Exit
dem Hörsaal, in dem die Gedenkveranstaltung für Ashmore stattfinden sollte, angelangt.
»Was wohl aus Kent Herbert geworden sein mag?« sagte ich beiläufig.
»Wer?« fragte Kornblatt.
»Herbert, der Toxikologe. Hat der nicht für Ashmore gearbeitet?«
»Soweit ich weiß, hat niemand für Ashmore gearbeitet. Er war ein Einzelgänger - Herbert, sagtest du? Der Name sagt mir nichts.«
Wir betraten den großen, fächerförmigen Hörsaal mit steil gebauten grauen Sitzreihen. Von den fünfhundert Plätzen waren höchstens siebzig besetzt.
Kornblatt bewegte sich mit seinem Gefolge zum Podium hinunter, wobei er etliche Hände zu schütteln hatte und einigen Kollegen zuwinkte. Ich blieb zurück und setzte mich in die oberste Reihe.
Viele weiße Kittel. Bei genauerem Hinsehen fiel mir auf, wie wenig graues Haar zu sehen war. Wo waren die älteren Kollegen, mit denen ich früher zusammengearbeitet hatte?
Während ich darüber nachdachte, betrat ein Arzt mit einem drahtlosen Mikrofon die Bühne und bat um Ruhe. Er war etwa fünfunddreißig, ein weiches, blasses Babygesicht mit einem blonden Lockenkopf. Sein Kittel war leicht vergilbt und zu groß für ihn. Darunter trug er ein schwarzes Hemd und eine braune Strickkrawatte.
Als er das Wort ergriff, verstummte das allgemeine Gemurmel im Saal. Die Rufgeräte wurden abgeschaltet; dann war es still.
»Ich danke Ihnen allen, daß Sie gekommen sind. Könnte sich jemand um die Tür kümmern?«
Die Köpfe drehten sich, und ich merkte, daß ich der Tür am nächsten saß. Ich stand auf und schloß die Tür.
Der Lockenkopf fuhr fort: »Der erste Punkt auf der Tagesordnung ist eine Schweigeminute für unseren Kollegen Dr. Laurence Ashmore. Wenn Sie sich also erheben würden …«
Für eine lange Minute standen alle mit gesenkten Köpfen.
»Danke. Sie können wieder Platz nehmen.«
Er ging zur Tafel und schrieb mit einem Stück Kreide:
AGENDA 1. Gedenken an Ashmore 2.
3.
4.
Er trat von der Tafel zurück und sagte: »Möchte jemand ein paar Worte zu Laurence Ashmore sagen?«
Schweigen.
»Ich glaube, ich rede im Namen aller hier, wenn ich meine Bestürzung über das Verbrechen ausdrücke, dem Larry zum Opfer gefallen ist, und seine Familie unserer tiefen Anteilnahme versichere. Ich schlage anstelle von Blumenspenden eine Geldsammlung für einen guten Zweck vor, der von der Familie oder, wenn sie mit einer solchen Frage jetzt nicht behelligt werden kann, von uns zu benennen ist. Möchte jemand einen Kommentar dazu abgeben?«
Eine kurzhaarige Frau in der dritten Reihe sagte: »Wie war's mit dem Institut für Giftkontrolle? Schließlich war er Toxikologe.«
»Ein guter Vorschlag, Barbara«, sagte der Lockenkopf, »jemand dagegen? Nein? Damit wäre der Vorschlag angenommen. Gibt es hier jemanden, der die Familie kennt und sie über unser Vorhaben unterrichten kann?«
Totenstille.
»Barbara, könntest du die Organisation der Sammlung übernehmen?« Sie nickte.
»Gut. Die Spenden gehen also an Barbara Lomans Büro in der Rheumatologie. Sonst noch etwas zu diesem Punkt?«
»Informationen«, sagte jemand, »wo bleiben die Informationen?«
Ein untersetzter, bärtiger Mann in kariertem Hemd mit einem breiten, altmodischen Schlips erhob sich. Ich meinte mich an ihn zu erinnern. Zu meiner Zeit hatte er noch keinen Bart getragen, war Assistent gewesen, mit einem italienischen Namen …
»Was ich sagen will, John: Die Sicherheit hier stinkt doch zum Himmel. Was ihm zugestoßen ist, könnte jedem von uns passieren, und da es um unsere Sicherheit geht, haben wir ein Recht, zu erfahren, was genau passiert ist, welche Fortschritte die Polizei macht und welche Maßnahmen wir treffen können, um uns zu schützen.«
»Wir können gar nichts tun«, rief ein dunkelhäutiger Mann aus einer anderen Ecke des Saales. »Wir sind machtlos, solange die Verwaltung sich nicht ernsthaft für unsere Sicherheit interessiert. Wir brauchen Wachen an allen Eingängen zum Parkhaus und an jedem Treppenaufgang, rund um die Uhr.«
»Das würde Geld kosten, Hank«, sagte der Bärtige, »du weißt, was das bedeutet.«
Eine Frau mit Pferdeschwanz stand auf.
»Das Geld ist doch da, Greg, wenn sie nur ihre Prioritäten richtig setzen würden. Wir brauchen nicht noch mehr Rambo-Typen, die unsere Patienten auf den Korridoren einschüchtern. Was wir brauchen, ist echte Sicherheit, einschließlich Selbstverteidigungskursen et cetera. Besonders für weibliche Angestellte. Auf den offenen Parkplätzen gibt es
Weitere Kostenlose Bücher