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Exodus der Xabong

Exodus der Xabong

Titel: Exodus der Xabong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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auch nur die Wahrnehmung, die Yklangklonglarang davon hatte. Er hatte jetzt eher den Eindruck eines beständigen Rauschens. Auf Neu Xabonga gab es keine Meere, aber auf der Urheimatwelt der Xabong hatte es welche gegeben. In den Überlieferungen wurde beschrieben, wie sich Meeresrauschen anhörte.
    Oder das Rauschen von Radiowellen … Die Analogie empfand Yklangklonglarang als passend.
    Doch auch dieser Eindruck veränderte sich. Während der Geruch sich mehr und mehr verflüchtigte, differenzierten sich aus dem Rauschen einzelne Stimmen heraus. Stimmen, die Worte murmelten.
    Ob sie die Xabong-Sprache benutzten, da war Yklangklonglarang sich nicht sicher.
    Tatsache aber war, dass er zu verstehen glaubte, was die Stimmen sagten.
    Duzende von ihnen sagten dasselbe mit exakt denselben Worten – nur zeitlich leicht verzögert.
    Mit der Zeit hatte Yklangklonglarang das Gefühl, dass sich immer mehr dieser Stimmen so exakt zu überlagern begannen, das sie quasi miteinander verschmolzen.
    Was ist mit meinem dritten Ohr geschehen? , fragte sich der Flottillen-Dominante.
    Die immer mehr miteinander verschmelzenden Stimmen gaben darauf eine Antwort. Du selbst hast es geöffnet. Was du hörst, war immer schon da.
     
     
    Fast genauso ergriffen war Ken-Drabon. Der Priester hörte kaum, was der Tanjaj-Kommandant der Station HEILIGER ZORN zu ihm sagte.
    »Ich möchte dich ersuchen, keine weiteren Tests unserer Signalgeneratoren durchzuführen«, sagte Oohn-Rhaat. »Nach der Sprengung des Schlauchs haben wir keine Verbindung mehr zur Oberfläche. Mit etwas Glück sehen die Heiden davon ab, uns hier unten aufzuspüren und anzugreifen, weil sie denken, dass die Station nicht mehr funktionsfähig ist.«
    »Ist das die glaubensfeste Einstellung eines aufrechten Tanjaj?«, fragte Ken-Drabon.
    »Es ist die Anwendung einer Taktik, die im Krieg legitim ist«, erwiderte Oohn-Rhaat. »Und so gelehrt du auch sein magst, ehrenwerter Priester des inneren Kreises – vom Krieg verstehe ich ganz gewiss mehr als du, auch wenn du die kompletten Schriften des Ersten Raisas vielleicht zitieren kannst, ohne ein einziges Mal den Datenspeicher benutzen zu müssen!«
    Ken-Drabon sah den Stationskommandanten mit dem linken Auge und geschlossenem Schnabel an. Er hat nicht einmal ansatzweise eine Vorstellung davon, was hier vor sich geht , dachte der Priester. Und eigentlich soll das auch so bleiben!
    Die Anweisungen an den Priester waren klar und deutlich. Mit dem Wissen, dass du gewonnen hast, trittst du vor deine Oberen und berichtest ihnen persönlich, was du keinem Datenträger und keinem Funkspruch anvertrauen wirst.
    Ken-Drabon war es eigentlich gewöhnt, sich an solche Anweisungen bis ins kleinste Detail zu halten. Aber in diesem Augenblick fühlte er einen tiefen Zwiespalt, der durch die neuen Erkenntnisse, die er aus dem Antwortrauschen zu dem letzten Störsignal gewonnen hatte, noch verstärkt wurde.
    Wenn die antwortende Instanz der Fremde sein sollte, von dem die Verbotenen Schriften berichten, und er zurückgekehrt ist, dann muss unter allen Umständen verhindert werden, dass er mit der Kridanheit Kontakt aufnimmt …
    Das könnte das Ende des Heiligen Imperiums bedeuten!
    Wenn Ken-Drabon seine Botschaft nach Madanor gebracht hatte, dann war es womöglich längst zu spät. Es musste jetzt gehandelt werden.
    Der Fremde, so legten es die Messergebnisse nahe, hatte sich bis auf eine im kosmischen Sinn winzige Distanz genähert.
    »Stelle mir sämtliche Rechnerkapazitäten zur Verfügung«, verlangte der Priester.
    »Das kann in dieser Situation nicht dein Ernst sein!«, widersprach der Stationskommandant aufgebracht.
    »Es geht um die Zukunft des Imperiums!«, behauptete Ken-Drabon, der sich in diesem Moment dazu entschlossen hatte, sein Schweigen zu brechen.
    Gegen alle Regeln.
    Gegen alle Befehle.
    Gegen die Führung des Imperiums – um letzteres zu retten.
     
     
    »Jetzt!«
    Der dritte Reinitialisierungsversuch der Bordsysteme schien endlich Erfolg zu haben. Die Bildschirme und Displays in der Kabine der L-1 leuchteten auf. Anzeigen erschienen, die Moss Triffler und Ty Jacques mehr als vertraut waren.
    »Energiestatus?«, fragte Triffler.
    »Dreißig Prozent«, lautete Tys Antwort, während er vor seine Konsole saß und die entsprechende Anzeige verfolgte. »Tendenz steigend.«
    »Na, wenigstens etwas!«
    »Wir können Teilsysteme überbrücken und zunächst vom Rebooting ausnehmen«, schlug Ty Jacques vor. »Dann kommen wir mit einem

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