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Exponentialdrift - Exponentialdrift

Titel: Exponentialdrift - Exponentialdrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Schritt, um auf einen anderen Planeten zu gelangen.«
    »Eben nicht«, sagte Arpa. »Das ist das Problem.«
    »Wie bitte? Nach allem, was ich gelesen habe, ist es fraglich, ob es technisch machbar sein wird, auch nur eine Robotersonde bis in ein anderes Sonnensystem zu schicken.«
    »Die Entschlossenen manipulieren die wissenschaftliche Forschung, so gut sie können, trotzdem sind die Menschen nur um Haaresbreite von der Entdeckung entfernt, wie maninterstellare Distanzen bewältigt. Es ist sehr, sehr einfach. Und buchstäblich jeden Tag kann jemand auf die entscheidende Idee kommen.«
    Koairin dachte darüber nach und hatte keine Ahnung, in welcher Richtung nach dieser Idee zu suchen sein mochte. »Und wenn schon. Das Universum ist unendlich groß. Es sollte für alle reichen.«
    »Sie täuschen sich, was die Größe des Universums anbelangt. Es ist groß, gewiß, aber die Anzahl der Sterne ist endlich.«
    »Aber es gibt mehr, als irgend jemand jemals brauchen wird.«
    »Keineswegs. Nehmen Sie diese Galaxis. In ihr gibt es grob geschätzt hunderttausend Planeten, die sich für eine Besiedlung durch Menschen eignen. Nun rechnen Sie. Verdoppeln Sie. Es wären vier Planeten nach neunzig Jahren, also im Jahr 2100, wenn die Expansion demnächst beginnen würde. Das hieße, im Jahr 2500 wären es bereits über zweitausend Planeten. Im Jahr 2900 eine Million. Und im Jahr 3225 wäre die gesamte Milchstraße von Menschen besiedelt.« Borsa seufzte. »Eine Trilliarde Menschen gäbe es dann, deren Vermehrungspotenz auch das restliche Universum nicht lange standhalten würde. Etwa hundert Milliarden Galaxien gibt es. Das reicht kaum ein weiteres Jahrtausend. Noch vor dem Jahr 4400 wäre das gesamte Universum von Menschen besiedelt.«
    Koairin griff nach dem Taschenrechner, rechnete, rechnete nochmals. Es stimmte. »Aber ist das nicht eine zu einfache Rechnung?«
    »Es ist die Berechnung, die Nemezir aufstellte. Entscheidend daran ist die exponentielle Entwicklung – die übrigen Werte spielen verglichen damit kaum eine Rolle. Ob es nun 45, 400 oder 4000 Erdjahre dauert, einen Planeten zu besiedeln, ist letztlich egal. Wie wir die Menschen kennen, würdesich die Ausdehnung im Laufe der Zeit eher beschleunigen als verlangsamen, oder? Sie sind so. Alles optimieren, alles schneller machen. Sie lieben es. Und«, fügte Borsa hinzu, »die meisten dieser Welten warten nicht darauf, besiedelt zu werden. Sie sind es schon.«
    Erinnerungen. Indianerkriege. Ausrottung der Pocken. Zweiter Weltkrieg. Ja, die Menschen waren brutal, gegen ihre eigene Spezies wie gegen andere. »Die Menschen würden sie mit Gewalt nehmen«, erkannte Koairin. »Spätestens, wenn keine leeren Planeten mehr übrig wären.«
    »Und wer könnte einer Streitmacht widerstehen, die dann über fünfzig Quadrillionen Menschen aufzubieten imstande wäre?« Borsa nickte. »Die Entschlossenen sind nicht gewillt, so lange zu warten. Sie haben die Entscheidung getroffen, dieser Entwicklung zuvorzukommen. Jetzt, sagen sie, ist die Zeit zu handeln. Alles, was man jetzt tun muß, ist, den Menschen den Schritt über die Grenzen ihres Planeten hinaus zu verwehren. Dann werden sie sich mit ihrer Exponentialdrift selbst ersticken, und die Gefahr für das Universum ist abgewendet.«
    Plötzlich begriff er den Plan in seinem ganzen Umfang. Alles fiel ihm wieder ein. Seine Artgenossen waren hier, in großer Zahl. Aber sie hatten nicht den Weg der Verschmelzung gewählt, sondern den der Übernahme: Dabei wurde der Geist des Betreffenden erbarmungslos ausgelöscht, und der Geist des Invasoren trat an dessen Stelle, mit allen Erinnerungen, voll funktionsfähig – aber eben der Geist eines Fremden, außerstande, die Menschen wirklich zu verstehen. Sie übernahmen Menschen an den Schaltstellen der Macht, um in deren Gestalt ihren Plan zu verfolgen.
    »Was wird jetzt geschehen?« fragte Abel.
    »Das Tor öffnet sich. Alle elf Jahre. Es hängt mit dem Zyklus der Sonne zusammen. Zuerst öffnet sich das Kleine Tor, durch das nur Verschmelzungen möglich sind. Durch das dugekommen bist, ich, Borsa, wir alle. Neun Monate danach öffnet sich das Große Tor, jenes, durch das auch harte Übernahmen geschehen können. Und sie werden wieder geschehen. Die Entschlossenen werden neue Legionen schicken. Die, die schon hier sind, dienen als Anker. Die letzten Male haben sie sich auf Amerika konzentriert, aber diesmal werden sie auch wieder nach Europa kommen.« Er sah ihn ernst an. »Darum nennt man

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