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Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)

Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)

Titel: Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Obermaier
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hatte es gebaut, und als wir es für uns entdeckten, war es schon ziemlich verfallen. Ich kann mich noch erinnern, wie wir durchs Haus spazierten und mir plötzlich, als wir vor einer Tür standen, eine Inschrift ins Auge fiel. »Expect nothing«, stand da. Irgendwie wirkte das wie das Tor zur Hölle, oder ja, auch ins Paradies. Das hatte sein vorheriger Bewohner, der Drehbuchautor Hampton Fencher, der auch bei dem Film »Blade Runner« mitgeschrieben hat, hier hinterlassen. Er muss ein ziemlich abgedrehter Typ gewesen sein.
    Ja, und hier fing meine Lovestory mit Topanga an. Mit der Zeit habe ich mich dann langsam den Berg hochgearbeitet. Ich zog dann noch einmal in ein anderes Haus und bin schließlich in dem Haus gelandet, das jetzt meines ist.
    Und begonnen hat alles mit Expect nothing. Als ich diese Worte las, wusste ich plötzlich, dass dieser kurze Satz das Motiv für meinen Lebensweg beschreibt. Allerdings fängt er anders an. Erst kommt Aim high. Das bedeutet so viel wie »Man muss hoch zielen, denn man wird ja im Leben sowieso immer zurechtgestutzt«. Du setzt dir also ein möglichst hohes Ziel, damit du dem nahekommst, was du dir wünschst, und schließt dabei in Gedanken Expect nothing ein. Das widerspricht sich nicht. Erwartungshaltungen sind einfach das reine Gift – für jeden. Denn du wirst nie happy sein, wenn du etwas bekommst, was du eh für dich erwartest oder von dem du denkst, dass es dir sowieso zusteht. Kriegst du es dann aber nicht, bist du doppelt unhappy, weil du enttäuscht bist: Obwohl es dir doch eigentlich zusteht, gehst du leer aus.
    Deshalb ist Expect nothing einfach ein wunderbarer, genialer Spruch, denn wenn du nichts erwartest, ist im Grunde alles, was passiert, wunderbar, und du freust dich auch über alles, jede Kleinigkeit.

Koyote »Nakom«

Es ist auch ganz okay, wenn man hin und wieder enttäuscht ist. Aber das heißt einfach immer wieder, dass man keine Erwartungen in andere Menschen, in andere Situationen setzen sollte. Das ist das Leben. Und was ich von diesem Leben will, ist, dass ich mich über kleine Dinge (und natürlich auch große) total freuen kann. Dass ich mir meine Begeisterungsfähigkeit erhalten kann, weil ich eben so denke, wie ich denke. Ausdrücklich will ich das! Ich arbeite jeden Tag daran, denn ich will happy sein. Ich will mich in meinem Leben jeden Tag freuen können, und die Philosophie Aim high – expect nothing ist für mich ein guter Weg, dahin zu kommen. Es stellt sich so ein Gefühl der Dankbarkeit ein. Früher wären mir bei diesem Wort die Haare zu Berge gestiegen. Dankbarkeit! Wem gegenüber soll ich dankbar sein? Aber ich habe gelernt, es ist eine wirklich schöne Sache mit dieser Dankbarkeit. Und sie bringt dich immer wieder in den Moment, in dem du jetzt lebst und atmest und spürst.
    Es ging tatsächlich immer weiter, auch wenn ich zwischendurch stehen bleiben und mich umschauen musste, um mich zu orientieren. Bis vor nicht allzu langer Zeit wurde dieses mein Leben ja gerne mal von mehr oder weniger gut informierten Mitmenschen zu doch ganzen zwei Jahren eingestampft. Ich erwähne hier die so relevante Zeit in der Kommune, in der ich auch eine gewisse Rolle spielte. Anno 1968 war das, und immer wissen wir noch nicht, ob wir nun als Gewinner oder Verlierer daraus hervorgegangen sind, oje …
    Aber tatsächlich, mein Leben ging immer weiter, und ich erlebte spannende Fortsetzungen. Es ging auch später weiter, als es nicht mehr ganz so spannend war, trotz oder gerade wegen eines tiefschwarzen Tages. Es war der letzte des Jahres 1983. Mein Lebens-, Reise- und Liebesgefährte, mein Beschützer, meine Herausforderung, mein Traummann hatte sich aus unserem Leben gerissen und war mit einem Motorrad in einen Truck gerast. Ich weiß bis heute, dass mein Herz anfing, wie verrückt zu schlagen, und dann sah ich unseren Freund Halko, wie er aus dem Auto ausstieg und auf mich zukam. Er war mit unserem Freund Tom unterwegs gewesen, um abends für die Silvesterparty ein Lamm zu besorgen.

Bockhorns Tod, der Wendepunkt
    Ich lief weg, wusste, dass etwas nicht stimmt. Rannte den Berg hinauf zur Straße. Dann merkte ich, dass mir mein Hund hinterherlief. Ich schrie ihr zu, sie solle dableiben, hastete zurück, leinte sie an, damit sie nicht auf die Straße lief. Dann war da Halko, und ich sehe heute noch, wie sich seine Lippen bewegen, die dieses Unaussprechliche aussprachen: »Er ist tot.«
    Halko, der Überbringer der Botschaft, dass nichts mehr so sein

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