Exit
Armee und fragte:
»Gibt es vielleicht Fälle von Diabetes in der Familie?«
»Nein. Bevor wir Cassies Stoffwechsel untersuchten, haben wir Cindy und Chip getestet. Alles normal.«
Wir waren im ersten Stock angelangt, und ich verabschiede te mich von Stephanie.
»Viel Glück noch mit eurer Diagnose.«
Sie blieb stehen und gab mir einen flüchtigen Kuß auf die Wange. »Ich danke dir für deine Kommentare, Alex. Ich bin so froh, es endlich mit Biochemie zu tun zu haben, daß ich Ge fahr laufe, die anderen Fragen aus den Augen zu verlieren.«
Ich fragte einen Wachmann nach dem Personalbüro. Er musterte mich und sagte, ich sei genau richtig im ersten Stock.
Ich fand es an derselben Stelle, wo es immer gewesen war. Zwei Frauen saßen an Schreibmaschinen, eine dritte war dabei, Dokumente abzuheften. Letztere kam zu mir und fragte, ob sie mir helfen könnte. Ich sagte, ich wollte eine Beileidskarte an Dr. Ashmores Witwe schicken und brauchte seine Privatadresse.
»Ist es nicht schrecklich?« sagte sie mit rauchiger Stimme. »Was ist nur aus diesem Krankenhaus geworden?« Das Register, in dem sie nachschlug, war so dick wie das Telefonbuch einer mittleren Kleinstadt. »Doktor Laurence Ashmore - North Whittier Drive, Beverly Hills.« Sie gab mir eine Haus nummer in den Neunhundertern.
Beverly Hills Nord - erstklassige Wohngegend. Die Hausnummer bedeutete, daß Ashmore direkte Sicht auf den Sunset Boulevard hatte, als er noch lebte. Teurer ging es nicht. Er mußte wohl ein bißchen nebenher verdient haben.
»Der arme Kerl«, sagte die Frau. »Da sieht man mal wieder, daß man Sicherheit nicht kaufen kann.«
Ich nickte. »Eine Frage noch: Dr. Ashmore hatte einen Mitarbeiter - D. Kent Herbert. Die Ärzteschaft möchte ihn gern wissen lassen, daß wir einen Spendenfonds zu Dr. Ashmores Gedenken eingerichtet haben, aber niemand weiß, wo er zu finden ist. Ich habe mich bereit erklärt, ihn aufzuspü ren, doch ich weiß nicht einmal, ob er noch hier arbeitet. Wenn Sie mir seine Adresse geben könnten, wäre ich Ihnen sehr verbunden.«
»Herbert… Sie glauben also, er ist nicht mehr bei uns?«
»Ich weiß es nicht. Ich glaube aber, daß er im Januar oder Februar noch hier war, wenn Ihnen das weiterhilft.«
»Möglich. Herbert… wollen wir mal schauen.«
Sie zog einen dicken Ordner aus einem Wandregal über ihrem Schreibtisch.
»Herbert, Herbert, Herbert… aha, zwei Herberts hab ich hier, aber der eine, Ronald Herbert, ist in der Küchenverwaltung und der andere ist eine Sie, Denise Herbert, Toxikologie.«
»Denise könnte hinkommen.«
»Aber haben Sie nicht nach einem Mann gesucht?«
fragte sie verwundert.
Ich zuckte hilflos die Schultern. »Muß wohl ein Irrtum gewesen sein. Der Kollege, der mir den Namen gab, kannte Herbert auch nicht persönlich, also nahmen wir beide an, es handle sich um einen Mann. Hat diese Denise vielleicht ein ›K‹ als zweite Initiale?«
Sie schaute in ihren Ordner. »Ja, genau.«
»Na also. Der Name, den ich habe, lautet D. Kent. Was hat sie bei uns gemacht?«
»Hm, lassen Sie mich nachsehen … fünf-drei-drei-A.« Sie schaute in einen anderen Ordner. »Sieht aus, als sei sie wissenschaftliche Assistentin gewesen. Gehaltsstufe I.«
»Hat sie vielleicht in eine andere Abteilung gewechselt?«
»Nein, sieht aus, als sei sie gegangen«, sagte sie, nachdem sie einen weiteren Ordner zu Rate gezogen hatte.
»Hm … haben Sie ihre Adresse?«
»Nein, keine Eintragung. Persönliche Daten schmeißen wir nach dreißig Tagen raus, aus Platzgründen.«
»Wann genau hat sie aufgehört?«
»Das kann ich Ihnen sagen.« Sie blätterte ein paar Seiten weiter und zeigte mir einen Zahlencode, den ich nicht entziffern konnte. »Sehen Sie? Sie hatten recht. Mit dem Februar, meine ich. Das war ihr letzter Monat hier. Am fünfzehnten hat sie gekündigt, und am achtundzwanzigsten wurde sie offiziell von der Gehaltsliste gestrichen.«
Am vierzehnten hatte sie Chad Jones' Akte entliehen.
Um drei Uhr fünfundvierzig fuhr ich aus dem Parkhaus. Auf dem Sunset blockierte ein Auffahrunfall den Verkehr, so daß ich fast eine Stunde brauchte, bis ich das künstlich-grüne Ende des Boulevard erreichte, das in Beverly Hills lag.
Ich näherte mich dem Whittier Drive und rollte langsam die mit tropischen Bäumen gesäumte Straße entlang. Laurence Ashmores Haus war das letzte - ein dreistöckiger Kalksteinkasten im englischen Stil auf einem Grundstück, das fast hundert Meter Straßenfront einnahm. Das
Weitere Kostenlose Bücher