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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Verbindung sei wieder einmal miserabel.
    Chris gab an, wie der Schneespieß zu orten sei, von dessen Plattform er aufgenommen werden wollte. Dann setzte er sich zu einem Augenblick der Sammlung aufs Bett. Er schrieb auf einen Zettel die wichtigsten, von Gela zu leistenden Maßnahmen.
    Chris war sich bewußt, daß die Expeditionsleitung sich nur zu einem solchen Schritt entschlossen hatte, weil tatsächlich etwas Bedeutungsvolles vorgegangen sein mußte. Schließlich war der Flug schon ein kaum vertretbares Risiko, obwohl am Standort der »Ozean« Flächen schneefrei sein sollten.
    Schließlich gab Chris das Grübeln auf. Er rief Karl Nilpach.
    Chris klärte den Schlaftrunkenen rasch auf und sagte dann:
    »Karl, ich werde Gela, so wie es festgelegt ist, offiziell mit meiner Vertretung betrauen. Bitte, hilf ihr! Du kennst sie gut, hast mit ihr diese Fahrt auf dem Roten gemacht, du verstehst…?«
    »Verstehe, Chris«, sagte Karl, und Chris spürte, daß er lächelte. »Kannst dich auf mich verlassen. Und du komm heil wieder!«
    Dann verließ Chris sein Zimmer. Er trat in Gelas Kabine, ohne durch Klopfen vorher im Korridor Lärm zu schlagen. An der Tür blieb er stehen. Langsam gewöhnten sich seine Augen an das eigentümliche Zwielicht in Gelas Zimmer. Es kam vom Fenster her. Draußen schien eine ferne weiße Sonne. Spinnfädig breiteten sich von dort Strahlen aus. Eine im Eis eingeschlossene Lampe, dachte Chris.
    »Ja?« fragte es von dorther, wo Gelas Bett stand. Die Frage klang nicht ängstlich, eher unwillig, verschlafen.
    »Ja, ich, Chris – entschuldige, Gela.«
    »Chris!«
    Ein Schalter knackte, eine kleine Leselampe erhellte einen abgezirkelten Ausschnitt.
    Chris sah eigentlich nur den rechten Arm Gelas, der ebenso wie das Stückchen Schulter, das sich nach oben anschloß, nackt war. Ihr Gesicht blieb im Schatten.
    Gela saß aufrecht im Bett, sie rieb sich mit der Linken die Augen. Sie schien im ganzen so wie Arm und Schulter bekleidet zu sein.
    Chris bemühte sich, nicht zu sehr zu ihr hinzusehen, was er gleich wieder albern fand – schließlich hatten sie miteinander gebadet! Aber – so redete er sich ein – es war dies hier kein Bad und schließlich waren sie sich irgendwie nähergekommen, wünschte er sich zumindest, und endlich gab es bestimmte moralische Prinzipien!
    »Entschuldige!« bat er abermals. »Ich wollte es dir persönlich sagen: Du mußt mich hier für eine Woche vertreten. In einer Viertelstunde holt mich ein Hubschrauber zur ›Ozean‹. Es muß etwas vorgefallen sein, etwas Wichtiges, sonst hätten sie das nicht riskiert.« Er ärgerte sich, das gesagt zu haben, weil es wieder einmal die Gefahr betonte. Ablenkend fügte er deshalb hinzu: »Leider weiß ich auch nicht mehr. Die Verbindung war außerdem schlecht.«
    »Ob es mit den Makros zusammenhängt?« riet Gela, aber so, daß deutlich wurde, daß sie eine Antwort nicht erwartete.
    Sie hatte sich lang ausgestreckt und zugedeckt, dabei ihr Gesicht in den Lichtschein gerückt, so daß Chris den Anblick ihres wirren, aufgelösten Haares, das das ein klein wenig verschlafen wirkende Gesicht umfloß, in sich aufnehmen konnte.
    »Hier – ich habe dir kurz notiert, was du im Auge haben solltest. Es ist nur das, was mir in der Eile einfiel…« Er trat näher und reichte ihr den Zettel.
    Sie warf einen kurzen Blick darauf. »Es wird schon gehen«, sagte sie dann. »Ich bin ja nicht allein hier.«
    Sie sah ihn ernst an, obwohl für sie sein Gesicht voll im Schatten lag. »Aber du, Chris – was wird dich erwarten? Und der Flug! Paß auf dich auf, ja?«
    »Die Wetterlage ist günstig«, sagte Chris steif. Er tat ein paar Schritte auf Gela zu und streckte ihr die Hand entgegen.
    »Mach’s gut, Gela!«
    Sie ergriff seine Hand. »Auf Wiedersehn, Chris!« Sie hatte es leise, beinahe zärtlich gesagt. Sie schaute ihn voll an.
    Chris ging zögernd.
    Plötzlich, als er an der halbgeöffneten Tür stehengeblieben war, um ihr noch einmal zuzuwinken, warf sie das Bettzeug von sich, kam schnellfüßig auf ihn zugerannt und lag an seiner Brust.
    Chris umfaßte sie, fühlte mit den Händen ihren bloßen, bettwarmen Rücken, bedauerte ein wenig, mehr im Unterbewußtsein, daß er die dicke Reisekombination anhatte, und sie küßten sich. Dann löste sich Gela von ihm, hielt ihn ein Stück von sich ab und sagte munter: »Also, mach’s gut, Chef. Und sieh zu, daß du bald wiederkommst.« Sie drückte mit den Händen seine Oberarme und gab ihn nach einem

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