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Exit

Exit

Titel: Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Kilometer, bevor ich unter die Dusche sprang. Danach waren die Fische an der Reihe und dann mein Frühstück samt Morgenzeitung.
    Nichts Neues über den Ashmore-Mord.
    Ich rief die Auskunft an und versuchte eine Telefonnummer zu bekommen, die zu Denise Herberts Adresse passen würde, doch ohne Erfolg. Auch die beiden anderen Herberts in Culver City wußten nichts von ihr.
    Und wenn schon, dachte ich beim Auflegen. Ich hätte sowieso nicht gewußt, was ich ihr sagen sollte, um meine Neugier bezüglich Chads Akte zu begründen. Ich beschloß, mich lieber auf den Job zu konzentrieren, für den ich qualifiziert war, zog mich an, klemmte meinen Krankenhausausweis ans Revers, ging aus dem Haus und fuhr Richtung Hollywood.
    Nach wenigen Minuten war ich in Beverly Hills. Ich fuhr am Whittier Drive vorbei, ohne zu verlangsamen, doch dann sah ich den weißen Cutlass, von Osten kommend, einbiegen. Ich wendete.
    Der Olds parkte am selben Platz wie am Tag zuvor. Eine schwarze Frau stieg aus, jung, Ende Zwanzig oder Anfang Dreißig, klein und zierlich. Sie trug einen grauen Rollkragenpulli, einen knöchellangen schwarzen Rock und flache schwarze Schuhe. In der einen Hand hielt sie eine Einkaufstasche, in der anderen ein braunes Lederportemonnaie. Wahrscheinlich das Hausmädchen, dachte ich, zurück von einer Tour durch die Kaufhäuser für die trauernde Witwe.
    Ich lächelte ihr zu, als sie mich bemerkte. Sie schaute mich fragend an und kam langsam, mit kleinen, federnden Schritten zu mir herüber. Als sie näher kam, sah ich, wie hübsch sie war. Ihre Haut war tiefschwarz, bläulich schimmernd, ihre Züge klar und flächig, wie eine nubische Maske.
    »Hallo. Sie sind vom Krankenhaus?« Sie sprach mit dem Akzent, den man von vornehmen britischen Privatschulen mitbekommt.
    »Ja.« Ich war überrascht, doch dann bemerkte ich, daß sie meine Ausweisplakette ansah.
    »Nett, daß Sie kommen«, sagte sie.
    Ich stellte mich vor. Sie setzte die Einkaufstasche aufs Gras und gab mir durchs Seitenfenster ihre schmale, trockene und eisigkalte Hand.
    »Ich bin Anna Ashmore. Ich hätte nicht gedacht, daß so bald jemand vorbeikommt.«
    Ich schämte mich wegen meiner Vorurteile und sagte: »Ich habe Ihren Mann nicht persönlich gekannt, doch lassen Sie mich trotzdem mein Beileid aussprechen.«
    Sie ließ ihre Hand sinken. Irgendwo in der Ferne knatterte ein Rasenmäher. »Einen Gottesdienst wird es nicht geben. Er war nicht religiös.« Sie wandte sich dem Haus zu. »Möchten Sie vielleicht hereinkommen?«
    Die Eingangshalle war zwei Stockwerke hoch mit cremefarbenen Wänden und schwarzem Marmorboden. Marmorstufen und ein wunderschönes Messinggeländer wanden sich zum oberen Stockwerk. Rechter Hand befand sich ein großer gelber Speisesaal mit glänzenden schwarzen Art-nouveau-Möbeln, die das wirkliche Hausmädchen gerade polierte. Kunst auch an der Wand hinter der Treppe - moderne Gemälde und klassische afrikanische Batiken. Ein kurzer Durchgang führte zu einer Glastür, hinter der sich eine kalifornische Postkartenansicht darbot: grüner Rasen, ein Schwimmbecken mit blau-silbernem Wasser in strahlendem Sonnenschein, weiße Umkleidekabinen an einem gitterverzierten Säulengang, Hecken und Blumenbeete unter den wandernden Schatten verschiedenster Baumarten.
    Das Mädchen kam aus dem Speisesaal und nahm Mrs.
    Ashmore die Einkaufstasche ab. Anna Ashmore dankte ihr und führte mich zwei Stufen hinunter nach links in ein Wohnzimmer, das doppelt so groß war wie der Speisesaal.
    Sie bot mir einen Sessel an und betätigte einen Knopf, der mehrere Stehlampen einschaltete. Eine Ecke des Raumes wurde von einem schwarzen Flügel eingenommen. An den Wänden noch mehr Kunst, dieselbe Mischung von Ölbildern und Textilarbeiten. Über dem steinernen Kaminsims meinte ich einen Hockney zu erkennen.
    »Bitte«, sagte Mrs. Ashmore. Ich ließ mich auf einem weißen Wildledersofa nieder.
    »Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
    »Nein, danke.«
    Sie saß mir direkt gegenüber, steif wie ein Stock und schweigend. Seit wir hereingekommen waren, hatten sich ihre Augen mit Tränen gefüllt.
    »Es muß ein furchtbarer Verlust für Sie sein.«
    Sie wischte sich die Augen mit einem Finger. »Danke, daß Sie gekommen sind.« Dann Schweigen.
    »Ein wunderschönes Haus haben Sie hier«, sagte ich.
    Sie antwortete mit einer hilflosen Geste: »Ich weiß nicht, was damit werden soll.«
    »Wohnen Sie schon lange hier?«
    »Nein, erst seit einem Jahr. Es war schon seit

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