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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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gewonnen.

LEVEL 37
    Unsere Zeit läuft ab. Aus den unteren Stockwerken donnern schon die Befehle hoch, und Knobelbecher mit Schneematsch an den Sohlen knallen auf die Stufen. Sie fangen also an, die Räume zu durchsuchen. Eine Minute noch, vielleicht zwei, dann werden sie die Tür aufbrechen. Du schaust mich lange an, und für eine Sekunde scheint es, als würdest du den Vorhang ein Stück zur Seite ziehen, um ein Lächeln daran vorbeizuschmuggeln. Doch dann zersplittert unten die erste Tür, und du schaust weg, redest davon, dass wir den Jungs bestimmt genug Vorsprung verschafft haben und ja alles wie geplant gelaufen ist.
    »Im Hauptquartier wissen sie jetzt bestimmt schon Bescheid.«
    Ja, sicher. Die Sprengfallen unten im Flaknest sind scharfgemacht, gleich geht der Zauber los. Erstaunlich, diese Distanz, selbst jetzt noch. Ohne Eile knöpfst du deine Strickjacke zu, als ob es übernächste Woche noch reichlich Möglichkeiten gäbe, sich beim Tee im Empire näher bekannt zu machen, zwischen Palmen und Kristallleuchtern. Alleine seien die Chancen wohl besser, sagst du, immer noch mit den Knöpfen beschäftigt.
    »Wahrscheinlich«.
    antworte ich, ohne nachzudenken. Das wäre wohl mein letzter Rettungsanker gewesen. Im nächsten Moment hat deine Hand schon den Türknauf erreicht, und du flüsterst »Also«.
    »Dann«, antworte ich und mache noch einen Schritt nach vorn, aber du bist schon lautlos im Flur verschwunden. Während die Tür wieder zuknarrt, starre ich auf die alte Wand, auf die mit einer Schablone die Worte „LSR VORN« aufgemalt wurden. In diesem Moment hallt das leise Brummen der Motoren durch das Tal. Die Ju wird gleich da sein - perfekt im Zeitplan. aber viel zu spät für uns.
    »Bimmelimmelim!«, der Flow ist hin. Warum in aller Welt hat der Macher von Castle Wolfenstein bloß dieses idiotische Geräusch eingebaut, sobald man in eine Wand reinläuft? Warum, warum, warum? Dabei hat das Spiel gigantisches Potenzial, trotz der groben Sprites und den armseligen braunen Linien, die wohl Mauem darstellen sollen. Wolfenstein zieht einen magisch in seine Welt rein. Spätestens nach dem vierten Level hat man das Gefühl, mit der Luger hinter einer alten Mauer zu kauern und auf das tödliche Klimpern von einem Bündel Stabhandgranaten auf dem Steinboden zu warten. Und diese herrliche Sprachausgabe erst! Laut Nick hat der amerikanische Programmierer die Sätze ja selbst eingesprochen, und ausnahmsweise liegt er da, glaube ich, richtig. Dieses gekrächzte »Essess« und das »wasistlos« klingen ungefähr so deutsch wie das Englisch von DJ Bobo englisch. Wolfenstein könnte so schön sein, wenn nur nicht dieses blöde Gebimmel wäre. Ich beschließe, mich zusammenzureißen und weiterzuspielen, allein schon deshalb, weil das eine verbotene Handlung darstellt. Streng genommen steht das Game nämlich wegen der kleinen Hakenkreuze auf den Uniformen der Gegner immer noch auf dem Index, wahrscheinlich zusammen mit Lady Chatterleys »Lover«.
    Nach den stundenlangen Lektionen über die TTL-Logik des Apple II habe ich mir eine Runde des einzig passablen Spiels, das es für die Kiste gibt, verdient, finde ich. Leider sind meine Zockskills bei Castle Wolfenstein derart eingerostet, dass mich die blauen SS-Männchen innerhalb von Sekunden niederballern und mir ein hämisches »Kapputt!« entgegenhusten. Nach zehn Versuchen finde ich in einer der Truhen eine Flasche »Schnapps« und deute das als Signal dafür, es mit der Fortbildung für heute bewenden zu lassen. Eher aus Gewohnheit verzocke ich noch die verbleibenden Leben. An dieser Stelle würde Nick die Geschichte von Castle Smurfenstein erzählen, der gehackten Version des Spiels, in der alle Nazis durch Schlümpfe ersetzt wurden, und die gemeinhin als die allererste Mod gilt. Ich würde standardmäßig mit einem Witz kontern, in dem mindestens einmal der Name Paul Weller vorkommt, und hinzufügen, dass es ja gar keine Burg Wolfenstein gibt, sondern höchstens eine Burg Wolfstein in der Oberpfalz. und dass der Programmierer Silas Warner wahrscheinlich eher vom Film »Spione sterben einsam« inspiriert war, der wiederum auf der Festung Hohenwerfen bei Salzburg gedreht wurde. Schließlich wäre Nick wieder an der Reihe und würde das Duell mit der Information gewinnen, dass Programmierer Warner schon Mitte der Nuller verstorben sei, arbeitslos und 150 Kilo schwer. An dieser Stelle hätte ich schon halb weggehört, wie ich es meistens tue, wenn er mal wieder über

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