Exit to Eden
geben, Respekt vor den tiefsten, innersten Geheimnissen. Mitgefühl für die eigentlichen Wurzeln der Sehnsüchte.«
»Ich verstehe. Ich weiß es.«
»Komm mit nach oben. Ich zeige dir die Räumlichkeiten. Wir sind keine Therapeuten. Wir sind keine Ärzte. Wir stellen keine Fragen über das Warum oder Wozu. Wir glauben einfach nur an dieses Refugium, diese kleine Festung für jene, die ihr ganzes sexuelles Leben im Exil verbracht haben. Wir sind für diejenigen da, die das wollen, was wir bieten.«
Altmodische Räume, hohe Zimmerdecken, gedämpftes Licht auf tapezierten Wänden. Das Solarium, das Klassenzimmer, das Elternschlafzimmer, und nun das Boudoir, das mich erwartet, Satinpantöffelchen, die Peitsche, die Klatsche, der Riemen, die Rüstung; die perfekte Illusion bis hin zu den Daguerreotypen in den ovalen Goldrähmchen auf der Frisierkommode; die versilberte Haarbürste, die Parfümflakons, in deren Kristallfacetten sich das Licht bricht, die taufrischen Rosen zwischen dem Farn in der Silbervase.
»Für die geeignete Person ist die Bezahlung ausgezeichnet, wenn ich so sagen darf, aber in Wirklichkeit ist es eher so, als wäre man Mitglied in einem Club.«
»Oder einem religiösen Orden.«
Leises, respektvolles Lachen. »Ja.«
Wochenende für Wochenende machte ich die Fahrt über die Brücke zu jenen mysteriösen Zimmern, den verlorenen, verletzlichen Fremden, dem Klima von Freundlichkeit und Sinnlichkeit, dem Ort, den sie »Das Haus« nennen. Mein Haus.
Oh, ich weiß ganz genau , was sie empfindenweißwas ich sagen ß - und manchmal sind Worte alles ich weiß r wann Druck auszuüben ist und wann ich den zarten ß geben ß.
Vielleicht hatte ich es endlich unter Kontrolle, so, wie ich es immer gewollt hatte.
Dann, zwei Jahre später, der märchenhafte Nachtflug nach Rom, als Martin und ich in der ersten Klasse wundervoll beschwipst waren, und die lange Fahrt in der Limousine durch die hügelige, grüne Landschaft nach Siena.
Eine Wochenendkonferenz mit anderen Stars der geheimen Welt des exotischen Sex: Alex, einer von Martins alten Schützlingen, aus dem »Haus« in Paris, Christine aus Berlin. Ich erinnere mich nicht mehr an alle, nur, daß sie alle sehr vornehm klug waren, daß in der Villa über der'Stadt der Wein in Strömen floß, an all die köstlichen Abendessen und an jene dunkeläugigen Italienerjungen, die wie Schatten durch die Halle glitten.
Mr. Cross war mit fünf Leibwächtern in seinem Privatflugzeug gekommen. Drei Mercedes-Limousinen schlängelten sich den Hügel zur Villa hinauf. »Wann sagt mir endlich jemand, um was es hier eigentlich geht?«
»Du hast doch sicher schon von ihm gehört«, sagte Martin. Die Hotelkette und das Presseimperium von Sexzeitschriften - Dreambaby, Xanadu - und die Gattin aus Mississippi, die nichts davon mitkriegte, was ablief, und eine Pizza verlangte.
»Unwirkliches Geld«, seufzte Martin mit leicht hochgezogener Augenbraue. »Die beste Sorte.«
War das möglich? Wir versammelten uns alle um den Tisch aus dem sechzehnten Jahrhundert, um darüber zu diskutieren.
Ein Nobel-Club irgendwo in der Welt, wo sich keine Regierung einmischen würde, mit all den Vergnügungen, die Martin Halifax und andere so clever entwickelt hatten. Stell dir das vor
»Nun, also ein echter Zufluchtsort«, sagte Alex. »Luxusausstattung, gutes Essen, Schwimmbäder, Tennisplätze, alles, was dazugehört. Und dann Sex. Jede Art von Sex. In gewisser Weise eine Therapie, wenn man es genau betrachtet. Ärzte werden uns ihre Patienten schicken.«
Bei dem Wort Therapie zuckte ich zusammen. Martin haßte das Wort.
Und die ruhige Stimme von Mr. Cross, dem Mann am an deren Ende des Tischs, unserem Financier.
»Also, es gibt da eine karibische Insel. Dort wäre es beinahe wie in einer autonomen Region, mit unseren eigenen Gesetzen. Aber wir würden dennoch den Schutz der Regierung genießen. Wir könnten uns unbesorgt, geschützt vor irgendwelchen Interventionen oder gewaltsamen Übergriffen, einrichten. Ich will sagen, ß wir dort strikt legal wären. Wir hätten unsere eigene Klinik, falls nötig, unsere eigene Polizei «
Atemberaubende Geldsumme. Alles schwieg.
»Sehen Sie«, fuhr Mr. Cross fort, »unsere Nachforschungen haben ergeben, daß es Tausende von Leuten, möglicherweise Millionen gibt, die für die Sex-Ferien ihrer Träume eine Menge zu zahlen bereit wären. Sadomasochismus, seltsame Vorlieben, Disziplin, Fesseln was auch immer: das wollen sie, und zwar ganz
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