Exodus der Xabong
anderes als Pilot Ty Jacques.
Im Datensatz waren auch ein paar physiologische Messwerte enthalten.
Immerhin – Jacques hatte überlebt.
»Gott sei Dank, Ty!«, murmelte Moss Triffler vor sich hin. »Wer weiß schon welcher unfähige Hilfspilot deine Stelle bekommen hätte!«
Mit Ty hatte er sich immer gut verstanden. Konkurrenten waren sie nie gewesen. Ty hatte immer anerkannt, dass er sich, was das fliegerische Können anging, mit Triffler nicht messen konnte. Was immer man sonst über Ty sagen mochte: Eine positive Eigenschaft war ihm auf jeden Fall eigen – Er war nicht neidisch. Er hatte es Moss nicht einmal geneidet, als dieser zeitweilig sogar den Rudergänger der STERNENFAUST vertrat, was auch jetzt immer mal wieder vorkam, sofern es nicht mit den Aufgaben des Fährenpiloten kollidierte.
»Du wirst noch mal ein ganz Großer, Moss!«, hatte Ty mal gesagt. »Jemand wie ich oder selbst Lieutenant Rajiv kann vielleicht mühsam erlernen, wie man eine Maschine richtig beherrscht. Aber du hast das im Gefühl. So als wäre sie ein Teil deines Körpers. Und dabei spielt es offenbar keine Rolle, ob das eine Raumfähre, irgend so ein Testjäger bei Far Horizon oder ein vergleichsweise dicker Brummer wie die STERNENFAUST ist. Du könntest wahrscheinlich sogar einen Dreadnought fliegen, wenn man dich lassen würde!«
Umgekehrt hatte Moss sich jedoch nie über den zweiten Piloten der STERNENFAUST erhoben.
Nicht einmal, als man Triffler quasi zum zweiten Ruderoffizier der STERNENFAUST gemacht hatte. Eine Laufbahn, die Ty auch gerne eingeschlagen hätte, was aber aus verschiedenen Gründen nicht geklappt hatte.
Nur einmal hatte Ty darüber gesprochen. Über die Eignungstests, die er nicht bestanden hatte und die nun verhinderten, dass er jemals ein kommandierender Offizier werden würde. Moss hatte das als besonderen Vertrauensbeweis gewertet – und wahrscheinlich war es das auch gewesen. Triffler hatte allerdings auch anerkannt, dass es Dinge gab, die sein Kollege aufgrund der längeren Flugerfahrung mit den Fähren des Star Corps durchaus besser wusste. Das Meiste davon hatte sich Triffler einfach abgeschaut und es in sein eigenes Kompetenz-Repertoire übernommen.
Triffler gab eine Simulation ein.
Der veränderte Kurs verschiedener Kridan-Schiffe wurde dabei ebenso extrapoliert, wie der Kurs der STERNENFAUST und der L-1. Das Ergebnis war ernüchternd.
Es wird knapp werden! , dachte er. Und wenn man es genau nimmt, kann ich mir die Bergung der Rettungskapsel gar nicht leisten …
Aber der Gedanke, Ty zurück zu lassen, verbot sich für Moss Triffler. Auch wenn es knapp werden würde, ihn an Bord zu holen, bevor das erste Kridan-Schiff in Schussweite kam – er musste es versuchen.
Dass er damit mittelbar auch das Leben der Marines auf Theramenes A gefährdete, nahm er in Kauf.
Quälend langsam verging die Zeit, bis Moss Triffler mit seiner L-1 die Position der Rettungskapsel erreicht hatte. Zuerst hieß das auf Maximalwerte beschleunigen und dann wurde ein Bremsmanöver eingeleitet.
Die Rettungskapsel war keineswegs an ihre Position gebunden. Sie bewegte sich. Die Druckwelle des explodierenden Schiffes hatte die Kapsel erfasst und sie davongetragen. Jetzt bewegte sie sich durch das All und hatte einen Kurs eingeschlagen, der geradewegs aus dem Subsystem Theramenes hinaus führte.
Triffler lenkte die L-1 auf einen Parallelkurs und glich die Geschwindigkeit an. Das kostete ihn anderthalb Stunden.
Die Zeit verrann und mit jedem Augenblick, der verging, rückten die Schiffe der Kridan näher.
Aber daran dachte Moss Triffler nicht. Er hatte gelernt, solche Dinge vollkommen auszublenden. Die Konzentration auf die Aufgabe – das war die einzige Möglichkeit, kritische Situationen zu überstehen, ohne hinterher ein Fall für den Psychiater zu werden.
Einfach eins nach dem anderen erledigen.
Trifflers Finger glitten mit der gewohnten Routine über die Sensorfelder des Touchscreens. Der Parallelkurs war nahezu perfekt programmiert.
»Okay, und jetzt los!«, murmelte er. Fängst du wieder an, mit dir selbst zu reden? Das hast du dir doch eigentlich nach deiner Testpilotenzeit abgewöhnt …
Ein Antigrav-Traktor zog die Rettungskapsel in die geöffnete Schleuse hinein.
Und jetzt nichts wie weg!
Lieutenant Majevsky löste auf der Brücke der STERNENFAUST Fähnrich Sakuro ab.
Außerdem ließ sich Lieutenant Commander Björn Soldo nach einer kleineren Auszeit dort wieder blicken.
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