Exit to Eden
wahrscheinlich sechs Monate in Aris Privatgemächern gearbeitet. Sie hatte einen Orgasmus, als ich sie angefaßt habe. Wenn man sie mit dem Klopfer schlägt, wird ihre Haut richtiggehend lebendig.«
Ich nickte.
»Diese Argumente kenne ich auswendig. Von Katmandu bis Kansas steht unser Name für: >Keine Minderjährigen, keine Verrückten, keine Gefangenen, keine Drogen. Nur mündige Erwachsene Er wandte seinen Blick mit den leicht wehmütigen und nachdenklich zusammengekniffenen Augen ab, und wie immer verstärkten all die tiefen Falten seinen Gesichtsausdruck. Er fuhr sich mit gespreizten Fingern durchs Haar.
»Sei nicht so hart«, sagte er verhalten. »Ich hab' sie ausgewählt. Ich hab' sie hergebracht.«
»Ich kann es nicht leiden, Leute für etwas zu loben, was als Selbstverständlichkeit von ihnen erwartet wird. Soll ich jetzt eine Ausnahme machen und dich loben?«
»Meinst du denn, die Vorschrift ist gerecht? Nach dem, was sie getan und gelernt hat?«
»Willst du mich zur Oberlehrerin oder Sozialhelferin machen?« Ich war sauer. »Darf ich dich daran erinnern, für den Fall, daß du es vergessen haben solltest, was das hier ist? Es handelt sich hier nicht um ein paar zwielichtige Zimmer, in die du dich am Samstagabend verkriechst, um die Phantasien auszuleben, von denen du die ganze Woche geträumt hast. Das hier ist total. Es ist eine Welt, die dich aufsaugt und die Wirklichkeit aller anderen Welten ausschaltet, die du je gekannt hast. Es ist Wirklichkeit gewordene Phantasie!«
Ich verstummte. Ich kochte. Ich versuchte, meine Stimme zu senken.
»Denk daran, was jene Jahre bedeuten«, fuhr ich fort. »Ich meine die Jahre zwischen sechzehn und einundzwanzig – was sie bedeuten.«
»Sie bedeuten heute nicht mehr Keuschheit und Gehorsam«, sagte er
»Es sind nicht einfach gewöhnliche Jahre im Leben eines Menschen! Es ist ihre Jugend, die sie uns schenken will, und wir brauchen nichts derartig Wertvolles von ihr oder von irgendwem sonst. Wir können unsere Feuer mit wesentlich billigerer und nützlicherer Energie füttern. Mir ist egal, wie willig sie ist, wie schön, wie anstellig! Was meinst du, was aus ihr werden würde ... nach zwei Jahren?«
»Verstehe«, meinte er.
Ich war nicht sicher, ob das stimmte. In meiner Stimme hatte ein Hauch Hysterie mitgeklungen. Ich sah ständig den Landsitz in Hillsborough vor meinem geistigen Auge, meinen ersten Gebieter. Die Streitereien mit Jean-Paul. Ach, wenn es doch damals einen Martin Halifax gegeben hätte.
Allein die Größe und die Last des Clubs drückten mich plötzlich. Was mochte noch alles passieren, ehe die neue Saison wirklich in Gang kam?
»Ich weiß nicht, was mit mir los ist«, sagte ich zögernd. »Hin und wieder geht mir dieser Ort wohl doch an die Nieren.«
»Na ja, die Jugend war für uns alle ziemlich kompliziert, nehme ich an. Vielleicht bereuen wir alle irgendwas in bezug jene Teenager-Jahre ...«
»Ich bereue gar nichts«, unterbrach ich ihn. »Aber ich war auch nicht mit sechzehn oder achtzehn oder zwanzig im Club - darum geht es hier. Ich konnte kommen und gehen, rein und raus. Für mich war's kein Tanz auf dem Hochseil ohne Netz.«
Er nickte.
»Aber es geht nicht nur um die Minderjährigen selbst«, sagte ich. »Jeden Tag wird mehr über uns geschrieben. In gewissen Kreisen sind wir sehr gut bekannt. Ich bin bereit zu wetten, daß es jedem - und ich meine wirklich jedem x-beliebigen der mit uns in Kontakt kommen will, auch gelingt. Aber niemand darf je die Möglichkeit haben, bei uns eine Geschichte über Minderjährige oder Verrückte oder Gefangene auszubrüten.«
Es war in der Tat überraschend, daß bislang noch niemand dergleichen behauptet hatte. Alles, was bisher über uns veröf-fentlicht worden war, war hinter unserem Rücken geschehen, ohne unsere Einwilligung oder unser Wissen. Für nichts von dem, was geschrieben worden war, hatte es auch nur den geringsten Beweis gegeben; nichts als verschwommene Luftaufnahmen, auf denen kaum etwas zu sehen war. Noch nie war ein Reporter dienstlich hier eingedrungen.
Und dafür gab es jede Menge Gründe. Clubmitglieder wurden sofort ausgeschlossen, wenn sie auch nur mit der winzigsten öffentlichen Erwähnung in Verbindung gebracht wurden, und die hohen Beiträge, die sie zahlten, sowie die von uns durchgeführten Maßnahmen schlossen jegliches Eindringen spionierender Reporter ganz und gar aus.
Kameras waren auf dem Gelände nicht zugelassen. Unser eigenes Monitor-System
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