Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)
wiederum ich nicht sehr schätze und wo wir hin und wieder in Streit geraten. Er ist mir schon vor Jahren zugelaufen und weicht heute nicht mehr von meiner Seite, außer ein Kojote lässt sich blicken oder ein anderer Hund. Da kann er tatsächlich etwas ziemlich Feindseliges, Straßenräuberhaftes entwickeln.
Und, natürlich, auch die Kojoten haben in meinem Film ihren Auftritt. Allerdings nachdem ich mir verbieten musste (bis auf eine kleine Ausnahme), die armen Kerle aufzupäppeln, wenn sie so abgemagert sind. Aber das führt einfach nur zu Territorialkonflikten mit meinen Hunden und bringt mich in einen Loyalitätskonflikt mit ihnen. Schließlich verteidigen sie ja nur ihr Revier, wenn sie die zutraulich gewordenen Kojoten anschließend jagen. Zuerst füttere ich ihre Opfer, und dann werfe ich sie ihnen zum Fraß vor. Nein, das geht nicht wirklich.
Einmal konnte ich der Versuchung aber nicht widerstehen: Damals habe ich dann wirklich zwei kleine Kojoten hochgezogen. Zu der Zeit hatte ich nur meine Luna, die nicht so aufs Jagen aus war. Irgendwann mitten im Sommer steht plötzlich tagsüber in der Hitze ein kleiner Kojote in meinem Garten, der war etwa vier oder fünf Monate und wahnsinnig dünn. Der hatte schon gar keine Haare mehr am Schwanz und wirkte ganz kümmerlich. Also habe ich ihm kurz entschlossen etwas zum Fressen gemacht. Mit der Zeit hat es sich dann so eingespielt, dass er immer gegen Abend kam. Da sah ich ihn dann schon seine Runde laufen, denn ich konnte ihm seinen Napf ja nicht einfach rausstellen, da sonst alle möglichen anderen Tiere ankommen. Und das wollte ich dann doch nicht. Ich wollte ja nur den mageren kleinen Kerl retten (auch wenn ich weiß, dass man das eigentlich nicht machen sollte). Von einer Tierärztin, die in der Gegend wohnt, hatte ich gehört, dass die Mutter des Kojoten überfahren worden war, und er war einfach noch nicht fähig, sich selber zu ernähren.
Das war wirklich lustig damals. Er kannte ja eine Schüssel gar nicht und war ganz verwundert. Dann hat er wie ein Vogel mit seiner Schnauze in das Futter reingestochen, wobei es in der Schüssel dann »Klong« machte. Worauf er sich so erschrocken hatte, dass er gleich rückwärts gesprungen war. Langsam hat er es dann aber verstanden, nachdem er am Anfang völlig frustriert war, irgendwann die ganze Schüssel gepackt hat und abgehauen ist. Ich bin dann auf einen Steinnapf umgestiegen, und mittlerweile hatte er den Dreh mit dem normalen Fressen auch raus.
Irgendwann sehe ich abends, dass er noch einen anderen mitgebracht hat, genauso mager. Die sahen aus wie Zwillinge und waren aus einem Wurf. Ja, und die beiden habe ich dann ein paar Monate lang mit Vitaminen und Babyhundefutter hochgepäppelt. Ich habe die beiden »Nakom« getauft, weil ich abends immer dasaß, wenn ich auf sie gewartet habe, so in der Hocke und immer »Na komm!« gerufen habe. Das hörte sich irgendwie indianisch an, fand ich, passte gut, und die haben sich sogar daran gewöhnt. Angefasst habe ich sie aber nie. Ich wollte, dass sie wild blieben, und habe zu meinem ersten Kojoten auch immer gesagt: »Ich möchte, dass du ein schöner, großer Kojote wirst. Dass du ein schönes Fell hast. Und dann, dass du eine Gang findest und kommst mich dann mal mit einem schönen Mädel besuchen.«
Unsere Wege trennten sich dann, als ich für eine Zeit lang nach Deutschland musste, danach habe ich sie nicht mehr gesehen. Ein einziges Mal ging bei mir abends aber der Bewegungsmelder an, als ich in meinem Wohnzimmer saß, und da sah ich ihn draußen, groß und mit schönem Fell, wie ich ihm gesagt habe.
Uschis Hunde sind definitiv die am besten erzogenen Halbwüchsigen, die ich seit Langem erlebt habe (sorry, Kinder). Sie lieben ihr Frauchen über alles und überschlagen sich fast, wenn sie heimkommt. Gut, Hunde haben es grundsätzlich an sich, dass sie so begeisterungsfähig sein können. Aber wenn Razzo mit seinen Stummelbeinen und La Luz mit heraushängender Schlabberzunge stürmisch an Uschi hochspringen und sie so anblicken, als wollten sie ihr schnell erzählen, was sie die ganze Zeit über erlebt haben, als sie alleine durchs Gelände stromern durften, und wie toll und wunderbar es ist, dass Uschi wieder heimgekommen ist, obwohl sie sie beim Stromern und Kojotenjagen eigentlich gar nicht so vermisst haben, dann hat das wirklich etwas sehr Herziges, Begeisterndes. Die drei lieben sich über alles.
Einer der absoluten Höhepunkte des Hundetages bei Obermaiers
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