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Extra scha(r)f

Extra scha(r)f

Titel: Extra scha(r)f Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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Doktortitel trägt.

Das bisschen, in dem ich meinen ersten Tag als Managerin spielend schaffe (in meinen Träumen)
    Wahrend ich meinen Platz einnehme und mich angurte, verkündet eine Computerstimme: »Fünfzehn Sekunden bis zum Start ... Unbefugte müssen das Gelände räumen ... Zehn Sekunden bis zum Start ... Unbefugte müssen -«
    Nein, ich befinde mich nicht in einer Raumfähre. Wie auch? Vielmehr fahre ich mit der U-Bahn zur Arbeit. Von Wood Green zum Piccadilly Circus. Zwölf Stationen. Was die Stimme uns in Wirklichkeit mitteilt, ist, dass eine Bahn an der Station Caledonian Road aufgrund technischer Probleme stillsteht und mit Verzögerungen zu rechnen ist - wieder einmal.
    Aber diese Fahrt kommt mir vor, als wäre ich nicht zur Arbeit unterwegs, sondern zu einem anderen Planeten. Mein Berufsleben könnte sich von meinem Privatleben nicht krasser unterscheiden, wenn alle im The Zone spitze Ohren hätten und klingonisch sprechen würden.
    Beruf: Furnierholz, Marmor und makrobiotische Kost über sieben Etagen.
    Privat: Chaos, noch mehr Chaos und Monsterschokoladenkuchen über zwei Etagen.
    Beruf: hochmoderne Trainingsgeräte in ausreichender Zahl, um jeden übergewichtigen Amerikaner in Disney World/Florida auf Kleidergröße 36 schrumpfen zu lassen.
    Privat: ein altersschwacher Staubsauger, dessen Beutel zuletzt im Jahr 1998 gewechselt wurde.
    Beruf: schwitzende Männer auf Ergotrainern, die über Headset telefonieren: »Sag ihm, er bekommt einen Vertrag für die nächsten drei Alben. Den können wir dann in Cannes unterzeichnen.«
    Privat: ein schwitzender Mann auf einem Sofa: »Ich war heute eine zähe Verhandeispartner bei Kauf von Toaster. Ich sage euch, ich bin die beste Mann in Verhandeln.«
    Seit gut drei Jahren führe ich dieses Doppelleben, pendle zwischen zwei grundverschiedenen Welten hin und her. Es ist nicht nur der Ortswechsel, der mir zu schaffen macht, sondern auch die vollständige Persönlichkeitswandlung, die ich durchlaufe. Von Theglitsa zu Charlie in zwölf gedankenverlorenen Zwischenstopps. Sigourney Weaver hat es leichter. Mag ja sein, dass sie noch mal so ein ekliges Alien entdecken muss, aber dafür muss sie sich nicht von Planet zu Planet neu erfinden!
    Als die Bahn sich wieder in Bewegung setzt, versuche ich mich auf mein optimales körperliches Erscheinungsbild zu besinnen. Schließlich ist ab heute alles anders. Ich bin jetzt keine einfache Angestellte mehr. Ab heute bin ich die Chefin, die Studiomanagerin. Der Oberboss.
    Ich muss gestehen, ich habe ganz schön Bammel.
    Ich stehe an der Ecke Brewer/Glasshouse Street und schaue nach oben. Die gläserne Außenfassade des Zone ist wie ein gigantischer Spiegel. Über die Straße hinweg kann ich mein Spiegelbild erkennen, allerdings leicht verzerrt, sodass ich über zwei Meter groß und superdünn wirke. Nette Idee des Architekten. So glaubt jeder Kunde vor dem Betreten des Studios, den Körper eines Athleten zu haben und lediglich ein paar Gewichte stemmen/einen Tae-Bo-Kurs machen zu müssen, um Olympiaformat zu erreichen. Was vermutlich die meisten unserer Mitglieder bereits haben.
    Als Geschäftsführerin kann ich eigentlich von meinen Mitgliedern sprechen.
    Mit einem dumpfen Geräusch öffnet sich die automatische Schiebetür. Zwischen mir und dem Bodenkontrollzentrum liegen circa sechs Meter Hochglanzboden. Gemeint ist die Empfangstheke aus Marmor. Meine Empfangstheke aus Marmor. Darüber hängt an Stahlseilen eine Platte aus demselben weißen Marmor, ungeschliffen und mit Rissen, als würde sie aus einer antiken römischen Ruine stammen. Darauf eingraviert sind die Worte: SIE BEFINDEN SICH HIER IM THE ZONE.
    Mein The Zone.
    Uber sieben Etagen körperliche Aktivitäten und der modernste Bleibfitstattdick-Gerätepark. Bei der Hälfte der Geräte weiß ich nicht mal, wofür sie gut sind. Aber was soll‘s, wichtig ist nur, dass sie jetzt alle mir gehören. Na ja, gehören ist vielleicht übertrieben. Eigentlich gehören sie Jamie. Außerdem habe ich mit den meisten Geräten nichts zu tun. Für die komplizierten Geräte ist Mr Motzki alias Steve zuständig. Und für den Pool, den Schönheitssalon und die alternativen Heilbehandlungen sind die Pool-, Schönheitssalon- und alternative Heilbehandlungen-Leute verantwortlich. Aber dafür bin ich für die Leute verantwortlich. Wer ist ab heute ihr erster Ansprechpartner? Ganz richtig, ich.
    Und genau davor habe ich Bammel. Am liebsten würde ich mich an meinem ersten Tag als Managerin in

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