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Exit to Eden

Exit to Eden

Titel: Exit to Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Kellergewölbe einer Bank vorgestellt hatte.
    Aber es waren meine Koffer, aufgeklappt, und ich sah meinen Paß und meine Brieftasche oben auf den Kleidern liegen. Es war beinahe peinlich, diese persönlichen Dinge aus einer anderen Welt anzuschauen.
    »Ich möchte sehen, wie du aussiehst«, sagte sie, »in Kleidern.«
    Ich schaute sie an und versuchte herauszufinden, was das zu bedeuten hatte. Mir kam der verblüffende Gedanke, daß es äußerst demütigend wäre, in ihrer Gegenwart angezogen zu sein. Aber das war albern, göttlich albern. Ich fühlte, daß sie zitterte, auch wenn sie absolut nicht diesen Eindruck machte.
    »Ich möchte dich darin sehen«, sagte sie. Sie beugte sich über den Koffer und zog einen grauen Rollkragenpulli hervor. »Du magst Grau nicht wahr? Und du magst keine Farben. Wenn du mir in der Außenwelt gehören würdest, wenn du voll und ganz mein Sklave wärst, würde ich dich in Farben kleiden. Aber zieh jetzt mir zuliebe das hier an.«
    Es war unglaublich seltsam, den Pulli von ihr entgegenzunehmen. Ich zerrte ihn mir über den Kopf, als hätte ich dergleichen noch nie getan. Es war unbeschreiblich, wie stark die Empfindung war, als der Stoff meine Haut berührte. Und meine untere Hälfte fühlte sich lächerlich nackt an. Mein Schwanz sah illegal aus. Ich kam mir vor wie ein Zentaur in einem Pornofilm.
    Aber sie reichte mir ein Paar braune Hosen, ehe ich auch nur die Ärmel ein bißchen hochgestreift hatte, und ich zog sie an. Der rauhe Stoff kratzte an meinem Hintern und lag unbequem eng um meinen Schwanz und meine Hoden. Ich hielt es für ausgeschlossen, den Reißverschluß zuzuziehen. Ich steckte meine Hand hinein und versuchte, die schmerzhafte Erektion ein bißchen zu verschieben. Ich warf ihr ein kleines Lächeln zu, als ich merkte, daß sie mich beobachtete.
    »Mach sie zu«, sagte sie. »Und paß auf, daß du nicht kommst.«
    »Ja, Madam«, gab ich zurück. »Ich hab' mich nur gerade gefragt, ob Adam und Eva sich im Paradies ebenso gefühlt haben, als sie sich das erste Mal anzogen.«
    Ich nahm den Gürtel entgegen; es war ein besonderer Trip, ausnahmsweise selber das Leder in der Hand zu haben und es durch die Schlaufen zu fädeln. Ich hätte so nicht zu ihr sprechen dürfen. Die Kleider waren schuld daran. Aber das hier war weit verrückter als die Sportarkaden und der verfluchte Pfahl und alles andere, das bisher abgegangen war.
    »Du wirst wieder rot«, sagte sie. »Dein Haar sieht fabelhaft
aus, richtig blond, wenn du rot wirst.«
    Ich machte eine kleine Geste falscher Bescheidenheit, ein bißchen eitel, aber ich konnte nicht anders.
    Sie reichte mir ein Paar Socken und die Bally-Mokassins, die ich nicht sonderlich mag. Ich mußte mich zwingen, sie nicht dauernd anzustarren, und zog die Schuhe an.
    Sonderbar selbst dieser winzige Größen unterschied, das Leder unter der Fußsohle, das glatte Gefühl, als wäre es eine Verschalung, als wären alle diese Kleider nicht natürlich - so als wäre ich wieder gefesselt und angeschirrt, bloß weil ich angezogen war.
    Sie hielt mir das braune Wolljackett hin.
    »Nein, nicht das ...«, sagte ich.
    Zögern. Sie sah plötzlich hilflos aus.
    »Ich finde es einfach zu edel, wenn die Jacke zu Hose und Schuhen paßt. So würde ich mich nie anziehen.«
    »Welches dann?«
    »Gib mir die Norfolkjacke, den Tweed. Das heißt, wenn du nichts dagegen hast, wenn ich etwas dazu sagen darf.«
    »Natürlich.« Entschuldigend! Sie hängte den braunen Sakko wieder auf den Bügel und reichte mir die Norfolkjacke. Ich trage gerne Jacken mit Gürtel. Am liebsten hätte ich eine meiner dreckigen alten Safarijacken angezogen, aber ich dachte, daß sie damit nicht einverstanden wäre.
    »Zufrieden?« fragte sie. Scharf, einen Hauch sarkastisch.
    »Nicht bevor ich mich gekämmt habe. Es ist fast zwanghaft; wenn ich eine Jacke angezogen habe, kämme ich mich.« Mein Hintern brannte unter dem Hosenstoff. Ich fürchtete, mein Schwanz würde abspritzen. Ich war auf der Kippe. Als sie in ihre Potasche langte, so wie ein Mann das tut, und einen schwarzen Plastikkamm hervorholte, wippten alle ihre prächtigen kleinen Kurven, und ich konnte nicht anders, als mein Gewicht zu verlagern, um zu vermeiden zu kommen. »Danke.«
    »Da ist der Spiegel«, sagte sie und zeigte auf einen ziemlich schmalen zwischen den beiden Türen zum Flur.
    Und darin war nun Elliott Slater zu sehen, der sein Haar kämmte und so aussah wie vor zwei Millionen Jahren in San Francisco, auf dem Weg

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