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Expedition Ra - Mit dem Sonnenboot in die Vergangenheit

Titel: Expedition Ra - Mit dem Sonnenboot in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thor Heyerdahl
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Wasser, das im Mai an Afrika vorbeiströmt, passiert einige Wochen später mit dem schwimmenden Unflat, unsinkbar und für die Meeresbewohner ungenießbar, die Küste Amerikas.
    Am 10. Juni frischte es wieder auf. Am gleichen Tag schlachtete Abdullah unser letztes Huhn, und im Käfig blieb nur eine Ente zurück. Als der Käfig ins Meer geworfen wurde, um sich allmählich vollzusaugen und zu versinken, brachte es keiner übers Herz, der Ente den Kopf abzuschlagen. Sie wurde begnadigt und erhielt den Namen Sindbad, und hierauf stolzierte sie zum großen Ärger Safîs auf Deck herum. Mit einer Leine am Fuß und einem Korb als Separatwohnung wurde sie Chef des Vorderdecks, während Safî die Umgebung der Hütte vorzog. Verirrte sich einer aus Versehen in den Bereich des anderen, endete es entweder damit, daß Safî wütend kreischte, weil Sindbad sie ins schwanzlose Hinterteil kniff, oder Safî erbeutete eine Entenfeder.
    Spät in der Nacht schlugen die Wellen höher und peitschten wild gegen unser Papyrusboot. Oft war es unheimlich, auf der ächzenden, schwankenden Brücke zu stehen, nur mit einem erleuchteten Fetzen Segel und der Lampe in der Mastspitze vor Augen, die sich wie ein verrückt gewordener Mond zwischen den Sternen drehte, wenn sie einen Augenblick lang zwischen jagenden Sturmwolken funkelte. Ab und zu schien es, als ob direkt hinter unserem Rücken eine wütende Schlange zischte; dann jagte ein mannshoher Brecher heran, mit sich selbst flüsternd, unsichtbar, schwarz -die weiße Schaumkrone schien allein durch die Luft zu wirbeln. Der Wasserschwall unter der Schaumkrone erreichte uns und warf uns mit seiner ganzen Gewalt in die Höhe, um uns wieder freizugeben und so tief hinuntersausen zu lassen, daß das nächste weiße Gespenst hinter uns in noch größerer Höhe heranflatterte. Man war nach zwei Stunden intensiver Nachtwache an den beiden Steuerrudern erschöpft und todmüde, selbst wenn man meistens nur eines benutzte und das andere festgebunden arbeiten ließ.
    Als es tagte, schwankte die Ra mehr als je zuvor. In Dachhöhe schwankte der Mast 60 Zentimeter, und die neun Meter hohe Mastspitze warf sich so heftig umher, daß sich selbst Carlo bei dem wilden Tanz dort oben kaum festhalten konnte. Nach ägyptischem Vorbild war jeder der beiden Schräg-maste in eine flache Vertiefung einer dünnen Holzplatte eingesetzt, die wie ein breiter Fuß auf den Papyrusbündeln lag. Ein kurzer, knieförmig gewachsener Baumstumpf war mit dem waagerechten Teil an den Holzfuß und mit dem senkrechten an den unteren Teil des Mastes gebunden. Die Tauzurrungen um die Sockel waren nun so schlaff geworden, daß die tanzenden Masten aus der Vertiefung zu springen drohten. Die Pardunen, die von beiden Seiten der Ra wie parallele Harfensaiten zur Mastspitze führten, hingen einen Augenblick lang schlaff durch und gaben dem Mast keinen Halt, während sie sich im nächsten Augenblick alle mit so kräftigem Ruck spannten, daß wir fürchteten, der Mast würde brechen oder die Papyrusbündel würden zerfetzt, weil sämtliche Pardunen an dem einzigen dicken Taustropp befestigt waren, das wir um den ganzen Rand der Ra gebunden hatten. Wir schlugen dicke Holzkeile um den Mastfuß ein und zogen die wilden Pardunen einzeln an - auf die Gefahr hin, daß die zuerst angezogenen losrissen, während der Rest noch viel zu schlaff hing. Dann war der Mast aufs neue in unserer Gewalt.
    Um uns wurde es lebhaft. Es wimmelte von fliegenden Fischen. Wieder trieb ein Mondfisch vorüber, groß und rund und leblos. Irgendein Viech verschluckte den Haken an Georges' festgebundener Angelrute und floh mit der ganzen Schnur. Ehe Georges einziehen konnte, tauchte ein kapitaler Bursche von einem Fisch auf und verschlang den ersten, so daß Georges' Fang nur aus einem abgebissenen Fischkopf bestand. Indessen schoß die Ra mit Höchstgeschwindigkeit über die Wellenberge, und alle waren enttäuscht, als Norman uns eine mäßige Tagesstrecke nannte, nachdem er unsere Mittagsposition bestimmt hatte. Ein Seitenstrom hatte uns nach Süden getrieben. In den letzten vierundzwanzig Stunden war die Steuerbordecke des Achterstevens so tief gesunken, daß das Ende des Gleitklotzes ständig in den Wellen hing und bremste. Achtern stand das Wasser immer knöcheltief, und ständig spülten Wellen bis zur Kiste mit dem Rettungsfloß unter der Brücke. Die Kiste folgte jeder Bewegung und scheuerte dann an den Tauen.
    Am nächsten Tag war das Meer ebenso wild und

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