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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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englischer Konservatismus dabei. Hal mußte wieder grinsen.
    »Was gibt es da zu grinsen?« fragte Gwen unwirsch. »Eine Schweinerei sondergleichen!«
    »Ja, ja«, gab Hal zu. »Aber was soll’s jetzt! Das ist vorbei.
    Auch bei den Engländern und – endgültig.« Hal schlug den Band zu. Der Staub kratzte im Hals. »Das einzig Brauchbare für uns wäre, zu erfahren, wie die Kleinen uns so lange verborgen bleiben konnten.«
    »Na eben!« sagte Gwen nicht übermäßig freundlich. »Und dazu könnte der Schlüssel hier drin liegen!«
    Sie fanden aber nur eines, das Vermutungen in dieser Richtung zuließ: Das letzte Drittel des zweiten Bandes enthielt Papiere über die Auflösung des Stützpunktes. Da waren mit bewunderungswürdiger Akribie Quittungen und Berichte, Aktenvermerke und Rechnungen über den Verkauf oder die Verschrottung von Apparaten und Maschinen abgeheftet. Auch Produktionszahlen standen da und dort. Hal überschlug, daß allein mit der Produktion eines Monats die gesamte Menschheit hätte ausgerottet werden können. Und fürchterliches Zeug hatten sie erfunden, von den Züchtungen lebensfeindlicher Mikroorganismen ganz zu schweigen. Selbst aus der Nüchternheit der Berichte klang so etwas wie Stolz über die Entwicklung neuer Vernichtungsmittel.
    Fast das letzte Blatt war es, ein Kaufvertrag! Für eine ziemlich horrende Dollarsumme verkaufte das Vereinigte Königreich drei unbewohnte Inseln der Leeward-Gruppe – es folgte die genaue geographische Lage – nebst Ruinen an einen Mister Gladford. Dieser Vertrag war vom Lordsiegelbewahrer ihrer Majestät Königin Elisabeth von England unterzeichnet – und von einem amerikanischen Rechtsanwalt. Demnach, zumal das nächste Blatt eine Quittung über den erhaltenen Kaufpreis darstellte, war dieser Kauf vollzogen worden und rechtskräftig.
    »Es müssen genau die drei Inseln sein, die sie nannten.«
    Hal war klar, daß Gwen die Kleinen meinte. »Schon«, antwortete er, »nur, welche es ist, bleibt nach wie vor ungeklärt.
    Es ist doch wohl so, daß sie sich nicht auf allen drei Inseln angesiedelt haben. Also müssen wir das doch an Ort und Stelle klären. Über einige Zusammenhänge sind wir uns zwar jetzt im klaren, das hätte n wir aber später auch noch erfahren. – Dieser Gladford ist sicher ein Strohmann. Außerdem halte ich es für müßig, dieser Spur nachzugehen, wenn auch in den USA Privatbesitz an Grund und Boden wohl noch besteht?«
    »Ja, limitiert!« Gwen runzelte die Stirn und sagte: »Ansonsten kämen wir wohl nicht umhin, das Einverständnis der Regierung einzuholen…«
    »Wer viel fragt… Außerdem findet das Unternehmen unter UNO-Flagge statt.«
    Hal Reon stand auf dem Achterdeck des Katamarans unter der knatternden UNO-Flagge am Achtersteven des Backbordrumpfes. Angesichts der Brandung, die am Horizont gerade noch ausgemacht werden konnte, kamen ihm allerlei Erinnerungen, so auch die an den Bilderbucharchivar, dessen Folianten zu einigem Aufschluß über die Insel geführt hatten.
    Das Schiff fuhr nur noch niedrigste Geschwindigkeit. Dunst lag über dem Wasser, die Brandung vor dem dunklen Streifen schien hoch und gefährlich, außerdem zeigten die Seekarten allerlei Untiefen. Eine reguläre Schiffahrtslinie führte hier nicht entlang. Der Katamaran hatte zwar einen geringen Tiefgang, aber das Risiko sollte so klein wie möglich gehalten werden.
    Das diesige Wetter hatte sie auch davon abgehalten, bereits jetzt mit einem der Nahgleiter auf Erkundung zu gehen. Sie hätten zu tief fliegen müssen, und die kleinen Passagiere hatten davon abgeraten. Tiefflug bedeute nach ihrer Meinung Gefahr für die Überdachung ihres Territoriums. Das mußte respektiert werden.
    Sobald die Funkverbindung funktionierte, wurde der Besuch der Großen im Staate Blessed-Island vorbereitet – mit gemischten Gefühlen, wie Gela am Vortage lächelnd Hal gegenüber bemerkt hatte.
    Bei diesem Gedanken sah Hal unwillkürlich hoch zur Brücke. Backbord ragte ein Glasbehälter heraus, nicht größer als ein mittlerer Koffer. Darin hielt sich die gesamte Expedition der Kleinen auf. Sie hatten es sogar – was die Umwelt anbetraf – besser als die Großen, denn die Kiste beherbergte eine regelrechte Modellandschaft mit Pflanzen und einem kleinen See.
    Sie wohnten in ihrem Spezialfahrzeug, der »Ozean II«.
    Hal mußte erneut lächeln, als ihm die »Ozean« in den Sinn kam. Karl Nilpach hatte das Schiff als ein Wunderwerk der Technik geschildert. Alle wollten es sehen,

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