Exit to Eden
Hätte keinen Gin trinken sollen.
»Lisa liebt Elliott!« sang er leise vor sich hin.
»Halt die Klappe«, sagte ich ärgerlich und überraschte uns beide damit. »Ich meine, wir wollen abwarten, was passiert. Ihr Kerle fangt an, mir zu clever zu sein.«
»Komm, laß uns langsam nach unten gehen«, meinte er. »Weg von diesen Telefonen, ehe sie wieder klingeln.«
»Gute Idee.«
Die Sklaven sammelten sich vielleicht schon.
»Ich wette, du wählst Slater. Wenn nicht, bin ich einen Hunderter los.«
»Unfair, mir das zu sagen, findest du nicht?« Ich zwang mir ein Lachein ab.
Scott erwartete uns in der Halle. Seine enganliegende schwarze Lederhose und -weste saßen wie eine zweite
Er begrüßte mich mit einem warmen Willkommenskuß und legte mir den Arm um die Taille. Die Trainer hatten ihm den Spitznamen Panther gegeben, und er verdiente ihn, genauso wie Richard den Namen Wolf verdiente. Körperliche Zärtlichkeit war leicht mit ihm; wir hatten nie miteinander geschlafen was eine nette Spannung verursachte, ein nettes kleines Flirren, wann immer wir uns berührten. Allein schon wenn man Scott beobachtete, wie er einen Raum durchquerte, konnte man einiges über Sinnlichkeit lernen.
Ich umarmte ihn einen Augenblick lang innig. Er war ganz Muskeln und Hitze. »Wenn es um einen gewissen Sklaven namens Elliott Slater geht«, sagte ich, »versuch nicht, mir Honig um den Bart zu schmieren. Das ist unfair.«
»Was Lisa wünscht, soll Lisa haben«, antwortete er mit einem weiteren, innigen Kuß. »Aber nicht so schnell, wie du denkst.«
»Was soll das heißen?«
»Dein Knabe hat's in sich, Schätzchen. Er hat gerade im Pavillon eine kleine Vaudeville-Show abgezogen, die das Haus zum Toben gebracht hat.«
»Was hat er?«
»Ein gelungenes Aufmischen der ganzen Vorführung«, lachte Scott. »Sie haben ihn schon ausgesondert.«
»Richard«, sagte ich und schaute ihn an.
»Erwarte nicht, daß ich so nachsichtig sein werde wie du eben, meine Liebe«, sagte Richard. »Ich bin nicht einer, der plötzlich sanft wird.«
ELLIOTT
Urteilsspruch in der Empfangshalle
Mein Herz fing an zu stolpern, als mir klar wurde, daß die Show im Pavillon zu Ende war. Die anderen wurden zusammengetrieben und wie Schulkinder in Zweierreihen weggeführt.
Einer der Aufseher kam schließlich zu mir und befahl mir, mit gesenktem Blick loszugehen.
Wir bekamen viel Spott und Kommentare von den Tischen. Die Worte »Stolzer Sklave« flackerten wie Neon in meinem Hirn.
Mehrfach forderte mich der Treiber auf, zur Musterung stehenzubleiben. Irgendwie schaffte ich es auch, hielt den Blick gesenkt und ignorierte die Gespräche, die um mich herum, zum Teil auf englisch, zum Teil auf französisch, geführt wurden.
Die Artigen waren inzwischen außer Sicht.
Sehr bald gelangten wir zu einem flachen Gebäude, halb unter Bananenstauden und Laubwerk verborgen, und betraten einen mit Teppich ausgelegten Korridor, der in eine weitläufige, hell beleuchtete Halle führte.
Die Sklaven waren schon versammelt, als wir ankamen, und eine Art Schulung hatte begonnen.
Ich merkte, daß ich rot wurde, als wir ziemlich auffällig seitlich an der Gruppe bis ganz nach vorn gingen.
Ein junger, schmalgesichtiger Mann mit rötlichem Haar unterbrach seine Rede, als er uns sah, und fragte: »Was haben wir denn da?«
»Den stolzen Sklaven, Sir«, antwortete der Aufseher mit erstaunlichem Groll. »Es brauchte drei Treiber, um ihn auf die Bühne im Garten zu zwingen ...«
»Oooh, ja«, unterbrach ihn der Rothaarige.
Die Worte dröhnten durch die Halle. Die Artigen starrten mich mit Sicherheit alle an. Wieder versuchte ich, das Schamgefühl, das ich empfand, zu analysieren, aber es half nichts.
»Gleich am Anfang schon so stolz, Mister Slater?« sagte der Rothaarige. Es versetzte mir einen Stich, daß er mich beim Namen nannte. Dabei hatte er nicht einmal auf das dünne Goldkettchen geschaut. Es war großartig. Ich wagte nicht hochzuschauen, aber ich konnte dennoch sehen, daß er nicht nur groß, sondern auf elegante Weise auch sehr sehnig war und seegebräunt, als habe er lange Zeit auf der Jacht verbracht.
Außerdem sah ich Glaswände zu beiden Seiten von uns, und Männer und Frauen dahinter. Einige Leute waren hinter dem Rothaarigen versammelt.
Alle beobachteten die kleine Szene. Diese seltsame Gruppe mußten die Trainer sein, die echt Harten des Clubs, weil sie soviel Schwarz trugen.
Schwarze Lederstiefel, Röcke, Hosen, mit weißen Blusen oder Hemden.
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