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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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unmittelbar mit der Höhe des Armaturenpultes übereinstimmte und auf diese Weise die Insassen des kleinen Glaskastens hindurchsehen konnten.
    »Ist gut«, drang es wenig später aus dem Hörer.
    »Ich würde gern die Insel einmal umrunden«, bat Hal.
    »Einverstanden«, antwortete Gela sofort. »Halte dich an den Küstenstreifen.«
    »Wozu das!« zischte der Professor ärgerlich. »Unnötiger Zeitverlust!«
    »So groß ist ja wohl die Insel nicht«, sagte Hal patzig und setzte dann sogar noch anzüglich hinzu: »Hätte ja ein anderer fliegen können. Ich suche mir meinen Landeplatz aus.«
    »Hm«, brummte der Professor und griff in die Tasche. Als er kaute, schaute er Hal von der Seite her an und lächelte belustigt. »Auch nervös, was?« fragte er.
    Wohl oder übel lächelte Hal zurück.
    Dann hatten sie den Brandungsstreifen erreicht. Hal erschauerte, als er das Schauspiel der anrollenden, sich überschlagenden, aufschäumenden und saugend zurückflutenden Wellen sah. Bis hoch zum Gleiter, in die geschlossene Kabine, drang das Getöse. Dort, wo das Wasser zurückglitt, ragten Felsen aus dem Gischt. Hal gruselte es auch deshalb, weil er an das Streichholzschachtelfahrzeug denken mußte, das vor ihm im Kasten stand und das diesen Brandungsgürtel einmal überwunden hatte.
    Natürlich gab es, aus der Höhe gesehen, Stellen, die weniger schlimm erschienen, aber wie sollten die Kleinen diese erkundet haben? Und außerdem ging es selbst dort noch turbulent genug zu.
    An den Brandungsstreifen schloß sich ein Gürtel verhältnismäßig ruhigen Wassers an, das an den Stellen, auf denen kein Brandungsschaum trieb, einen Blick in ein farbiges, von glitzernden Fischleibern durchzogenes Unterwasserreich zuließ.
    Der eigentliche Strand bestand aus einem schmalen Sandstreifen, der in grobes Geröll und dann in ein Chaos aufgetürmter Felsbrocken überging.
    Später, während der Umrundung, konnten sie feststellen, daß drei Viertel der Küste aus vom Wasser unterhöhlter und trümmeriger Steilküste bestanden.
    Hal ließ den Gleiter etwas höher steigen. So war die gesamte Insel zu übersehen. Sie hatte eine ellipsenähnliche Form, er schätzte ihren Durchmesser auf nicht viel mehr als einen Kilometer. Das Innere der Insel schien von wucherndem Buschwerk und Ruinen gekennzeichnet zu sein.
    Dann rief Gela, wie es schien nicht minder aufgeregt: »Dort, dort, diese mattblinkende Fläche könnte es sein!«
    In der Tat, es sah von weitem wie eine sehr ungepflegte Gärtnerei alten Stils aus. Eingerahmt von Büschen, Ranken und verwahrlostem Mauerwerk lag da ein ansehnlicher Komplex.
    Durch das Fernglas stellte Hal fest, daß ausgedehnte Flächen mit Moos, Flechten und weißem Vogelkot die meisten Dachfelder fast völlig überdeckt hatten.
    Und was sie aus der Höhe noch entdeckten und nach längerem Herumrätseln deuten konnten: Um die gesamte Insel zog sich ein Gebilde, das nur ein schwerer Zaun sein oder, besser, gewesen sein konnte. Er zog sich eigenartigerweise durch die Klippen und Trümmer der Steilküste, schloß also nicht das obere, verhältnismäßig ebene Plateau gegen den Steilhang ab.
    Außerdem schien er so angelegt worden zu sein, daß er von See her nicht ohne weiteres gesehen werden konnte.
    Sie hatten die Insel in wenigen Minuten umrundet. Als einziger, sicherer Landeplatz erwies sich der sandige Küstenstreifen. Hal teilte seine Wahrnehmung Gela mit, sie stimmte zu.
    Sie meinte, daß dort auch die Stelle sein dürfte, von der aus sie die Expedition begonnen hatten.
    Obwohl die »Ozean« ständigen Funkkontakt mit einem Zentrum auf der Insel hielt, das Tun der Großen also hinlänglich bekannt sein mußte, versuchte Hal doch, so behutsam wie möglich zu landen, damit die Heißluftströme des Gleiters eine möglichst kleine Fläche überstrichen.
    Sie landeten dort, wo sie die auslaufende, leichte Dünungswelle gerade nicht mehr erreichen konnte. Der Untergrund war sandig, mit Geröllbrocken durchsetzt. Vereinzelt wuchsen Disteln, und, was sie erst jetzt richtig wahrnahmen, Gruppen von Möwen und anderen Seevögeln standen neugierig herum oder umschwärmten, durch das Flugzeug aufgeschreckt, die Klippen.
    Links, in einiger Entfernung, war der Strand breiter. Das Meer hatte dort vor Zeiten tiefer ins Land geleckt und eine Sandbucht in die Felsen hineingespült. Dort standen ein paar zerzauste Palmen, und dorthin führte etwas von oben durch die Felsen herab, das möglicherweise vor langer Zeit als Treppe gedient

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