Extra scha(r)f
einer Gehaltserhöhung gesagt, und ich war zu aufgeregt/ängstlich/beschäftigt mit meiner Rolle als Lara Croft, um an solche Details zu denken.
»Sicher«, antworte ich.
»Gut. Du bist eine schlaue Mädchen, Theglottsa«, erwidert er.
Ein größeres Lob könnte er mir nicht machen, und ich trinke einen Schluck von meiner Cola, um das zu feiern.
»Ja, du bist schlau, genau wie deine Vater. Ist die Wahrheit. Ich bin am meisten schlaue Mensch ich kenne!«
Wahrscheinlich ist er das sogar. Aber das ist nicht gerade ein Kompliment. Sie sollten mal die Leute sehen, die mein Vater kennt.
Nach einer Pause fügt er leise hinzu: »Aber du nicht bist so eine schlaue Mädchen wie Soulla.« Sanft schiebt sich seine Bemerkung über den Teppichboden, und es dauert ein paar Sekunden, bis mich die volle Erkenntnis trifft. Was zum Geier sollte in mich fahren, es meiner langweiligen, schwangeren Schwägerin gleichzutun? Die Vergangenheit hat mich gelehrt, dass Unterhaltungen dieser Art in eine einzige Richtung zielen.
»Was meinst du damit?«, entgegne ich, wobei ich versuche, mich innerlich gegen das zu wappnen, was jetzt kommt.
»Nun, Soulla nicht schuftet tot für andere Leute. Nein, Soulla heiratet deine Bruder, bleibt ganze Tag zu Hause, hat schöne Leben. Dafür deine Bruder sich arbeitet tot.«
Ich blicke zu Mum, ob sie Anstalten macht, sich einzumischen, aber sie ist nach wie vor völlig in das Fernsehprogramm vertieft. Außerdem, wer sagt, dass sie anderer Meinung ist? Schließlich lümmelt sie den ganzen Tag auf dem Sofa herum, während andere »sich arbeiten tot«, damit ihr Chipsvorrat niemals ausgeht.
Ich weiß gar nicht, warum ich mich so aufrege, schließlich ist dieses Thema nicht neu. Mögen auch die Meinungen meines Vaters ständig wechseln, sein Frauenbild ist unverrückbar: Frauen müssen demnach nett sein. Nett bedeutet in diesem Fall lange, fließende Gewänder (und nicht knappe, bauchfreie Oberteile wie im The Zone), zwei Ohrringe (und nicht fünf) sowie eine volle Lockenpracht (die, wie mein Vater jedem versichert, auf die alten Griechen zurückgeht und nicht auf die Darsteller aus Denver Clan , wie meine Mutter behauptet).
Nette Mädchen durchlaufen zwei Phasen. Die erste ist die Probezeit, als Gorry Girlie. Bescheuerter Ausdruck. »Gorry« ist griechisch für Mädchen, sodass es übersetzt »Mädchen Mädchen« heißt ... Aber wiederum nicht ganz so bescheuert, weil »Gorry« die absolute Steigerung von mädchenhaft bedeutet. Emily ist ein typisches Gorry Girlie. Pechschwarze Haare, dunkle Haut, große, schwarze Augen und volle Lippen, sodass sie immer einen halben Lipgloss für eine Schicht braucht. So schwer es mir auch fällt, dieser verzogenen Göre etwas Positives abzugewinnen, muss ich dennoch zugeben, dass meine Schwester ein sehr hübsches Mädchen ist. Zumindest seit sie alt genug ist, um mit einer Pinzette umzugehen und zu erkennen, dass zusammengewachsene Augenbrauen keinem gängigen Schönheitsideal entsprechen - Haarwuchs an den unpassendsten Stellen ist das Kreuz, mit dem wir Griechinnen leben müssen. Meine Schwester verbringt - voll aufgedonnert - jede freie Minute im Einkaufszentrum in Wood Green, wo sie mit ihren Girlie-Freundinnen abhängt. Dort flirten sie mit Jungs, schicken sich SMS und Klingeltöne, flirten mit Jungs, diskutieren, ob sie zu Pizza Hut oder zu McDonald‘s gehen sollen, flirten mit Jungs und flirten ... mit Jungs.
Ich war nie auf dieser Wellenlänge, und ich werde auch nie die zweite Phase einer netten Frau erreichen - nämlich das voll entwickelte, erwachsene Gorry Girlie wie beispielsweise meine Schwägerin Soulla.
»Du zu viel dich kümmerst um Karriere, du verpasst die Anschluss«, sagt mein Vater.
Das ist auf mein Liebesleben gemünzt. Wie alle Griechinnen (gut, ich bin nur halb griechisch, aber laut meinem Vater ist wissenschaftlich erwiesen, dass die griechische Hälfte stets dominiert) kam ich nach der Eheschließung meiner Eltern zur Welt. Wahrscheinlich sind Hochzeits- und Geburtsdatum auf meinen Schädel tätowiert wie bei Damien die 666.
»Keine Sorge, Dad, bei meinem Job lerne ich jede Menge Männer kennen«, entgegne ich.
»Das nicht sind Männer, das sind Homos«, kommt prompt zurück. »Und wie viele von diese Männer sind Grieche?«
Mein Vater ist der Meinung, für einen richtigen Mann sei Tanzen kein Zeitvertreib, geschweige denn ein Beruf - außer natürlich, es handelt sich um griechische Tänze, was in diesem Fall so männlich ist, wie
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