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Exponentialdrift - Exponentialdrift

Titel: Exponentialdrift - Exponentialdrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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unüberwindliche Grenzen setzt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie alle tot sind.«
    »Das ist grausam«, sagte Abel.
    »Das ist genau das, was die Entschlossenen mit den Menschen machen«, sagte Arpa.
    »Die Entschlossenen?«
    Borsa hob die Hand. »Wir wollten Ihnen das hier zeigen, damit Sie wirklich verstehen. Wir hatten sehr auf Sie gehofft, Koairin. Ihnen ist die Verschmelzung besser gelungen als jedem anderen zuvor. Wenn Sie keine Antwort gefunden haben, dann, fürchte ich, gibt es keine.«
    »Eine Antwort? Was für eine Antwort?«
    »Wir hatten gehofft, daß Sie herausfinden, wie die Exponentialdrift zu stoppen ist. Wenn wir die Menschen von innen heraus verstehen, hatten wir geglaubt, werden wir einen anderen Weg finden als den, sie auszumerzen.«
    Arpa nickte. »So bleibt uns nur, die Entschlossenen gewähren zu lassen.«
    »Aber warum?« fragte Bernhard Abel. Nein, er war nicht Bernhard Abel. Nicht mehr. Sein Name war Koairin. »Was treibt die Entschlossenen? Was haben ihnen die Menschen getan, daß sie sie vernichten wollen?«
    »Der Grund ihres Handelns ist Nemezirs Berechnung «, sagte Borsa.
    Fortsetzung folgt ...

23. Juni 2002
Die von dem VW-Manager Peter Hartz geleitete Kommission zur Reform des Arbeitsmarktes legt erste Vorschläge vor.
    26. Juni 2002
Nach Bekanntwerden von Bilanzfälschungen großen Stils beim US-amerikanischen Telefonkonzern WorldCom brechen weltweit die Aktienkurse ein.
    30. Juni 2002
Im Endspiel um die Fußball-Weltmeisterschaft in Yokohama unterliegt die deutsche Mannschaft, die sich im Verlauf des Turniers vom als chancenlos betrachteten Außenseiter zum Favoriten entwickelt hatte, gegen Brasilien mit 2:0 und wird damit Vize-Weltmeister.

FOLGE 40
    W IEDER EINMAL HATTE die Polizei Doktor Jürgen Röber zu einer Gegenüberstellung nach Berlin gebeten, und wieder einmal hatte es nichts gebracht. Ohne besondere Hoffnung rief er danach, da er nun schon in der Stadt war, Professor Schmidt an, und der war aus irgendeinem Grund auf einmal bereit, ihm Rede und Antwort zu stehen.
    Ob er wisse, was Memetik sei, fragte sein ehemaliger Doktorvater nach einsilbiger Begrüßung. Als Röber verneinte, fuhr er fort, hastig, als wolle er loswerden, was zu sagen war, ehe er es sich anders überlegte: »Nehmen wir ein Beispiel. Sie hatten bestimmt schon einmal eine Unterredung mit jemandem, der Ihnen unbedingt von seinem Gott erzählen mußte? Oder der versucht hat, Sie zu seiner politischen Meinung zu bekehren?«
    »Läßt sich kaum vermeiden«, nickte Röber.
    »Gut. Angenommen, wir betrachten jetzt nicht die Art und Weise, wie Menschen Gedanken austauschen, sondern diese Gedanken selber. Wenn zum Beispiel jemand einer religiösen Auffassung anhängt, die ihm gebietet, andere von seiner Sichtweise zu überzeugen, dann ist diese Auffassung eine Art Computervirus des Geistes; ein Konglomerat von Vorstellungen, das das Bestreben hat, sich von Geist zu Geist fortzupflanzen. Gleichgültig, ob es Religion ist oder eine politische Einstellung, eine Mode, die sich verbreitet, oder eine Melodie, die Sie nach einmal Hören nicht mehr aus dem Kopf bekommen – die Memetik nennt jede Kombination von Vorstellungen, Gedanken und Ideen, die dazu imstande ist, sich in einem anderen Geist zu reduplizieren, ein Mem. Meme sind die Grundbausteine unseres Geistes und unserer Kultur, genau wie Gene die Grundbausteine biologischen Lebens sind. Ähnlich wie Viren in lebenden Organismen verbreiten und vervielfältigen sie sich, verändern sich bei der Weitergabe und ringen in einer Art Darwinschem Selektionsvorgang in unserem Bewußtsein um Aufmerksamkeit – Evolution also. Wir sind in dieser Sichtweise nur die Träger von Memen. Ihre Wirte, sozusagen.«
    Jürgen Röber ließ sich das durch den Kopf gehen. »Wenn man das ernst nimmt, ist diese Theorie aber ihrerseits ein Mem, oder?«
    »Genau«, nickte Professor Schmidt. »Eines, das gerade versucht, sich in Ihrem Geist zu reduplizieren.«
    »Nette Theorie. Aber offengestanden verstehe ich nicht, was das mit meinem Patienten zu tun hat, der sich für einen Außerirdischen hält. Oder was daran so gefährlich sein soll, wie Sie bisher getan haben.«
    Professor Schmidt musterte ihn wie früher, wenn er etwas Dummes gesagt hatte. »Überlegen Sie doch. Alle Patienten haben sich gleich verhalten. Sie sind aus einem langanhaltenden Koma erwacht und hielten sich für Außerirdische in Körpern von Menschen. Sie benutzten Begriffe wie ›Exponentialdrift‹ und

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