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Expedition Ra - Mit dem Sonnenboot in die Vergangenheit

Titel: Expedition Ra - Mit dem Sonnenboot in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thor Heyerdahl
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und wir seien gleichberechtigte Kameraden.
    Aber das Wunder geschah. All diese kleinen Reibereien wuchsen sich nicht zu einem Expeditionsfieber aus; jeder versuchte zu verstehen, warum die anderen gerade so reagierten, und hier kamen uns Santiagos wissenschaftliche Studien über Frieden und Aggression zugute. Juri und Georges begannen, Norman und Carlo zu bewundern, weil ihre Initiative und ihr energischer Einsatz uns allen das Dasein erleichterten, denn keine anderen übernahmen härtere Arbeiten und waren hilfsbereiter, wenn sie nur darum gebeten wurden oder sahen, daß es notwendig war. Santiago war der Diplomat und Psychologe, der Juri behilflich war, Pflaster auf unsichtbare Wunden zu legen; Juri war als Mediziner tüchtig, verantwortungsbewußt und unermüdlich. Abdullah wurde von allen wegen seiner glänzenden Auffassungsgabe bewundert; wir schätzten seine Fähigkeit, sich ihm völlig fremden Existenzweisen anzupassen. Abdullah mochte jeden, weil er merkte, daß er dazugehörte, obwohl wir anderen Weiße waren. Er flehte Juri um Medizin an, damit sein Bart wie bei uns anderen wuchs -dabei begriff er überhaupt nicht, daß sich der gepflegte Juri jetzt, wo wir anderen allmählich schwarze Schnurr- und Vollbarte bekamen, jeden Morgen vor dem Teich rasierte. Abdullah gab es ganz auf, seinen Kopf zu rasieren, der bisher wie ein blankgewichster Lackstiefel geglänzt hatte, und bald wuchs ihm so dichtes Kraushaar, daß er seinen großen Zimmermannsbleistift wie eine Haarnadel hineinstecken konnte.
    Georges hatte einige Eigenheiten. Tagsüber schlief er schnell ein, aber nachts konnte er nicht schlafen, wenn er nicht ein Kissen auf der Brust und Musik im Ohr hatte. Zu diesem Zweck führte er ein Tonbandgerät mit einer kleinen Auswahl seiner Lieblingsschlager bei sich. Für uns, die am entferntesten lagen, übertönte der Lärm des Papyrus und der Reeps die Musik, aber derselbe Lärm bewirkte, daß Georges selbst und Santiago sich von Juri ein Schlafmittel geben lassen mußten. Georges' Tonbandgerät spielte Tag und Nacht Georges' Melodien. Eines Tages war das Tonbandgerät verschwunden. Ich hatte es noch eine halbe Minute zuvor gesehen. Als ich vorbeiging, lag es außen auf der Brücke und spielte zu Abdullahs Füßen; Abdullah drehte ihm den Rücken zu und steuerte. Norman hing halb über Bord und band ein Ruder fest. Carlo, Santiago und ich stauten achtern die Ladung neu, während Juri und Georges auf der anderen Seite der Hütte arbeiteten. Plötzlich brach die Musik ab. Ein paar Minuten vergingen, ehe Georges nach achtern über die Ladung kletterte, um das Tonbandgerät wieder anzustellen. Es war verschwunden. Georges suchte überall: achtern, vorn, unter den Matratzen, auf dem Hüttendach. Verschwunden. Für immer verschwunden. Wer war der Schuldige!? Der afrikanische Judomeister baute sich wie ein wütender Gorilla auf; wer, wer, wer hatte sein Tonbandgerät ins Meer geworfen? Jetzt war die Reise für ihn gestorben, aus, ohne Musik kein Schlaf. Wer hatte es getan? Die Atmosphäre war geladen. Die kleine Safî kletterte so hoch in die Mastspitze, wie das Tau reichte; sie wollte nicht schuld sein.
    Abdullah hätte das Tonbandgerät über Bord stoßen können, aber dazu liebte er Musik viel zu sehr. Norman hätte es nicht erreichen können, und Georges hatte Juri die ganze Zeit gesehen. Es konnte nur einer von uns dreien gewesen sein, die achtern beschäftigt gewesen waren. Carlo trug unbeirrt seine Krüge, als ob nichts geschehen wäre. Carlo! Innerlich zweifelte ich nicht. Wahrscheinlich war er immer noch auf Georges wütend und hatte es getan. Wahnsinn! Das sah Carlo nicht ähnlich. Nun saßen wir alle auf einem Pulverfaß, und die Lunte brannte.
    »Georges«, sagte ich, »du bist wirklich ein ordnungsliebender Mensch geworden; aber wie konntest du dein Tonbandgerät so dicht am Rand liegen lassen, daß es ins Meer gestürzt ist?«
    »Mag sein, daß es am Rand lag«, antwortete Georges, »aber schlimmstenfalls wäre es aufs Deck gefallen und nicht über Bord.«
    Ich stimmte ganz mit ihm überein, mußte aber Carlo retten.
    »Es lag genau auf der Steuerbordecke«, sagte ich entschieden. »Wenn jemand vorbeiging, als wir kräftig nach steuerbord schaukelten, dann ist es im Meer gelandet.«
    Georges suchte an den absurdesten Orten weiter, dann verschwand er in seinem Schlafsack. Er schlief sofort ein, und wir weckten ihn erst, als Carlo am nächsten Morgen sein eigenartiges Signal zum Essen pfiff und Spiegeleier

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