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Exit

Exit

Titel: Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Protokolle waren einwandfrei - er war vollkommen gesund, bis er starb, und die Autopsie kam zu keinem Ergebnis, wie so oft in solchen Fällen. Doch jetzt habe ich es mit einem lebendigen, atmenden Kind zu tun und habe keine Ahnung, wie ich ihm helfen kann.«
    »Ich finde, du tust dein Bestes.«
    »Ich versuch's, aber es ist so verdammt frustrierend.«
    »Was ist mit dem Vater?« fragte ich. »Über den haben wir noch gar nicht geredet.«
    »Ich kann nicht viel mit ihm anfangen. Es ist hauptsächlich die Mutter, die sich um das Kind kümmert, und meistens habe ich mit ihr zu tun. Und seit die Möglichkeit auftauchte, es könnte sich um einen Münchhausen-Fall handeln, schien es besonders wichtig zu sein, sich auf sie zu konzentrieren, denn sind es nicht immer die Mütter?«
    »Ja«, bestätigte ich, »doch in manchen Fällen stellen sich die Väter als passive Komplizen heraus. Irgendwelche Anzeichen, daß er einen Verdacht hat?«
    »Wenn das der Fall ist, dann hat er es mir nicht erzählt. Er macht auch keinen besonders passiven Eindruck - er ist eigentlich ganz nett. Genau wie sie. Sie sind beide nett, Alex. Das ist die eine Sache, die es so schwer macht.«
    »Das typische Münchhausen-Szenario. Die Krankenschwestern sind wahrscheinlich ganz vernarrt in sie.«
    Stephanie nickte.
    »Und was noch?«
    »Was meinst du?«
    »Die andere Sache, die es dir schwermacht.«
    Sie rieb sich die Augen. Sie brauchte lange, bevor sie antwortete.
    »Das andere ist«, sagte sie, »und das klingt jetzt vielleicht furchtbar kalt, das andere ist, wer sie sind, gesellschaftlich und politisch. Der volle Name des Kindes ist Cassie Brooks Jones - klingelt es jetzt bei dir?«
    »Nein«, erwiderte ich, »Jones als Name ist nicht gerade außergewöhnlich.«
    »Jones, wie in Charles L. junior. Der große Finanzier. Der oberste Finanzverwalter des Krankenhauses.«
    »Kenn ich nicht.«
    »Natürlich - du liest ja keine Rundschreiben. Vor acht Monaten ist er zum Vorstandsvorsitzenden ernannt worden. Es hat eine große Umbesetzung gegeben.«
    »Wegen des Haushalts?«
    »Weswegen sonst? Ich geb dir mal den Stammbaum: Charles' junior einziger Sohn ist Charles der Dritte - wie bei den Windsors. Man ruft ihn Chip, und er ist Cassies Papa. Die Mutter heißt Cindy. Der verstorbene Sohn hieß Chad - Charles der Vierte.«
    »Lauter Cs«, sagte ich, »die scheinen eine Menge von Ordnung zu halten.«
    »Egal. Wesentlich ist: Cassie ist Charles' junior einziges Enkelkind. Ist das nicht wundervoll, Alex? Ich sitze hier mit einem potentiellen Fall von übertragenem Münchhausen, der uns jeden Moment um die Ohren fliegen kann, und die Patientin ist das einzige Enkelkind des Kerls, der uns den Gratiskaffee weggenommen hat!«

3
    Wir gingen auf den Hauptausgang der Cafeteria zu. »Der Aufzug, mit dem ich zu deinem Büro gekommen bin, ist auf Schlüsselbetrieb umgestellt. Warum plötzlich all diese Sicherheitsmaßnahmen?« fragte ich.
    »Die offizielle Erklärung ist Verbrechensverhütung«, antwortete Stephanie. »Man will verhindern, daß die Verrückten von der Straße hereinkommen. Was zu einem gewissen Grad berechtigt ist - es hat schon Probleme gegeben, meist während der Nachtschicht. Doch ist Hollywood-Ost nach Einbruch der Dunkelheit je sicher gewesen?«
    Ein Angestellter war schon dabei, die Cafeteria abzuschließen.
    Als er uns kommen sah, hielt er verdrossen die Tür für uns auf.
    »Kürzere Öffnungszeiten«, sagte Stephanie, »auch eine Haushaltseinsparung.«
    Im Treppenhaus fragte ich weiter: »Welcher Art war denn die Kriminalität, mit der ihr es zu tun hattet?«
    »Das Übliche, nur eben gehäuft: Autodiebstähle, Vandalismus, verschwundene Brieftaschen, auch einige Fälle von Straßenraub draußen auf dem Sunset, und vor wenigen Monaten hat man zwei Krankenschwestern auf dem Parkplatz drüben auf der anderen Straßenseite überfallen.«
    Ich nahm zwei Stufen auf einmal, um mit ihr Schritt zu halten. »Vergewaltigungsversuche?« fragte ich.
    »Das ist nie herausgekommen. Keines der beiden Opfer haben wir danach wiedergesehen. Es waren Nachtschwestern, Aushilfen. Ich hab nur gehört, daß sie schwer verprügelt und ihre Handtaschen gestohlen worden waren. Die Polizei schickte einen Beratungsbeamten, der uns die übliche Vorlesung über persönliche Sicherheit gab und am Ende gestand, daß niemand unsere Sicherheit garantieren konnte, wollte man das Krankenhaus nicht in eine Kaserne verwandeln. Die weiblichen Angestellten machten eine Menge

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