Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)
in Topanga findet dann täglich um 16 Uhr statt. Uschi rührt fürsorglich in zwei Riesennäpfen Hundefutter an (organisch und ballaststoffreich), und die Hunde tun derweil so, als würde es sie nicht richtig interessieren. Sie wissen, dass ihr Frauchen es überhaupt nicht leiden kann, unter Druck gesetzt zu werden. La Luz legt sich dann zum Beispiel demonstrativ (»Ich kann ja warten«) ins Wohnzimmer, beide schielen aber trotzdem gelegentlich in die Küche und schnuppern heimlich. Dann packt Uschi die Näpfe und marschiert los zum Kamin, wo Razzo und La Luz ihr spätes Mittagessen einnehmen. Respektvoll folgen beide Hunde in maßvollem Tempo und einem halben Meter Entfernung scheinbar höflich, aber doch sehr gespannt. Zwei Meter vor dem Ziel lassen die beiden dann alles gute Benehmen gutes Benehmen sein und können es nicht lassen. Uschi wird überholt, damit beide ja schon an Ort und Stelle sind, wenn die Näpfe vor ihren Nasen landen. Wenn die Näpfe in gefühlten drei Nanosekunden dann leer sind und Razzo fürsorglich La Luz’ sauberst ausgeschleckten Napf nachbearbeitet, ist das Spektakel vorbei. Dieses Ritual findet übrigens jeden Tag mit nahezu identischem Ablauf statt … und Uschi kann sich nach wie vor köstlich darüber amüsieren (ich auch).
Das Leben schützen
Es gibt Leute, die ziehen nach Topanga und wollen die Kojoten, die durch ihre Grundstücke laufen, einfach abschießen. Aber dann, finde ich, sollten die nicht hierherziehen. Das ist deren Land. Wir sind hier eingedrungen und haben unsere Zäune gezogen. Davor habe ich Respekt, deshalb achte ich sie auch und tue ihnen nicht weh.
Überhaupt kann ich keinem lebenden Wesen wirklich was tun. Und das nicht aus einem Gefühl heraus, dass alles Schlechte, was man so anstellt im Leben, irgendwann auf einen zurückfällt. Obwohl da schon etwas Wahres dran ist. Genauso geht es auch andersherum. Alles, was ich an Gutem tue oder wenn ich so ein Wesen auch mal rette, schenkt mir Karmapunkte oder macht mir zumindest ein gutes Gefühl … Dabei hilft mir auch, dass ich in bestimmten Situationen ziemlich unerschrocken und nicht so der Typ für Phobien oder Panikattacken bin, oder zumindest nicht mehr. Heute kann ich sogar Spinnen, vor denen ich früher einen echten Horror hatte, fangen und rausbringen. Oder Bienen, die fange ich mit einem Glas ein und lasse sie los. Jeder hat das Recht, bei mir zu leben – aber nicht unbedingt mit mir.
Gut, ich habe da noch so ein Thema mit einem ziemlich penetranten woodpecker. Er denkt, er kann es sich erlauben, und er glaubt außerdem, mein Kamin hätte irgendetwas mit seinem Territorium zu tun. Also, da hört es sich einfach auf. Wenn der freche Kerl da oben loslegt und wie ein Presslufthammer an meinem Blechkamin außen Löcher einhämmert und meine armen Hunde, die wirklich sonst sehr couragiert sind, um sieben Uhr morgens (!) nur noch zitternd in ihr Bett gehen, dann muss ich dem Einhalt gebieten. Neulich hat er mir doch tatsächlich eine Glasscheibe zerhackt, die mal eben tausend Dollar gekostet hat. Was da hilft, ist nur eines: Bewaffnung. Allerdings nicht die neuzeitlich-amerikanische Variante, sondern mehr die urzeitliche Version. Die würde ich übrigens jedem Amerikaner empfehlen, der Waffen für zukünftige Amokläufe und sinnlose Schießereien sammelt (das machen die natürlich nur aus Angst um Haus und Hof …). Dafür lohnt sich die Anschaffung einer preisgünstigen slingshot, zu Deutsch: Steinschleuder. Sehr wirkungsvoll, sofern man den Kamin trifft, nicht nur bei woodpeckers. Schult das Auge, die Konzentrationsfähigkeit und das Koordinationsvermögen, alles Dinge, die wichtig sind, wenn man auf die Sicherheit von Haus und Hof achten will. Gut, man muss wirklich üben. Ich bin auch noch ziemlich lousy mit meiner Schleuder, aber es wird, es wird. Außer dass ich mir neulich aus Versehen in meinen Daumen geschossen habe und einen riesigen blauen Fleck hatte.
Im Sommer kommen als die eher gruseligen Stars in meinem Film auch Klapperschlangen in verschiedenen Größen dazu. Das sind allerdings die besonders hartnäckigen, die bei mir einziehen wollen, die sich trotz Wasserdusche mit dem Gartenschlauch nicht verjagen lassen und die von der Sonne beschienenen Steine oder den Holzstoß einfach zu sehr genießen. Aber das ist mein Haus, und das sind meine Hunde! Dass die meine Hunde beißen, davor habe ich wirklich Horror. Sie können hier gerne vorbeiziehen und sich auch mal sonnen. Aber einziehen dürfen sie
Weitere Kostenlose Bücher