich durch das Gefühl völliger Minderwertigkeit hindurch, um irgendwie nachzugeben. Der Schmerz prickelte und brannte.
    Einen wilden Augenblick lang sah ich die große Trainerin zu meiner Rechten, sah Licht und Schatten in ihrem kantigen Gesicht mit den riesigen braunen Augen. Hinreißend, einfach hinreißend.
    Mein Herz überschlug sich. Na und? Die anderen Sklaven wurden auch gebrochen, nicht wahr?
    »Wie steht's jetzt mit deinem Stolz, Elliott?« fragte der Trainer und stellte sich vor mich hin. Er hielt den Riemen stramm zwischen beiden Händen und legte ihn an meine Lippen.
    Ich küßte ihn, wie Katholiken am Karfreitag das Kruzifix küssen, und mit dem Gefühl des Leders an meinen Lippen breitete sich Wärme in meinem ganzen Leib aus.
    Es war ein Moment absoluter Erleichterung. Ich ließ meine Lippen auf dem Leder. Mir schwindelte. Unter der Hitze schmolz sämtlicher Widerstand.
    Ich schaute ihn nicht einmal an, aber ich hatte das Gefühl daß er es gemerkt hatte, daß etwas Tiefgreifendes geschehen war Ich meinte, ein paar Sekunden lang bewußtlos gewesen zu sein, als er den Riemen wegnahm und links neben mich trat
    »Und jetzt wollen wir mal das Kinn heben und unsere folgsamen Mitschüler richtig anschauen«, murmelte der rothaarige Trainer. Diesen Haufen von lieben, artigen Kleinen, das soll wohl ein Scherz sein. Ich schaute sie genauso an, wie er verlangt hatte.
    »Die Klasse schaut jetzt die bestraften Postulanten an« befahl er. Alle Augen richteten sich auf die Fünferbande
    »Und nun werden wir den Unterricht fortsetzen, als hätten diese kleinen Unterbrechungen nicht stattgefunden«, sagte der Trainer. »Aber falls einer unserer bösen Buben oder Mädchen es wagt einen Muskel zu rühren oder einen Laut der Klage oder des Leides von sich zu geben, dann sind wir gezwungen, erneut zu unterbrechen.«
    Er ging mit großen Schritten von mir weg und stellte sich vor die erste Reihe der Postulanten, so daß ich ihn zum ersten Mal ganz sehen konnte. Außergewöhnlich groß, ja, und mit sehr breiten Schultern über einer schlanken Brust, rotes Haar wie Stroh. Ein seidenes Piratenhemd mit langen, weiten Ärmeln und Spitzen an den Manschetten. Hübscher Kerl, natürlich, auch wenn seine Augen unter den buschigen Brauen fast begraben waren, »wie glühende Kohlen« würde man in drittldassigen Romanen sagen.
    »Wie ich vor dieser bedauerlichen Unterbrechung sagte«, begann er sehr ruhig und langsam, »seid ihr nun alle Eigentum des Clubs. Ihr existiert für seine Mitglieder, für ihr Vergnügen, euch anzuschauen, zu berühren, zu schlagen oder zu erniedrigen, euch zu bearbeiten, wie es ihnen gefallt. Ihr habt keine andere Identität als die von Sklaven. Und von euren persönlichen Trainern werdet ihr ernährt, trainiert und versorgt.«
    Seine Stimme klang jetzt nicht nur ruhig, sondern beinahe freundlich.
    Aber ich sah, daß die Sklaven sich krümmten: Er schaute sie wieder an, und sie schössen heimliche Blicke auf ihn. Vielleicht fällt es ihnen schwerer, dachte ich, weil sie keinen Mist gebaut hatten. Vielleicht konnte man die zwei Jahre durchstehen, ohne je Mist zu bauen, und am Ende an einem Nervenzusammenbruch sterben. Aber was konnte schlimmer sein als das hier? Die niedrigste Stufe. Wie fein.
    »Aber ihr werdet auch ausgebildet«, sagte er, »ihr werdet lernen. Diese Trainer werden mit oder ohne eure bewußte Mitarbeit herausfinden, was euch beschämt, erregt, schwächt oder stärkt, was euch zu Höchstleistungen treibt. Doch in erster Linie geht es um das Vergnügen eurer Gebieter, der Mitglieder des Clubs, das sie zu vergrößern suchen. Daß ihr die Strafe braucht, daß ihr euch danach verzehrt, sie haben müßt, gleich wie verängstigt und reuevoll ihr euch in diesem Augenblick fühlen mögt, daß ihr euch auf dem modernen Versteigerungsmarkt von den besten Auktionatoren habt anbieten lassen - alles das gehört zu den interessantesten und köstlichsten Fügungen, die die Natur bietet. Da hier mit euch erbarmungslos und unermüdlich

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