Expedition Mikro
nunmehr alles daransetzen würden, nach Hause zu kommen, anstatt andere Probleme lösen zu helfen.
Res wandelte ihren Privatbesuch in einen offiziellen um, und sie legte klar dar, daß nach ihrer Meinung die Kleinen wohl in der Lage sein könnten, den Organismenstrom zu vernichten, wenn er nicht sogar, und darauf wies sie mit allem Nachdruck hin, ganz und gar seinen Ursprung bei ihnen genommen hatte!
Hal Reon unterstützte Res bis zu einem gewissen Punkt in ihren Darlegungen. Zu Res’ letzter Behauptung schloß er sich jedoch Gwens Argumenten an, die Res schließlich ebenfalls, freilich mit innerem Zähneknirschen, akzeptierte: Ohne die Spur eines Beweises, ohne eine fundiert begründete Vermutung wäre schon die gezielte Frage an die Kleinen ein nicht wieder gutzumachender Affront, eine Aktion, die Mißtrauen säen würde. Und Gwen wies auch darauf hin, daß der Verdacht einer solchen Möglichkeit eine Panik auslösen könnte, eine Abgrenzung gegen die Kleinen.
Gwen schlug dagegen vor, daß Res und, wenn sie wollte, einige ihrer Mitarbeiter an der Expedition zu den Kleinen beteiligt sein sollten. Wenn sich dort Anhaltspunkte ergäben, könne man dann Entsprechendes einleiten. Mit dieser Lösung war dann auch Res einverstanden, zumal im Augenblick der Strom ohnehin eingegrenzt und abgesichert lief.
Sie hatten sich nach einigem Hin und Her geeinigt, zu den Leeward-Islands nicht zu fliegen, sondern mit einem der modernen Katamarane zu fahren und drei Gleiter mitzunehmen.
Es wäre wohl verlockend gewesen, von Antigua aus in See zu stechen, aber diese Insel erfreute sich eines lebhaften Tourismus, war Naherholungszentrum für Betriebe auf den Großen und Kleinen Antillen. Und noch sollte unbedingt Stillschweigen bewahrt werden, bis die Absichten der Regierung der Kleinen für sie alle völlig klar lagen.
Hal Reon hatte für ein Luftschiff plädiert. Sie hatten jedoch nur eine vage Vorstellung von Beschaffenheit und Größe der Insel. Naturgemäß kannten die Gäste ihre Heimat aus einem anderen Gesichtswinkel. Zum Beispiel gelang das Umrechnen der Maßeinheiten und damit der Schluß auf Größenverhältnisse nur unzureichend. Es war auch nicht befriedigend gelungen, die Insel aus der Vielzahl der kleinen Nebeninseln Antiguas herauszufinden, wobei der Hauptposten, Antigua selbst, ebenfalls unsicher war. Sie einigten sich mit den Gästen zunächst auf drei Inseln, die in Frage kommen konnten.
Gwen Kasper und Professor Fontaine, die die Expedition vorbereiteten, hatten zunächst ein Aufklärungsflugzeug in das betreffende Areal beordert und legten nach einem Wahrscheinlichkeitsplan an Hand der Luftaufnahmen die Reihenfolge der Untersuchungen fest. Im übrigen lagen die Inseln sehr nahe beieinander. Es waren die Inseln im Nordosten Antiguas: Guiana, North Sound und Long Island. Alle drei Inseln wiesen Reste von Bauwerken auf, etwa gleichen Grundrisses, die an einem Makroursprung keinen Zweifel ließen, alle drei Inseln galten als unbewohnt und unzugänglich.
Da die Inseln zu Zeiten Nhaks unter der Hoheit Großbritanniens gestanden hatten, schaltete Gwen über die Generalsekretären den Koordinierungsrat der britischen Insel ein. Nach verhältnismäßig langer Wartezeit von vier Tagen kam die Mitteilung, daß unter unsäglichen Mühen Archivmaterial gefunden worden sei, das aussagte, daß diese Inseln damals zu einem Sonderterritorium gehört hätten, aber nach wie vor unbewohnbar seien.
Gwen kam die gesamte Mitteilung schleierhaft vor. Was hieß Sonderterritorium? Eine Rückfrage ergab, daß es sich um ein Militärobjekt gehandelt habe.
Wieder wurde das Zentrallexikon strapaziert. Schließlich formte sich das Bild, daß Militärbasen zwar für Zivilpersonen unzugänglich gewesen waren, aber schließlich hatten versorgt werden müssen und deshalb so geheim nicht gewesen sein konnten. Außerdem sollten derartige Militärs durchaus ein lebhaftes Dolcevita in ihrer Nähe zu schätzen gewußt haben, wogegen die Psychostrategen nichts einzuwenden hatten.
Gwen verstand deshalb die aus den Mitteilungen deutlich herauszuhörende Zurückhaltung keineswegs. Über eine Videoverhandlung war nichts Näheres herauszubekommen. Sie reisten deshalb kurzentschlossen in jenes Zentralarchiv, Gwen, Djamila und Hal. Da Hal und Djamila London nicht kannten, ließen sie sich einen Leitstrahl zuordnen, der sie direkt zu diesem Archiv brachte, einem düsteren, schwärzlichen Gebäude in einer unerfreulichen Straßenzeile. Der Besuch sollte
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