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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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wirklich. Es war ihr, als müsse sie plötzlich lachen, als erwache sie erleichtert aus einem quälenden Traum. Wenn es dies alles wirklich gäbe, diese Gefahren, den Untergang der »Ozean I«, den Tod Harolds – ja, was wollten sie dann hier? Mußten sie nicht zurück, schnellstens auf ihre friedliche Insel?
    »Gela – mach mit! Wo bist du nur mit deinen Gedanken!«
    rief Karl. Sie hatte sich auf den Tisch gestützt und behinderte ihn beim Abräumen.
    Gela trat zur Seite. Plötzlich spürte sie Groll gegen die Leute im Ministerium, die die Expedition veranlaßt hatten, gegen Tocs, Chris… Dann fragte sie sich: Und du selbst, Gela? Warum bist du hier? Du bist es freiwillig, willst das fortsetzen, was Harold begann, vollenden!
    Wer konnte das alles vorhersehen? Man kann nicht gegen eine feindliche, unbegreifliche Natur kämpfen, die sich einem verschließt. Unsere Insel ist sicher – wir sind für so etwas nicht geschaffen.
    Aber das muß dieser Hasardeur, dieser Chris, doch auch empfinden. Wenn er nur nicht immer recht behielte! Wie wohl Harold eben gehandelt hätte? Von einer ähnlichen Exkursion kehrten er und seine Gefährten nicht zurück.
    Harold hätte es bestimmt nicht so darauf ankommen lassen – aber vielleicht führte gerade das zum Verhängnis?
    Unvermittelt ordnete Chris Noloc an: »Wir verlagern den Rastplatz.« Er packte sogleich ein paar Gegenstände und trug sie zum Hubschrauber. »Wir suchen eine Mulde, die uns vor unliebsamen Überraschungen besser schützt, bleiben aber auf dem Plateau.« Offenbar scheute er sich, »Stubben« zu sagen.
    Die Gefährten begriffen sofort, was er unter »unliebsamen Überraschungen« verstand.
    Sie flogen in östlicher Richtung. Fünfhundert Fuß vom Rand des Plateaus entfernt, fanden sie einen nahezu idealen Platz. Es war eine kleine Mulde, deren Untergrund völlig glatt schien und aus der Höhe die Ringstruktur des Stubbens brillant erkennen ließ.
    »Ich kann mir nicht helfen«, bemerkte Karl Nilpach, »die Mulde sieht aus, als hätte sie einer der Söhne« – den »Himmel«
    ließ er vorsichtshalber weg – »mit einem stumpfen Gegenstand in das weiche Holz geschlagen.«
    Auch der Hubschrauber war jetzt gegen die riesigen Platten geschützt. Trotzdem teilte Chris Noloc Wachen ein, die am oberen Rand der Mulde Posten bezogen.
    Die erste Wache übernahm Carol. Von Chris war das so arrangiert worden, daß sie nicht bei Dunkelheit an die Reihe kam. – Karl Nilpach nutzte das Tageslicht, um die Flugmaschine aus den außen angebrachten Kanistern nachzutanken.
    Charles Ennil befaßte sich mit einer Minikartei und seinem Filmmaterial, so daß er nur zerstreut aufsah, als Chris, ein Gewehr über der Schulter, sagte: »Ich gehe eine Stunde auf Erkundung, mit Gela.«
    »Klar«, sagte Charles zustimmend. Es war Vorschrift, zu zweit zu gehen, und nur Gela hatte sich noch nichts vorgenommen.
    Gela sah stirnrunzelnd auf. Warum nicht, dachte sie dann, besser, als hier herumzusitzen. Sie spürte die Anstrengung nach dem ereignisreichen Tag und hatte wenig Verlangen, noch etwas Ernsthaftes zu tun, zum Beispiel gleich den Rapport an die »Ozean II« abzusetzen oder Ausrüstungsgegenstände zu kontrollieren, was ihre Aufgabe war. Und irgendwie freute sie sich ganz im Inneren, daß sie es war, die ihn begleiten sollte, und nicht Carol oder Karl.
    Sie stiegen die flache Mulde hoch, Chris wechselte ein paar Worte mit Carol, gab ihr das Ziel des Ausfluges an und vereinbarte Signale, falls etwas Unvorhergesehenes eintreten sollte.
    Der Rand des Stubbenplateaus war bald erreicht. Sie mußten einen Spalt überqueren, auf dessen anderer Seite der Untergrund dunkelbraun war.
    »Die Rinde«, bemerkte Chris, und er lachte dabei, weil es gar nicht dem entsprach, was sie bei den heimischen Bäumen als Rinde bezeichnen würden, zumindest was die Ausdehnung und auch die Makrostruktur betraf. Aus seiner Bemerkung war unschwer herauszuhören, daß er sich immer noch über diese Makrowelt irgendwie lustig machte.
    Nun hat er aber überhaupt keinen Grund mehr, dachte Gela ärgerlich. Sie sagte daher schroffer als beabsichtigt: »Chris, die Expedition ›Ozean II‹ hat einen ganz konkreten Auftrag. Dazu gehört auch die Klärung des Phänomens Himmelssöhne. Du weißt so gut wie ich, daß aus den Rapporten der ›Ozean I‹
    hierzu recht Eindeutiges hervorgeht, wenn auch nicht immer in technisch einwandfreier Übertragung!« Gela machte eine Pause. Als Chris weiter wortlos vor ihr herging, fuhr

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