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Exit to Eden

Exit to Eden

Titel: Exit to Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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machte keine Aufzeichnungen, so daß es nichts zu stehlen gab. Und die elektronischen Anlagen an sämtlichen Ausgängen zerstörten eventuell eingeschmuggelte Filme oder Magnetbänder.
    Und was die Sklaven, die Aufseher, die Fahrer und all die anderen Angestellten betraf, so war es eine simple ökonomische Frage. Sie bezogen fabelhafte Gehälter, und die Sozialleistungen waren, gelinde gesagt, berauschend. Getränke, Essen, Sklaven, wenn sie welche haben wollten, das Personal-Schwimmbad, der Strand. Nur ein paar Verärgerte, solche, die rausgeflogen waren, hatten je das Schweigen gebrochen; aber ihre Geschichten waren schlecht geschrieben und selbst für die Skandalpresse, von der sie publiziert wurden, armseliges Zeug gewesen; wie ich es dem Mädchen gesagt hatte.
    »Es geht nicht darum, ob das Mädchen fähig und bereit dazu ist«, sagte ich. »Es geht darum, vorsichtig zu sein und sauber zu bleiben.«
    • Okay«, sagte Richard, »aber inzwischen steckt zu viel Geld in der Sache, als daß man sich darüber so aufregen müßte. Und alles, was ich sagen will, ist, daß manche von diesen Minderjähngen nicht minderjähriger sind als ich.«
    »Mach dir nichts vor. Nicht jedermann in dieser Welt hat Angst vor Geld.« Da klang Häme mit. Mir wurde das alles zu unfreundlich. »Richard, es tut mir leid«, sagte ich. »Ich stehe heute irgendwie neben mir. Meine Ferien waren einfach zu lang. Mir stinkt es, nach Hause zu fahren. Die Außenwelt zerrt an meinen Nerven.«
    »Natürlich ...«, sagte er leise.
    Ein seltsames Gefühl überkam mich plötzlich wieder Ich sah Elliott Slaters Gesicht, fühlte seinen Mund. Überraschend fiel mir wieder dieser Typ in der Bar in San Francisco ein, Mister Heile Welt. Drei Tage dort unten. Mein Gott, war ich müde. Jetzt könnte ich einschlafen. Die Erinnerungen würden vielleicht einfach verschwinden.
    »Na, für heute abend hast du deine Pflicht für deine Sklaven und ihre Herren getan«, meinte Richard. »Wie wär's, wenn du jetzt abhauen und dich ein bißchen amüsieren würdest?«
    Eine subtile Veränderung in Richards Gesicht.
    Dann erkannte ich, daß es nur eine Reaktion auf die Veränderung in meinem eigenen Gesicht war.
    »Mich ein bißchen amüsieren?« wiederholte ich fragend.
    Er musterte mich. Nickte. Besorgter Ausdruck in seinem Gesicht.
    »Hast du eben gesagt, ich solle mich ein bißchen amüsieren?«
    Er wartete.
    »Ich will, daß man eine Ausnahme macht, Richard. Elliott
Slater. Ich will, daß er freigelassen und morgen nachmittag in
mein Zimmer gebracht wird.«
    »Hmm. Du bist tatsächlich nicht du selbst, wie du eben gesagt
hast. Du kriegst den jungen Mann in drei Tagen.«
    »Nein«, widersprach ich. »Du hast dich vor der ganzen Meute öffentlich durchgesetzt. Mach jetzt privat eine Ausnahme. Ich will Slater morgen nachmittag haben. Am Morgen rühren sie ihn nicht an; um zehn ein Bad und Ruhepause. Punkt eins in meinem Zimmer. Gib sofort die Anweisungen durch. Keiner wird etwas merken. Die anderen Postulanten sind viel zu beschäftigt, die Trainer sind, wie wir alle wissen, völlig überarbeitet, und mir ist es scheißegal.«
    Er schwieg eine Weile. Dann sagte er: »Du bist der Boß.«
    »Ja, der Boß und die Vordenkerin ...«, ließ ich vernehmen.
    »Selbstverständlich«, meinte er ruhig. »Wenn dir so viel daran liegt. Morgen nach dem Essen.«
    Ich stand auf und ging zur Tür.
    »Irgendwas stimmt ganz und gar nicht, nicht wahr?« sagte er.
    »Was?«
    »Und es hat nicht erst während der Ferien angefangen«, fuhr er leise fort. »Es braut sich schon seit einiger Zeit zusammen.«
    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin einfach erschöpft. Sorg dafür, daß sie mir Slater um ein Uhr schicken. Machst du das?«
    »Einverstanden, meine Liebe. Hoffentlich wirkt es.«

LISA
     

Willkommen im Haus
     
    Irgendwas stimmt nicht, irgendwas braut sich seit einiger Zeit zusammen? Reue wegen dieser Teenager-Jahre? Es mußte einen Grund für diesen hinterhältigen Überfall der Erinnerungen geben, nicht wahr?
    Hoffentlich wirkt es.
    Ich stand im Garten vor dem Verwaltungsgebäude und schaute zu den Sternen hinauf. Japanische Lampions flackerten leise in den Blumenbeeten. Lilien im dunklen Geflecht des Immergrüns waren so weiß wie der Mond.
    Mein Mund fing an zu prickeln, als küsse er mich wieder. Und er war nur ein paar Schritte entfernt, nicht wahr?
    Weißt du, daß heute dreitausend Mitglieder hier sind, Elliott Slater? Oh, ja, wir sind wirklich erfolgreich.
    Vom anderen

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