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Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)

Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)

Titel: Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Obermaier
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dabei. Dabei sind das alles Züge, die waren mir früher so egal. Das war alles, bloß nichts Erstrebenswertes. Heute hilft es mir, mein Leben und meinen Alltag schöner zu machen.

Immer wieder: die Geschichte meiner Mutter
    Wie wirken die Leben unserer Eltern auf uns, selbst wenn wir schon älter sind? Sie wirken in jede Beziehung, die wir im Leben eingehen. Das weiß ich heute: Vor einigen Jahren, als ich die sehr schmerzhafte Trennung von meinem langjährigen Lover zu verkraften hatte, der ohne ein Wort von einem Tag auf den anderen aus meinem Leben verschwand, begann ich eine Gesprächstherapie. Durch sie lernte ich, mir diese Muster anzuschauen und wie sie in meine Beziehungen hineinwirken. Dabei war diese Beziehung von Anfang an anders, da wir nie zusammenlebten. Er war beruflich immer ziemlich eingespannt und steckte außerdem in einer Ehe. Trotzdem gehört die Zeit mit zu dem Kostbarsten in meinem Leben, und ich habe kaum einen Mann so sehr geliebt und begehrt wie ihn; doch auch dieser Mann ließ mich letztlich alleine. Genau so, wie mich mein Vater verlassen hatte – immer wieder.
    Mein Lover lebt in einer festen Beziehung und möchte aus Rücksicht auf seine Familie nicht genannt werden. Das respektiere ich, auch wenn es mich schmerzt. Ich habe lange überlegt, wie ich mit ihm als »Thema« in diesem Buch umgehen soll, ob ich ihn nicht einfach »weglassen« soll. Da er aber einer der wichtigsten und auch inspirierendsten Menschen in meinem Leben war und es irgendwie auch noch ist, bleibt er einfach namenlos und »mein geliebter Feigling«.
    Die Therapie war ein Riesenschritt für mich. Ich hatte mein ganzes Leben lang die Dinge, die schwierig oder hart für mich waren, mit mir selbst und meinen Freunden ausgemacht. Mein Therapeut Doug zeigte mir, wie ich die Fenster in die Vergangenheit öffnen kann. Das ist zwar nicht immer angenehm und tut auch manchmal richtig weh, aber ich lerne viel über meine Verletzungen und Grenzen. Er zeigt mir, wie ich darüber sprechen kann, wie ich über Gefühle sprechen kann, die ich lieber in mir versperrt habe. Mit einem fremden Menschen über Gefühle zu sprechen ist sehr schwierig für mich, da ich das nie richtig gelernt habe. Erst in der Kommune mit Rainer ging das ein bisschen los. Da habe ich gelernt, Empfindungen zu benennen. Wobei es mir bis heute viel leichter fällt, meine Emotionen körperlich oder auch kreativ auszudrücken, beim Tanzen, beim Sex, beim Zeichnen, beim Filmen. Das trifft es oft viel genauer als Worte.
    Doug zeigt mir auch, warum ich nie hundertprozentig in eine Beziehung hineingehen kann, obwohl ich tausendprozentig liebe.
    Meine Mama also: eine schöne Frau, gelernte Sekretärin. Zurückhaltend, diszipliniert, mit einer großen Fähigkeit, sich zusammenzureißen, dabei aber ausgestattet mit üppigen Formen und einem sinnlichen Mund und wahrscheinlich doch einer großen Portion Leidenschaft. Sie verliebt sich Hals über Kopf in einen drei Jahre Jüngeren, damals Achtzehnjährigen. Ein sexy Typ mit schicken Klamotten, tollen Autos, blitzenden Augen und aus einer »besseren« Familie. Jetzt, nach dem Krieg, da ging endlich wieder etwas los für diese Generation, die um ihre Jugend betrogen worden war. Sie hörten amerikanische Musik, was ja endlich erlaubt war, gingen zum Tanzen, hatten Sex.
    Dann ist plötzlich Schluss mit der Party, weil sie schwanger ist mit einem Kind der Liebe, mir. Es folgt die Mussheirat, weil es damals auch in weniger katholischen Haushalten einfach undenkbar war, ein uneheliches Kind auf die Welt zu bringen. Das verlangte die Obermaier-Familie ebenso wie die meiner Mama. Tatsächlich heirateten sie, als sie schon im dritten Monat schwanger war, und ich kam fünf Monate später auf die Welt.
    Das war es dann für sie mit der großen Liebe – zumindest erst einmal, denn Jahre später sollte da noch ein anderer des Wegs kommen, den ich am Anfang ganz furchtbar fand. Und wie verliebt sie anfangs gewesen sein muss in diesen tollen Max Obermaier. Wie hätte sich die Brave sonst Hals über Kopf in eine Affäre gestürzt, die für sie eine große Liebesgeschichte war und für ihn wahrscheinlich nur eine heiße Nummer? Die Zeit mit ihm gab ihrem Leben Schillern, Farbe und Leidenschaft inklusive bittere Folgen. Denn sie war und blieb in der neuen Familie nur die Eingeheiratete, eine, die nicht dazugehörte. Meine Obermaier-Verwandtschaft bildete sich einiges auf ihre Herkunft ein, und meine Mama stammte »nur« aus einfacheren

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