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Exponentialdrift - Exponentialdrift

Titel: Exponentialdrift - Exponentialdrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Beispielen unilateralen Handelns in unserer jüngeren Zeitgeschichte: Wenn jemand die Macht hat, etwas zu tun, spielt die Wahrheit selbst eigentlich keine Rolle mehr. Entscheidend ist alleine das, was derjenige für die Wahrheit hält . Mit anderen Worten, Nemezirs Berechnungen müssen nicht stimmen – es genügt, daß die Aliens glauben , daß sie stimmen.
    Die Strategie, zu der sie sich entschlossen haben, entspricht übrigens der, die bei Gordon R. Taylors Bakterien verfolgt wurde: Wenn wir die Menschen lange genug innerhalb der Grenzen der Erde eingesperrt halten , sagen sie sich, dann werden sie sich die Köpfe daran einrennen und sich von selber ausrotten, und wir sind aller Sorgen ledig .
    Übrigens halte ich persönlich Nemezirs Berechnung für grundsätzlich richtig. Denn ob die Verdoppelungszeit 45 Jahre beträgt, 450 oder 4.500 – vor dem Hintergrund kosmischer Zeitmaßstäbe gliche eine Ausbreitung der Menschheit im Universum in jedem Fall einer Explosion.
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Das Konzept
    M IT FOLGENDEM TEXT stellte ich schließlich der Redaktion der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung mein Vorhaben vor:

    Stellen Sie sich eine Geschichte vor, die damit beginnt, daß auf einer Pflegestation für Apalliker ein Mann erwacht, der jahrelang im Wachkoma gelegen hat, so lange, daß nach menschlichem Ermessen keine Hoffnung mehr bestand. Seine Familie hatte ihn schon aufgegeben und sich, nach einer Zeit der Trauer, einem neuen Leben zugewandt. Für Befürworter eines kostenbewußten Gesundheitswesens war er einer der Kandidaten, bei denen ein Therapieabbruch in Erwägung zu ziehen war. Doch nun ist er entgegen aller Prognosen bei Bewußtsein, erholt sich schnell und kehrt in die Welt zurück, die er vor Jahren verlassen hat. Doch ist es überhaupt seine Welt? Sie erscheint ihm seltsam fremd. In seinen Erinnerungen mischen sich Bilder von früher mit Bildern, die dazu nicht passen, die überhaupt nichts zeigen von dem, was er um sich herum wiederfindet, und die ihm trotzdem wie die eigentliche Wirklichkeit vorkommen. In ihm reden Stimmen durcheinander, doch er versteht fast nichts von dem, was sie sagen. Am wenigsten identifizieren kann er sich mit dem Elementarsten von allem, mit seinem Namen. Er ist überzeugt, daß der Name, mit dem man ihn nennt, nicht der seine ist.

    Stellen Sie sich eine Geschichte vor, in der dieser Mann zu der Überzeugung kommt, in Wirklichkeit ein Außerirdischer zu sein, den es in den Körper eines Menschen verschlagen hat. Er kann nicht sagen, warum und wie, doch dieErinnerungen, die er als seine eigenen empfindet, sind Erinnerungen an eine andere Welt. Mit fremdem Blick beobachtet er das Treiben der Erdbewohner, mit fremdem Gefühl nimmt er auch sich selbst wahr, den Körper, in dem er lebt. Was soll er nun tun? Kennt man hier seine Heimatwelt? Gibt es eine Möglichkeit, Kontakt aufzunehmen, um Hilfe zu rufen? Für die Menschen um ihn herum ist das alles eine Wahnvorstellung. Der Neurologe, der ihn behandelt hat, ist fasziniert. Seine Frau fühlt sich ihm entfremdet und möchte nichts mehr mit ihm zu tun haben.
    Doch da ist noch ein geheimnisvoller Fremder, der ihn verfolgt und beobachtet und mehr zu wissen scheint als er selbst ...

    Stellen Sie sich eine Geschichte vor, in der sich gerade in dem Moment, in dem der Leser alles als Kunstgriff des Autors, unsere alltägliche Welt in Verfremdung zu schildern, erkannt zu haben glaubt, das Blatt wendet: Es stellt sich heraus, daß dieser Mann recht hat. Er ist tatsächlich ein Fremder auf dieser Welt. Er ist tatsächlich ein Gesandter außerirdischer Mächte. Und er ist nicht der einzige!

    Stellen Sie sich eine Geschichte vor, die – vielleicht – hinter unserer Gegenwart eine ungreifbare Verschwörung aufspürt. Sie leben mitten unter uns, Außerirdische in den Körpern von Menschen, seit langem schon, und sie verfolgen einen großangelegten, geheimen Plan mit einer Geduld, die nicht menschlich ist. Diese Wesen trifft unsere Hauptfigur und erkennt sie als Artgenossen. Sie verraten ihm, was er selber zum großen Teil vergessen hat: das Ziel der Fremden ist der Genozid. Sie unterwandern die Menschheit, um sie in die Selbstzerstörung zu führen. Langsam, unmerklich, Hauptsache endgültig. Die Menschen sind auszutilgen aus diesem Universum.
    Feindliche Außerirdische – ein alter Hut in der Science-Fiction? Ja. Aber die Außerirdischen unserer Geschichte haben einen ungewöhnlichen und verblüffend einleuchtenden Grund für ihre Feindschaft, der

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