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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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und dann meist verzerrt und gestört, konnte ein Sender abgehört werden, dessen Sprache ihnen verständlich war, wenn auch der Sinn etlicher Worte ungeklärt blieb.
    Dieser Sender wurde auf der »Ozean« ständig abgehört, über ihn sollte mehr von den Makros in Erfahrung gebracht werden, über ihr Zusammenleben, über den Stand ihrer Entwicklung.
    Aber – der Empfang war schlecht und diskontinuierlich. Dieses Senders wegen wurden die zwei Funkstunden des Tages zu Feierstunden. Fast die gesamte Mannschaft versammelte sich stets im Kasino, um den Mitschnitten zu lauschen, die von der »Ozean« überspielt wurden. Und oft schlossen sich an das Gehörte Diskussionen an, die in Mutmaßungen gipfelten, was das eine oder andere wohl bedeuten könnte. Am meisten bewegte sie jedoch die Frage: Warum sprach ein Teil der Makros Englisch – oder jedenfalls eine Sprache, die mit dem Englischen sehr nahe verwandt schien? Warum sprachen sie überhaupt verschiedene Sprachen? Deutete die Verschiedenheit der Sprachen auch auf unterschiedliche, vielleicht sogar gegensätzliche Entwicklung der Makros hin? Auf Auseinandersetzungen gar? Aber der Angelpunkt der Diskussion war immer wieder das Englische. Zufall? Ausgeschlossen!
    Ennil stellte in einer der Zusammenkünfte die zwar kühne, freilich auch einleuchtende Hypothese auf, der Prophet Nhak aus der geheimnisumwitterten Vorgeschichte der Menschen habe um die Existenz der Makros gewußt und einfach deren fertige Sprache übernommen. Bliebe zu klären, wo die Makros herkamen. Und er spann weiter, daß es, so ungeheuerlich der Gedanke auch sein mochte, nicht ausgeschlossen sei, daß die Makros aus den Weiten des Alls stammten, daß sie den Planeten, der ihnen unbewohnt vorkommen mußte, zumindest was vernünftige Wesen betraf, entdeckten und besiedelten. Ennil schloß sogar nicht aus, daß es in der Zukunft, in der er sich ständige Kontakte mit den Makros vorstellte, durchaus auch um die Klärung von Ansprüchen auf den Planeten gehen könnte, um Rechtsstreitigkeiten sozusagen.
    Viele, vor allem jüngere Teilnehmer der Expedition, griffen den Gedanken, die Makros seien Besucher aus dem All, begeistert auf, so daß die Gespräche mitunter einseitig zu werden drohten. Aber – dieser Ennilschen Hypothese war zunächst keine Alternative entgegenzusetzen.
    Was blieb, war das Geheimnis um die Verschiedenheit der Sprachen. Haben sie sich auseinandergelebt? Schließlich, anderes schien nicht denkbar, mußten sie wohl in Eintracht gelandet sein.
    Chris Noloc versuchte, der Hypothese nicht zu erliegen, sich zu wehren gegen eine Auffassung, die alles Unerklärliche auf fiktive Weltraumfahrer zurückführte, aus Bequemlichkeit, Unfähigkeit oder Unmöglichkeit, die eigene Evolution tiefgründig genug zu erforschen. Warum sollten sich nicht Menschen und Makros gleichermaßen nebeneinander entwickelt haben?
    Chris sprach seine Vermutungen nicht aus, zu viele Argumente standen dagegen, die mit der Ennilschen Hypothese sozusagen aus dem Handgelenk beantwortet werden konnten.
    Zum Beispiel die Frage nach dem Schild der Wohnstätten in der Heimat, einem Schild, der Schutz vor Unbilden der Atmosphäre und gute Lebensbedingungen gewährte. Wer hat ihn gebaut? Oder das ständige Atomfeuer, das nie Energieprobleme heraufbeschwor, Anlagen, die ein historisches Rätsel aufgaben, Bauwerke, die die Menschen niemals errichtet haben konnten! Die nunmehr nachgewiesene Existenz der Makros rückte all diese Rätsel in ein neues Licht, lösen konnte n sie sie zunächst allerdings nicht.
    Das zweite Ereignis war schmerzlich und für die Expedition, vor allem aber für Chris Noloc, bedeutungsvoller: Es war die Nacht vom zweiten zum dritten Februar, kurz nach Mitternacht, als ihn das Telefon aus dem Schlaf riß. Der Funkdiensthabende meldete aufgeregt, daß in einer Stunde ein Langstreckenhubschrauber Chris eines bedeutsamen Ereignisses wegen zur »Ozean II« holen würde, er möge sich auf mindestens eine Woche Abwesenheit vom Stützpunkt vorbereiten.
    Obwohl eine Stunde viel Zeit bedeutete, fuhr Chris rasch in die Kleider und packte das Nötigste zusammen. Er ging in Gedanken das Register der Ereignisse der letzten Zeit nach Versäumnissen durch, dann, als die erste Überraschung abgeklungen war, setzte er sich erneut mit dem Funker in Verbindung. Dieser aber wußte nicht, worum es sich handelte, er konnte nur mitteilen, daß er überhaupt froh gewesen sei, diese Order eindeutig identifiziert zu haben. Die

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