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Exit to Eden

Exit to Eden

Titel: Exit to Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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niemals verletzt werden würde - im Gegenteil, man wurde versorgt und gepflegt und gehätschelt? Man setzte sich freiwillig diesen rohen Demütigungen aus und Dingen, die die meisten menschlichen Wesen nicht ertragen könnten.
    Was hatte Martin über ihn geschrieben? »Sklave sagt, er wolle erkunden, was er am meisten fürchte.«
    Ja. Es mußte für Elliott eine sexuelle Odyssee sein, ein Eintauchen in Dinge, vor denen er Angst hatte, an einem Ort, wo er nicht verwundet werden konnte.
    Mir kam der unheimliche Gedanke, daß er in Wirklichkeit als Sklave verkleidet war, so wie Burton sich als Araber verkleidet hatte, als er in die verbotene Stadt eindrang. Die Verkleidung war Nacktheit. Und ich hatte seine Identität in den Dingen gefunden, die er besaß, in seinen Kleidern.
    Ein unheimlicher Gedanke, denn soweit ich es beurteilen konnte, war er der perfekte Sklave. Und ich war diejenige mit dem kaputten Getriebe und dem heulenden Motor. Ich erträumte mir diesen ganzen Scheiß über ihn. Ich sollte ihn in Ruhe lassen!
    Ich goß mir noch eine Tasse Kaffee ein und wanderte langsam durchs Zimmer.
    Warum erschienen wir ihm nicht obszön im Vergleich zu dem Elend in Beirut? Warum erschien ihm unser sexuelles Paradies nicht als die schlimmste Art dekadenter Entwicklung? Wie konnte er es in irgendeiner Weise ernst nehmen, nachdem er so fabelhafte Aufnahmen von alledem gemacht hatte?
    Ich stellte die Kaffeetasse ab und preßte die Hände gegen meine Schläfen. Es war, als verursachten mir diese Gedanken heftige Kopfschmerzen.
    Ich hatte wieder, so wie während der Ferien in Kalifornien und auf dem Heimflug hierher, das Gefühl, etwas sei nicht in Ordnung, etwas sei in mir im Gange, etwas, das sich in mir aufbaute und beschleunigte, das ich nicht verstand.
    Der Club, Twenty-four Hours. War das für ihn alles das gleiche? Aber über diese Geschichte würde es keine Fotos geben.
    Ich glaube, in all den Jahren seit seinen Anfängen haßte ich den Club zum ersten Mal, wenigstens für einen Augenblick. Ich haßte ihn. Ich hatte das irrationale Verlangen, die Mauern zu durchbrechen, die mich umgaben, die Zimmerdecke zu durchstoßen, rauszukommen.
    Das Telefon klingelte. Lange starrte ich es quer durchs Zimmer einfach an, dachte, jemand solle antworten, bis ich begriff, daß ich dieser jemand war.
    Ich hatte plötzlich Angst, es könne sich um Elliott handeln, Elliott wäre »ausgeflippt«.
    Ausgesprochen widerwillig nahm ich den Hörer ab. Richards Stimme; »Lisa, hast du unsere Verabredung vergessen?«
    »Unsere was?«
    »Mit dem Pony-Trainer aus der Schweiz, Lisa. Du weißt doch, unser Freund mit dem eleganten menschlichen Reitstall...«
    »Ach ja, Scheiße.«
    »Lisa, der Mann hat wirklich was hier, was Fabelhaftes, wenn du ...«
    »Erledige du das, Richard«, sagte ich und wollte schon auflegen.
    »Lisa, ich habe mit Mr. Cross gesprochen. Ich sagte ihm, dir ginge es nicht sonderlich, du brauchtest etwas Erholung. Mr.Cross meinte, du müßtest dir das anschauen. Du solltest die Pony-Sklaven sehen, die ganze Sache ...«
    »Richard, sag Mister Cross, daß ich 39,5 Grad Fieber habe. Du spielst die Ponyshow. Scheint interessant zu sein.«
    Ich legte auf, schaltete die Klingel ab, zog den Stecker aus der Wand, kniete mich hin und schob das Telefon unters Bett.
    Dann ging ich wieder zu den Koffern, nahm den silbergrauen Rollkragenpulli, den ich vorhin auseinandergefaltet hatte, heraus, drückte ihn an mein Gesicht und schnupperte das Kölnisch Wasser. Ich zog das Neglige und das Nachthemd aus und schlüpfte in den Pulli. Es war, als hatte ich mir seine Haut übergestreift, als fühlte ich sie auf Armen und Brüsten, und ich roch das Parfüm.

ELLIOTT
Lisa im Sinn
     
    Nach mehreren Besuchen im Badehimmel mit dem dazugehörigen Chor kleiner Badeengel wußte ich, daß mir niemand viel darüber sagen würde, wer sie wirklich war.
    Ich zog Mr. Eisenfinger-Masseur wenigstens den Wurm aus der Nase, daß es eine umwerfende Sklavin namens Diana gab, die sich irgendwo in Tränen auflöste, weil Lady Boss Perfektionistin schon seit zwei Tagen nicht mehr nach ihr geschickt hatte.
    »Wo kommt sie denn her, über was für Witze lacht sie, du mußt doch irgendwas wissen, das nicht geheimzuhalten ist.«
    Ich inventarisierte ihre Besitztümer, die Skulpturen, die Bücherregale.
    »Wo hat sie die Bilder und die Masken her?«
    »Elliott, das klingt, als spieltest du immer die gleiche Rille auf der Platte«, sagte er, während er mich bearbeitete, als

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