Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Exponentialdrift - Exponentialdrift

Titel: Exponentialdrift - Exponentialdrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
Chefarzt einer Rehaklinik führt eine Gruppe skeptischer Aufsichtsräte oder dergleichen durch die Abteilung, in der die Dauerkomapatienten versorgt werden. Die Aufsichtsräte wollen Gelder streichen, weil sie die Pflege der Komapatienten für sinnlos halten. Sie gruseln sich vor den Kranken, die wie lebende Leichname auf sie wirken. Die wachen ja doch nie wieder auf. Und gerade als der Arzt demmörderischen Finanzargument nichts mehr entgegenzusetzen weiß, passiert das Unwahrscheinliche, das Unglaubliche, das Wunder: Einer der Patienten erwacht. Einer der Totgeglaubten kehrt ins Leben zurück, die Geldgeber erleben es mit, und nichts ist mehr wie vorher.
    Gut, ich gebe zu, ein Koma gehört zu den Dingen, die Autoren lieben, weil es erzählerisch manchmal genauso nützlich sein kann wie ein verlorenes Gedächtnis, ein verschollener Zwillingsbruder oder ein Geheimgang. Entsprechend abgenutzt ist das Sujet. Ich erinnerte mich an einen Film mit, ich glaube, Stephen Segal, der aus einem siebenjährigen Koma erwacht, ein bißchen Yoga macht, um zu Kräften zu kommen, und dann schon wieder losziehen kann, um Verbrecher zu verprügeln ... Das war mein warnendes Beispiel. Ich hatte mir diese Notizen gemacht mit dem Vorsatz, mich so stark wie möglich an die Fakten zu halten, sollte ich jemals ein Koma verwenden. Erzählerisch passieren überaus interessante Dinge, wenn man sich zur Abwechslung einfach mal an den Tatsachen orientiert, statt an dem, was andere Autoren bis dahin zusammenphantasiert haben.
    Das war also meine Ausgangsidee. Ein Mann erwacht aus einem langen Koma und glaubt, ein Außerirdischer zu sein, der den Körper eines Menschen in Besitz genommen hat. Inklusive seiner Erinnerungen, soweit noch vorhanden.
    Gut, er würde allerhand damit zu tun haben, sich an das Leben auf diesem Planeten zu gewöhnen, speziell in dem Teil davon, den wir als Deutschland zu bezeichnen übereingekommen sind, aber was weiter? Welche Mission sollte er haben? Aus welchem Beweggrund hatte er diese weite Reise – ein anderer Planet, ein anderer Körper, ein anderes Leben – angetreten? Was sollte das alles?
    Geschichten entstehen sehr oft daraus, daß zwei Ideen, die bis dahin wenig miteinander zu tun gehabt haben und die für sich genommen keine sonderlichen Funken im Hirn desAutors zu schlagen imstande sind, auf einmal zusammengefügt werden. So auch hier. Was die Notiz vom Dezember 1995 vorbereitet hatte, formte sich nun im Angesicht der Anforderungen eines Fortsetzungsromans zu einer Geschichte.
    Die Außerirdischen, beschloß ich, haben die Absicht, die Menschheit zu vernichten. Nicht durch einen massiven Angriff mit überlegenen Waffen, sondern indem sie uns infiltrieren und manipulieren, daß wir uns weiterhin wie wild vermehren und uns mit Kriegen und dummen Rivalitäten so beschäftigt halten, daß wir nicht dazu kommen, die wirklichen Probleme anzugehen. Bis es eines Tages zu spät und die Ökosphäre so weit zerstört ist, daß der Untergang unserer Spezies nicht mehr aufzuhalten ist.
    Nun sind Verschwörungstheorien kein sonderlich originelles Thema, das räume ich ein, und böse Außerirdische erst recht nicht. Erzählerisch problematisch ist in den meisten derartigen Romanen und Filmen, daß man nicht nachvollziehen kann, aus welchem Grund die bösen Außerirdischen die Menschheit eigentlich zu vernichten trachten, und meist muß mit allerhand Knallerei und Effekten darüber hinweggetäuscht werden, daß die Aliens in der Tat kein Motiv für ihr Handeln haben.
    Doch ich hatte eine Idee für ein Motiv, wie es in der Science-Fiction meines Wissens noch nie zuvor beschrieben worden war. Ich taufte dieses Motiv Nemezirs Berechnung , und es ist ein eigenes Kapitel wert, es zu erläutern.
4
Nemezirs Berechnung
    W AS WÄRE, WENN das uns natürlich erscheinende Verhalten, fruchtbar zu sein und sich nach besten Kräften zu vermehren, nicht den Normalfall, sondern den Ausnahmefall darstellte? Das ist die Grundannahme meiner Geschichte.
    Zugegeben, ich kann mir auch nur schwer vorstellen, wie eine Lebensform anders als expansionsfreudig beschaffen sein sollte, aber nehmen wir einfach mal an, es gäbe dergleichen. Das exponentielle Wachstum, das sich in der steil nach oben schießenden Bevölkerungskurve manifestiert, enthält ein grundsätzlich zerstörerisches Element, was spätestens seit den Grenzen des Wachstums unbestritten ist und auch unmittelbar einleuchtet, wenn man bedenkt, daß die Vorgänge im Inneren einer

Weitere Kostenlose Bücher