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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Vordergrund, desto mehr schien Gefahr auf sie zuzuwachsen.
    »Das müssen die Riesenbäume sein, von denen im Bericht steht, bis, bis zu…«, Ennil faßte sich an die Stirn, brach verlegen ab. Es war, als läge einen Augenblick Entsetzen in seinem Blick.
    »Was ist aber das?« rief plötzlich Karl Nilpach. Er saß weit vornübergebeugt und deutete nach unten.
    Chris löste mit einem Ruck den Autopiloten und brachte die Maschine zum Stehen. »Wo?« fragte er.
    »Ein Stück zurück, etwas Weißes«, sagte Karl Nilpach aufgeregt. »Mit Zeichen darauf – dort, in der Lichtung.«
    »Ach!« spöttelte Chris. »Es hat wohl bei dir gewirkt, das Gespräch…« Er verstummte jäh.
    Zwischen den wirr umherstehenden Stengeln und Blättern des Riesengrases lag, in halber Höhe verklemmt, ein Gegenstand, schmutzig weiß, zerklüftet. Er war bedeckt mit schwarzen und bunten Zeichen, kein Zweifel, es konnten Buchstaben sein, jeder für sich so groß wie der Hubschrauber.
    Chris Noloc hatte sich von seiner Überraschung erholt. »Ich gehe höher«, sagte er. »Charles, du hast den Apparat bereit, nimm das auf.« Die anderen buchstabierten, brachten aber nichts zustande.
    »Es ist unverständlich«, sagte Carol, und ihrem Tonfall war unschwer ein gewisses Bedauern zu entnehmen.
    »Was erwartest du?« fragte Ennil.
    »Obwohl die Buchstaben den unseren – von einigen Schnörkeln abgesehen – völlig gleichen!« stellte Karl Nilpach fest.
    »Es ist zu zerklüftet, um etwas Zusammenhängendes erkennen zu können«, bemerkte Carol Mieh, gleichsam, um sich selbst zu trösten.
    »Na mein lieber Chris«, sagte Charles Ennil ein wenig von oben herab, »was sagst du nun? Optische Täuschung? Naturphänomen?« Chris Noloc tat das Klügste, er sagte nichts. Er gab das Steuer an Karl Nilpach ab und zog einen neuen Film in die Kamera.
    »Ich kann mir nicht helfen«, Karl Nilpach zog die Mundwinkel nach unten. »Sieht aus wie die abgerissene und zerknüllte Ecke einer Illustrierten oder Buchseite.«
    »Hast du gefilmt?« fragte Ennil.
    »Habe ich«, sagte Chris.
    »Landen!« ordnete Ennil plötzlich an. Gela, die in diesem Augenblick neben ihm stand, blickte ihn überrascht an, auch in der Hoffnung, er würde noch etwas zur Erläuterung sagen.
    Ennils Gesicht blieb jedoch undurchdringlich.
    Der Hubschrauber stand unmittelbar über einem Buchstaben, der sehr eine m A ähnlich sah.
    »Na setz schon auf!« sagte Ennil.
    »Wie – mitten darauf?« fragte Karl Nilpach.
    »Aber ja!« sagte Ennil unwillig.
    »Charles, ich halte das für zu unsicher«, bemerkte Chris, und er zog ein bedenkliches Gesicht.
    »So«, sagte Charles Ennil. »Und deine Eskapaden vorhin?
    Waren sicher, wie?«
    »Sie kamen dir aber offenbar zupasse«, warf Gela ein. »Ich erinnere mich nicht, daß du etwas dagegen gehabt hättest.«
    »Na mach schon!« wies Ennil Karl Nilpach an, der die Maschine immer noch unschlüssig über dem A hielt.
    »Ich bin dagegen«, sagte Chris nachdrücklich.
    »Ich auch«, schloß sich Gela an.
    »Ach – es wäre auch seltsam, wenn es anders wäre. Die Workmen sind sich wiedermal einig. Der Leiter bin aber ich.
    Karl, landen! – Denkst du, ich merke nicht, Kollege Noloc, daß du dir schon die ganze Zeit einiges anmaßt? In aller Freundschaft, das hört auf!« Charles Ennil hatte das leise gesagt. Sein Blick ging unstet von einem zum anderen.
    Bevor peinliches Schweigen aufkam, sagte Karl Nilpach obenhin: »Na, Charles, bleib aber sachlich, das mit den Workmen war völlig überflüssig – vor allem hier in der Mannschaft!« Er drosselte behutsam den Motor.
    »So, so! Das wäre ja noch schöner«, murmelte Charles Ennil.
    »Schließlich habe ich vor Tocs alles zu verantworten.« Anscheinend wollte er das Gesagte gern zurücknehmen.
    Es war, als breitete sich nicht Widerspruch, sondern Bestürzung aus. Chris nahm den Blick Carols auf, sie zuckte kaum merklich mit den Schultern.
    »Wenn dazu noch Gelegenheit ist«, sagte Karl Nilpach laut in die entstandene Pause hinein.
    Der Hubschrauber stand auf einem Teil der weißen Fläche, die fast horizontal lag und eine Art Hochplateau bildete, so daß nach allen Seiten ein guter Ausblick bestand. Die gesamte Fläche zeigte unregelmäßig verlaufende Grate und verhältnismäßig scharfkantige Einschnitte – ein gewaltiges Knitterwerk, wie sich Karl Nilpach ausdrückte.
    Die Buchstaben verschmolzen, aus der Nähe betrachtet, zu dunkelgrauen, breiten Balken. Sie waren in der Gesamtheit nicht zu überblicken.

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