Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Exit

Exit

Titel: Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
Störung der Zuckerspeicherung, die wir mit unseren Methoden nicht erkennen.«
    Sie schaute an die Decke und atmete tief durch. »Eine andere Erklärung wäre ein Tumor an der Bauchspeicheldrüse, der Insulin ausscheidet. Das wäre allerdings übel.«
    »Es klingt alles recht übel, was du da aufzählst. Hast du schon mit Cindy und Chip gesprochen?«
    »Ich habe ihnen erzählt, daß Cassies Blutzuckerwerte zu niedrig sind und daß es sich wahrscheinlich nicht um klassische Epilepsie handelt. Ich sehe keinen Sinn darin, in die Einzelheiten zu gehen, solange wir noch keine Diagnose haben.«
    »Wie haben sie reagiert?«
    »Beide sehr passiv, am Boden zerstört. Sie haben letzte Nacht kaum Schlaf bekommen. Er ist eben zur Arbeit gegangen, und sie hat sich auf der Couch ausgestreckt.«
    »Und wie geht es Cassie?«
    »Sie ist noch sehr benommen. Wir sind dabei, die Zuckerwerte zu stabilisieren. Es sollte ihr bald wieder bessergehen.«
    »Was steht ihr noch bevor, welche Untersuchungen habt ihr geplant?«
    »Weitere Bluttests und eine Bauchhöhlentomographie. Am Ende könnte es nötig werden, einen chirurgischen Eingriff vorzunehmen, um die Bauchspeicheldrüse genau anzuschauen. Aber so weit sind wir noch lange nicht. Ich muß jetzt zurück zu Torgeson. Er sitzt in meinem Büro und schaut sich Cassies Krankengeschichte an. Er ist sehr nett, sehr locker.«
    »Wird er auch einen Blick auf Chads Akte werfen?«
    »Die habe ich angefordert, aber sie ist nicht auffindbar.«
    »Das weiß ich«, sagte ich, »ich wollte sie auch einsehen - nur der Vollständigkeit halber, weißt du -, aber ein gewisser D. Kent Herbert hat sie entliehen. Er hat für Ashmore gearbeitet.«
    »Herbert? Nie gehört. Warum sollte Ashmore die Akte anfordern lassen, wo er sich nicht sonderlich für den Fall interessiert hat?«
    »Das frage ich mich auch.«
    »Ich werde die Akte jedenfalls suchen lassen. Inzwischen werden wir uns auf Cassies Stoffwechselsysteme konzentrieren.«
    »Würde der Zuckermangel auch die anderen Erkrankungen erklären - die Atemprobleme und den blutigen Stuhl?«
    »Nicht direkt, aber es könnten alles Symptome einer einzigen zugrunde liegenden Infektion oder irgendeiner seltenen Erkrankung sein. Jede Woche lernen wir etwas Neues - jedesmal, wenn ein Enzym entdeckt wird, findet man Patienten, denen es daran fehlt. Es könnte sich sogar um einen atypischen Fall einer Erkrankung handeln, auf die wir sie getestet haben, die aber, weiß Gott warum, in den Blutuntersuchungen nicht in Erscheinung trat.«
    Sie redete schnell und angeregt, anscheinend froh, es endlich mit greifbaren Krankheitsbildern zu tun zu haben.
    »Möchtest du, daß ich weiterhin am Ball bleibe?« fragte ich.
    »Natürlich. Warum fragst du?«
    »Du klingst, als würdest du von der Münchhausen-Theorie abrücken und an eine echte Erkrankung glauben.«
    »Es wäre natürlich schön - und behandelbar -, wenn die Symptome echt wären. Doch selbst wenn das der Fall ist, haben wir es wahrscheinlich mit einer chronischen Krankheit zu tun, und deine Hilfe wäre weiterhin gefragt. Wärst du dazu bereit?«
    »Selbstverständlich.«
    »Danke.«
    Wir gingen die Treppen hinunter. Ein Stockwerk tiefer fragte ich sie: »Könnte es sein, daß Cindy - oder irgend jemand anders - den Blutzuckermangel herbeigeführt hat?«
    »Sicher. Eine nächtliche Insulininjektion hätte genau diese Wirkung. Das war das erste, woran ich gedacht habe. Aber es gehört eine Menge Erfahrung dazu, den Zeitpunkt und die Dosierung richtig anzusetzen.«
    »Oder eine Menge Probeinjektionen.«
    »Mit Cassie selbst als Versuchskaninchen, meinst du? Prinzipiell wäre das möglich. Aber vergiß nicht, wie Cassie auf Spritzen reagiert. Wenn ihre Mutter sie damit quälte, dann müßte sie eigentlich jedesmal schreien, wenn sie sie erblickt. Doch wie es aussieht, bin ich die einzige, auf die sie so reagiert. Außerdem habe ich keine fremden Einstiche gefunden.«
    »Könnten die dir nicht entgehen, bei den vielen Spritzen, die die Kleine schon bekommen hat?«
    »Das könnten sie, aber ich habe wirklich darauf geachtet, Alex. Die Untersuchungen waren immer außerordentlich gründlich.«
    »Gäbe es, außer der Spritze, noch andere Wege, ihr das Insulin zu verabreichen?«
    »Es gibt wohl orale Präparate, die den Blutzuckerspiegel unmittelbar erhöhen, doch die hätten Stoffwechselprodukte hinterlassen, die wir mit unseren toxikologischen Tests mit Sicherheit gefunden hätten.«
    Ich dachte an Cindys Entlassung aus der

Weitere Kostenlose Bücher