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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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freilich ohne Resonanz bei den Gefährten zu finden. Nur Karl Nilpach murmelte: »Sieh an.«
    »Ein solcher Stubben entsteht bekanntlich«, fuhr Ennil unbeirrt fort, »wenn der Baum mit einem scharfen Werkzeug, beispielsweise einer Säge, abgesägt wird. Wir fällen ja gelegentlich auch Bäume. Was ich damit sagen will: Jemand hat dieses Riesengewächs, auf dessen Stubben wir stehen, abgesägt!«
    Charles Ennil sah von einem zum anderen. Es war klar, daß diese Tatsache alle berührte.
    Chris Noloc entlud aus dem Hubschrauber eine kleine Kiste mit Konserven. Jetzt drehte er sich den Gefährten zu und fragte: »Hat außer mir niemand Hunger?«
    Es hatte den Anschein, als wollte Charles Ennil wütend werden. Auch Gela runzelte die Stirn.
    »Ich kann vor Hunger kaum mehr geradeaus schauen«, rief Karl Nilpach. »Mit leeren Mägen philosophiert es sich schlecht.«
    Chris nickte Karl Nilpach zu, er fühlte die Unterstützung. Sie begannen, die leichten Klappmöbel aus dem Hubschrauber zu räumen.
    Die Unterhaltung fror ein. Jeder spürte, daß der Vorfall mit dem Papier noch eines Nachspiels bedurfte, nur Ennil tat, als sei nichts gewesen.
    Sie bereiteten die Konservenmahlzeit im Freien. Charles Ennil half, wo er konnte, es wurden nur Worte gewechselt, die unmittelbar die Einrichtung des provisorischen Lagers betrafen.
    Das Essen verlief wieder schweigend.
    Dann sagte Karl Nilpach nach einem kräftigen Räuspern plötzlich: »Ich bin wohl der Älteste hier, darum fange ich an.
    Wir kennen uns schon lange, Charles, du bist sicher ein ausgezeichneter Fachmann – aber, entschuldige, der Aufgabe hier offenbar nicht mehr gewachsen.«
    Charles Ennil blickte überrascht auf, sah mit zusammengekniffenen Lippen von einem zum anderen. Dann fragte er zögernd: »Seid ihr alle der – gleichen Meinung?«
    Carol blickte zur Seite. Gela sah an ihm scheinbar vorbei und sagte: »Ich stimme Karl zu.«
    »Du, Chris?« fragte Ennil.
    »Ich auch.«
    »Na gut«, sagte, Ennil scheinbar ruhig. »Wenn ihr es so wollt, fliegen wir eben zurück.«
    »Entschuldige, davon war keine Rede«, sagte Gela abweisend. »Selbstverständlich führen wir den Auftrag aus!«
    »Ja aber…«, Charles Ennil sprach leise, sah keinen dabei an.
    »Warum nur…?«
    Einen Augenblick schien es, als seien die vier überrascht.
    Dann sagte Gela empört: »Warum, warum!«
    Ohne auf Gelas Einwurf zu reagieren, fragte Carol, und es klang mitfühlend dringlich: »Weißt du es wirklich nicht, Charles?«
    Charles Ennil blickte zu Boden. Dann schüttelte er langsam den Kopf.
    Es entstand Schweigen. Leise, stoßweise kamen dann seine Worte: »Ja, ihr habt recht. Ich bin nicht mehr wie früher – zu so was nicht mehr geeignet. Wer gibt das schon gern zu… Es ist nicht das erstemal. Oft, gerade dann, wenn ich mich besonders konzentrieren müßte, packt sie zu, die verfluchte Memloss.
    Versteht ihr, erst fehlen Worte, Begriffe, dann Verhaltensnormen. Ich wollte es vertuschen…« Charles Ennil vergrub das Gesicht in den Händen.
    »Ich beobachte dich schon eine Weile, Charles«, sagte Carol Mieh leise. »Es ist die Memloss! Nicht hochgradig. Schonung nutzt dir.«
    »Schon gut, Carol«, erwiderte Ennil gefaßt.
    Gela war verlegen, dann überwand sie ihre Befangenheit.
    »Entschuldige, Charles!« sagte sie. »Carol hat sicher recht.« Sie schwieg einen Augenblick. »Ich schlage Karl vor.«
    Wie üblich bei dem Auftreten eines Falles der Krankheit, wurde nicht länger darüber gesprochen. Anwendung der Krankheit gegen sie selbst, wie der Ausbildungsarzt immer zu behaupten pflegte. Diesen Vorfall sollte Charles möglichst rasch vergessen…
    Ganz ungezwungen sagte Karl Nilpach daher: »Nichts ist, Mädchen, das steht mir nicht zu, und außerdem, es würde mich zu sehr belasten. Das muß schon einer von euch Jungen machen. Nicht, weil ihr jünger an Jahren seid als ich, da mach ich manch einem noch etwas vor, nein, ihr habt andere Erfahrungen. Wie sagt ihr? Kampferfahrungen. Ihr habt schon als Kinder mit euren Eltern anders gesprochen als ich. Zu der Zeit, als viele von ihnen als Verfemte wie Aussätzige behandelt wurden, diente ich noch brav dem Ältestenrat und dachte, es wäre gut so. Als eure Eltern schon an das Ganze dachten, den Weg suchten, der aus der Misere herausführte, glaubte ich noch an die Unzerstörbarkeit unserer kleinen Inselwelt.
    Kurz und gut, wir wären heute nicht hier, suchten nicht nach dem Neuen, nach der endgültigen Rettung vielleicht, hätten eure Eltern

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