Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:
Vater ist der gleiche, das sieht man ihnen ja wohl an.«
    »Hier – reicht das?« rief Ann noch im Laufen. Sie hielt Marc ein Bündel Wegerichhalme vor die Nase.
    »Ja – komm her, setz dich und falte mit gespreizten Fingern die Hände.«
    Ann kam der Aufforderung Marces eifrig nach. Dann begann er zwischen den Fingern von Ann, aufmerksam beobachtet von Tom, aus den Wegerichhalmen einen Ausklopfer zu flechten.
    Res Strogel blickte nachdenklich mit einem kleinen feststehenden Lächeln auf die Szene.

Neuntes Kapitel
    Es kündigte sich ein zeitiger Winter an. Noch nie hatte jemand einen Winter erlebt. Er konnte lediglich theoretisch errechnet und vorausgesagt werden.
    Das Wasser würde seinen Aggregatzustand verändern, würde zu einer festen Masse gefrieren – auch der Niederschlag –, vielfach in Laborexperimenten nachgewiesen und den Expeditionsteilnehmern vorgeführt.
    Mindestens ein Vierteljahr lang sollten Temperaturen unter dem Gefrierpunkt auftreten. In einer Vollversammlung der Expedition »Ozean II« wurde der Gedanke ernsthaft erwogen, diese Gegend zu verlassen und alle Operationen beträchtlich nach dem Süden, also dorthin zu verlegen, wo mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt nicht zu rechnen war. Und sicher waren dort ebenfalls Siedlungen der Makromenschen.
    Die Überwinterung wurde jedoch schließlich als das kleinere Übel erkannt, zumal eine beträchtliche Vorbereitungszeit zur Verfügung stand.
    Der von der Gruppe Chris Noloc entdeckte und geschaffene Ausgangsstützpunkt lag so günstig zur Stadt der Makros, die Entfernung zum Expeditionsschiff »Ozean II« betrug nur etwa eine Tagesreise mit dem Hubschrauber, so daß diese Tatsachen letztlich den Ausschlag für die Überwinterung gaben. Und ein wesentlicher Faktor: Die Funkverbindung in die Heimat funktionierte vom Standort der »Ozean II« aus einigermaßen zufriedenstellend, ein Umstand, der für den Auftrag von höchster Bedeutung werden konnte.
    Nach dieser Entscheidung lief die Ausrüstung des Stützpunktes auf Hochtouren. Die Mannschaft der »Ozean II« wurde zur Hälfte nach dorthin verlegt. Die »Ozean II« selbst sollte, nachdem die für den Ausbau des Stützpunktes notwendigen Materialien abtransportiert waren, von der verbleibenden Mannschaft so gewartet werden, daß sie jederzeit startbereit blieb; im übrigen aber sollte sie Ohr und Sprachorgan zur Heimat bleiben, für den Stützpunkt Fernsender und Relaisstation zugleich.
    Der von der Expeditionsgruppe Noloc erkundete Stützpunkt war nahezu ideal.
    Sie hatten die Stadt der Makros umflogen. Im Süden reichte ein Waldstreifen mit Riesenbäumen bis fast an die Siedlung heran. Und auf einem jener Bäume, am Rande einer kleinen Lichtung des Waldes, fanden sie in großer Höhe eine Plattform, ähnlich der des Stubbens, nur nicht ganz so groß. Die Fläche war fast horizontal und nahezu eben. Dazu waren die Randzonen höhlenreich und boten so natürliche Räume für die Lagerung von Materialien.
    Ennil hatte die Theorie aufgestellt, daß vor Jahren in dieser Höhe ein Stück des Riesenbaumes aus einem unbekannten Grund abgesägt worden war, was zum Entstehen dieser Plattform geführt hatte. Aber Ennil war es auch, der gerade gegen diesen Stützpunkt Bedenken geltend machte: Immerhin war er auf einem Baum, und schließlich, die Vielzahl der Stubben bewies das, schlugen die Himmelssöhne solche Bäume offenbar mitunter um.
    Es war nicht zu bestreiten, daß ein solcher Vorgang ungeheure Folgen nach sich zöge. Da aber sowohl Tocs als auch etliche des Leitungskollektivs die Meinung vertraten, daß bis zur Kontaktnahme mit den Makros nicht mehr allzuviel Zeit verstreichen würde, wurde das Risiko eingegangen. Eine Maßnahme leitete sich jedoch davon ab: Nach der Fertigstellung dieses Stützpunktes sollte noch ein zweiter in der Nähe vorbereitet werden, auf den man notfalls ausweichen konnte.
    Mit einer gelenkten Pilzfraßfläche wurde zunächst ein ebenes Rollfeld angelegt, sodann wurden Unterkünfte, Werkstätten und Lagerhallen errichtet, das meiste aus Fertigteilen, die von der »Ozean« mit Lasthubschraubern herangeflogen worden waren. Sechs der sieben noch vorhandenen Helikopter sollten auf dem Stützpunkt stationiert werden, einer verblieb auf der »Ozean«. Das große Langstreckenflugzeug, das notfalls in der Lage war, die gesamte Stützpunktmannschaft aufzunehmen, wurde montiert und startklar gehalten.
    Schon die ersten Frostnächte zeigten, wie ernst zu nehmen der Winter sein

Weitere Kostenlose Bücher